Meagan McKinney
seinen blonden Kopf zurück und lachte auf. Wieder stieg der
Zorn heftig in ihm auf. »Lüg mich nicht an. Sag nicht, du liebtest. ihn, denn
das kann ich einfach nicht glauben.«
Als sie ihn
ansah, erkannte sie plötzlich, warum sie und Anson niemals hätten
glücklich werden können. Obwohl sie oberflächlich so gut zusammenpaßten,
hatten sie vollkommen verschiedene Weltanschauungen. Sie wollte Liebe. Er
wollte das, was die Gesellschaft für das Beste hielt. Sie wollte Anerkennung,
er wollte Perfektion. Sie wollte sich an der starken Schulter eines Mannes
ausweinen und ihre tonnenschweren
Lasten loswerden. Er verabscheute es, wenn seine teuren Krawatten befeuchtet
wurden. »Na komm, sag mir, daß du ihn liebst«, verlangte er scharf, während er
den Gästen um sie herum zulächelte.
Sie sah ihn
nur wortlos an.
Er
lächelte. »Ich wußte es doch.« Seine Augen leuchteten in Triumph auf. »Ich
wußte, daß du so einen Mann nicht lieben könntest.«
»Er zieht
mich an. Das habe ich schon gespürt, als ich ihm zum allerersten Mal begegnet
bin.« Sie wußte nicht, warum sie meinte, es ihm erklären zu müssen. Und ihr
kam der Verdacht, daß sie es vielleicht für sich selbst brauchte.
»Ah, gut.
Aber das ist keine Liebe.«
»Nein.«
»Sag mir,
du liebst ihn, Alana, und ich laß dich in Ruhe. Tust du es nicht, quäle ich
dich bis ans Ende deiner Tage, daß du eine Annullierung beantragst.«
»Ich liebe
ihn.« Sie wagte es nicht, ihn anzusehen, denn plötzlich wurde sie von einem
heftigen Gefühl überwältigt. Es war die dickste Lüge, die sie je von sich
gegeben hatte, und doch hatte sie nicht das Gefühl, gelogen zu haben. Sie
hatte ein viel übleres Gefühl, und plötzlich packte sie eine heftige Panik.
Zum
Entsetzen und zur Freude der Gäste blieb Anson in der Mitte der Tanzfläche
ruckartig stehen. Er zog sie an sich, ohne sich um einen Skandal zu kümmern.
»Du willst mir erzählen, daß du dich in einen gottverdammten irischen Bauern
verliebt hast? Daß du mich zurückgewiesen hast, weil du tatsächlich lieber mit
diesem... katholischen Bastard zusammen bist?« flüsterte er wütend.
»ja«,
preßte sie hervor.
Nur wenige
Male in seinem Leben hatte Anson Vanbrugh-Stevens nicht das bekommen, was er
wollte. Alana vermutete, daß dies ein Grund war, warum er sie so hartnäckig
umworben hatte. Der Gedanke zu verlieren war ihm unerträglich, aber sie wußte,
diesmal mußte er die Niederlage eingestehen. Er war sich so sicher gewesen,
daß sie schließlich doch ja sagte. Nun war das Schlimmste geschehen.
Ohne ein
weiteres Wort verbeugte er sich vor ihr und drängte sich durch die Menge. Er
verlief? den Ball mit versteinerter Miene, ohne der Gastgeberin gedankt zu
haben.
Alana
spürte die Blicke in ihrem Rücken wie Messer. Den Tränen nah floh sie auf den
Balkon, wo sie die Seeluft in tiefen Zügen einatmete. Doch sie konnte ihre
Tränen nicht unterdrücken. Sie hatte Anson nicht weh tun wollen. Mochte er auch
Fehler haben, so besaß er doch das Recht auf Entrüstung. Sie hatte ihn mit
ihrer hastigen Hochzeit schrecklich übergangen. Nun hatte sie ihn auch noch
belogen. Oder vielleicht doch nicht? Die Tränen strömten nur noch heftiger,
als sie sich zu zwingen versuchte, nicht über die Gründe nachzudenken. Aber
natürlich konnte es nicht wahr sein. Sie konnte Trevor nicht lieben – sie kannte
ihn ja kaum. Dennoch erkannte sie zum ersten Mal die Möglichkeit an, sich in
ihren Ehemann zu verlieben. Und dieser Gedanke raubte ihr den Atem.
»Du
solltest dich nicht so quälen, Alana. Maras Erfolg geht vorwärts. Du bist im
Handumdrehen wieder bei ihm.«
Die kalte
Stimme ließ sie zusammenzucken. Sie sah auf und entdeckte Trevor, der neben ihr
auf dem dunklen
Balkon stand. Gegen ihren Willen erschauderte sie.
Er lachte
bösartig auf. »Ich ersehe an Mr. Stevens eiliger Verabschiedung, daß Geduld
nicht zu seinen großen Tugenden gehört.«
»Er wollte
mich heiraten«, sagte sie ruhig. »Es war grausam, ihn nicht über meine Hochzeit
zu informieren.«
»Er wird
darüber hinwegkommen.«
Seine
Gefühllosigkeit schockierte sie. Wann würde sie sich auf sie richten? Und würde
es sie vollkommen vernichten? »Ansons Erscheinen hat dich offenbar aus der
Fassung gebracht, Trevor.«
»Er ist
alles, was ich an dir nicht mag, á mhúirnin. «
»Und was
ist das konkret?« fragte sie wütend, während sie ihre Demütigung hinter einer
starren Maske verbarg. Er hatte sie mit etwas in Gälisch betitelt. War es
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