Mecklenburger Winter
grinste. „War es, aber Bella ist gut an den Hilfen. Die macht alles, was ich von ihr will und dann ist sie richtig losgezogen und hat sich lang gemacht. Ich dachte erst, die nimmt die vordere Stange noch mit. Hat sie nicht. Sie war großartig!“
„Gratulation. Ein echter Sieger.“ Kai klopfte Leon auf die Schulter und zog seine Hand sofort zurück, auch wenn er sie liebend gerne an dessen rosafarbene Wangen gelegt hätte, ihm diese Strähnen zurück gestrichen hätte. Seine Finger juckten und er umschloss sein Glas fester. Leon sah ihn unsicher an. Es war so verdammt schwer. Genau deshalb hasste Kai solche Versteckspiele. Scheiße! Seit seinem Outing hatte er nie mehr so tun müssen, als ob er hetero wäre und nun ließ er sich wieder darauf ein.
„Danke.“ Leon lächelte. Ihm fiel es wohl kaum leichter, allerdings hatte er sich deutlich besser im Griff. Kunststück. Bis vor Kurzem hat er sich auch noch für einen braven Hetero gehalten!
Suchend sah er sich um. „Wo ist …?“
„Der hatte noch was zu besprechen“, erklärte Kai achselzuckend. „Er meinte, du kannst am Hänger auf ihn warten, er wollte gleich losfahren.“
„Okay.“ Leon ließ sich nicht anmerken, wie er darüber dachte, trank seine Cola rasch aus und fragte: „Kommst du mit? Du kennst meine Bella noch nicht. Magst du sie kennenlernen?“
„Oh ja, stell mir das tolle Mädchen vor, dem dein Herz verfallen ist“, gab Kai grinsend zurück und zwinkerte Leon zu. Verlegen sah dieser sich um und Kai verpasste sich eine innere Ohrfeige. Mit Leon zu flachsen war wie Radfahren auf spiegelglatter Straße. Egal, wenn, dann mit voller Wucht auf die Schnauze, befahl sich Kai und legt seinen Arm um Leon. „Ich will wissen, mit wem ich konkurrieren muss. Darf ich mich mit ihr um dich prügeln?“, flüsterte er leise. Seine Umarmung war harmlos. Nach außen hin. Er wusste, dass sie nur wie gute Freunde aussahen. Wie viel mehr dahinter steckte, wussten nur sie beide. Ein Spiel mit dem Feuer. Kai liebte Risiken und Herausforderungen.
Leon spannte sich an, ließ ihn jedoch gewähren, raunte zurück: „Gegen Bella hast du keine Chance. Die ist größer und stärker.“ Verstohlen stieß er ihn in die Seite. Kai grinste zufrieden. Immerhin spielte Leon das Spiel mit. „Zum Glück ist sie ein Mädchen und ich muss folglich nicht mit einem einen Meter langen Schwanz konkurrieren. So wie Dirk“, konterte Kai kichernd. Leon stoppte kurz in der Bewegung und lachte laut los. „Oh Mann! Hast du jemals den Schwanz eines Pferde gesehen? Der ist nicht so lang.“
„Na da bin ich ja beruhigt.“ Kai seufzte übertrieben und folgte Leon zu den Hängern. Hach, Leon riecht so gut. Der herbe Duft nach Pferd und Schweiß ergab eine verführerische Mischung. Ihm nahe zu sein, war himmlisch und höllisch zugleich, denn mehr als freundschaftliche Gesten waren da nicht drin. Abermals verfluchte Kai Leons dämlichen Vater.
Auch Leon erhielt einige Glückwünsche von anderen Reitern, während sie zu dem grauen Pferdeanhänger hinter dem alten Geländewagen gingen. Leon öffnete die Hängertür und augenblicklich kam eine braune Pferdenase heraus und brummelte ihn höchst erfreut an.
„Hallo meine Kleine“, begrüßte Leon sie mit tiefer Stimme. „Darf ich dir mal jemanden vorstellen? Das ist Kai.“
„Hallo, meine Schöne.“ Kai betrachtete die beiden aus sicherer Entfernung. Die Pferdedame verhielt sich indes alles andere als ladylike und fummelte mit ihren großen Lippen sofort an Leons Jacke herum. Kai kam skeptisch näher. Riesige, gelbe Zähne blitzten in dem großen Maul auf und - Himmel noch einmal, hat die große Nüstern und riesige Augen!
Kai hob zaghaft grüßend die Hand, wagte sich allerdings nicht in den Bereich des großen Pferdekopfes.
„Sie beißt dich schon nicht“, meinte Leon lachend und kletterte in den Hänger. „Sie ist aber wirklich verdammt groß“, wandte Kai dagegen ein und trat dennoch näher. Die Pferdedame war weniger an ihm, als an Leon interessiert und ein Teil von Kai bemerkte eifersüchtig, wie selbstverständlich zärtlich er mit ihr umging. Die großen, braunen Augen richteten sich neugierig auf Kai und er vermeinte darin durchaus ein natürlich, weibliches Misstrauen zu erkennen.
Die weiß doch haargenau, was ich für Leon empfinde. Ganz bestimmt sogar. Frauen haben für so etwas ein Gespür. Und diese Frau war kein Barbiepüppchen, die hier hatte gewaltige Zähne und eisenbewehrte Hufe.
„Sie war so
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