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Mecklenburger Winter

Mecklenburger Winter

Titel: Mecklenburger Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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besser. Er bestritt regelmäßig einen ehrgeizigen Wettstreit mit dem Fitnessgerät, welches ihm Kai zugewiesen hatte und war natürlich am verlieren. Muskelmasse gegen Stahl und Technik; der Ausgang war immer klar. Was diesem Muskelberg allerdings nicht in das viel zu kleine Gehirn zu gehen schien.
    Kai seufzte verhalten. Es gab immerhin auch Kerle mit Muskeln, die was im Hirn hatten. Dieser hier war auch noch blond und entsprach damit jedem gängigen Klischee. Keuchend kämpfte er seinen männlichen Ritualkampf: Mensch gegen Maschine. Bloß nicht aufgeben, ja nie Schwäche zeigen und sei es einem hoffnungslos überlegenen Gerät gegenüber.  
    Kai warf sich das Handtuch über die Schulter, welches er für Leon vorgesehen hatte; eine natürlich völlig unverfänglich freundschaftliche Geste nach dem harten Training; und marschierte zu dem blonden Muskelpaket hin, um gegebenenfalls Verletzungen zu verhindern. Er wusste schon, wie das Gespräch ablaufen würde, er hatte es unzählige Male geführt. Sobald auch nur der Verdacht einer Selbstüberschätzung aufkam, schalteten solche Typen auf stur. Diplomatie war nicht unbedingt Kais Stärke, er hatte sie daher mühsam erlernen müssen. Muskeln konnten zwar kein Fitnessgerät besiegen, ihn allerdings sehr wohl.
    „Du bist ja heute richtig gut drauf.“ Kai heuchelte Bewunderung. „Das schaffen nur wenige, bei dem Gewicht so lange durchzuhalten.“
    „Sind ja auch nur … wenige ... so stark.“ Blondie keuchte mit hochrotem Kopf und presste die Arme, die bereits bedenklich zitterten, erneut nach vorne. Für einen verführerischen Moment war Kai versucht, ihm beim Scheitern zuzusehen, dann siegte sein Verantwortungsbewusstsein.
    „Der Letzte, der es so lange durchgehalten hat, war Hans. Das war ein Typ. Arme wie ein Bär.“ Kai setzte sich neben Blondie, der ächzend weitermachte. „Mann, war der toll. Der war nur leider nicht schlau genug zu wissen, wann er aufhören sollte.“ Kai benutzte einen unverfänglichen Plauderton. „Stell dir vor, der hat tatsächlich so lange weitergemacht, bis ihm der Bizeps gerissen ist. Ganz schön dumm, oder? Tja, ist nie wieder richtig verheilt. Aber der war auch lange nicht so stark wie du. Viel Erfolg noch.“ Kai stand auf, wandte sich um und schlenderte davon.
    Ob Blondie seine Lüge durchschauen konnte? Nein, so viel Hirn war nicht aktiv. Vielleicht kam jedoch die wesentliche Botschaft an. Hinter sich vernahm er ein letztes, lautes Keuchen und dann brach das surrende Geräusch der Maschine ab. Zufrieden nickte Kai. Offenbar waren noch ein paar Gehirnzellen nicht in Muskelmasse umgewandelt worden.
    Sein Blick schweifte durch den Raum. Es war viel los heute, an fast jedem Gerät war jemand am Trainieren. Leon war spät gekommen und hatte verlegen gefragt, ob er ihn wohl nachhause fahren könnte, denn sonst könnte er nicht lange trainieren, da er seinen Bus verpassen würde. Natürlich hatte Kai sofort zugestimmt, jede Minute länger mit Leon war kostbar. Es waren viel zu wenige.
    Sein Blick wanderte prompt zu ihm. Verflucht noch einmal, warum müssen ausgerechnet heute so viele Kunden da sein? Ihm blieb nicht mal eine versteckte Berührung, kaum ein verstohlener Blick. Leon selbst lächelte ihn ab und an an und konzentrierte sich sofort wieder auf sein Gerät.
    Seit sie sich geküsst und bei Stufe zwei sogar berührt hatten, fiel es Kai noch schwerer, seine Hände bei sich zu behalten. Sie waren nicht alleine und damit zu diesem verflixten Versteckspielen gezwungen. Es kotzte ihn an. Noch immer schwebten die Worte: „Ich kann nicht schwul sein“ über Kai. Dämlicher Burghardt . Ob der auch nur erahnen konnte, was er Leon und auch Kai angetan hatte?
    Wütend auf sich, seine Bedürfnisse und die viel zu intensiven Gefühle, ging Kai zum Aufenthaltsraum. Er hatte dort nicht wirklich etwas zu tun, aber es brachte ihn von Leon und dessen verführerischen Körper weg.
    Nur einmal die Fingerspitzen über das Rückgrat fahren lassen, dorthin, wo die graue Sporthose anfängt und dann langsam tiefer, der schmalen Schlucht folgen …
    Scheiße! Kai presste die Lider fest aufeinander. Du hast dich im Griff, du hast dich im Griff. Rasch trat er an den Kaffeeautomaten heran und machte sich einen Cappuccino.
    „Das ist eine gute Idee! Machst du mir auch einen?“ Angie kam herein. „Läuft da nun was zwischen dir und dem süßen Reiterjungen?“ Kai hob überrascht den Kopf und ertappte sich bei einem prüfenden Blick auf seinen

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