Mecklenburger Winter
Torten.
„Lasst es euch ordentlich schmecken“, forderte Christel sie auf. Leons Grinsen wurde noch breiter, und wenn Christel sein Herz nicht schon zuvor mit ihren Pferden gewonnen hatte, mit den Köstlichkeiten, die sie auftischte, hatte sie es nun im Sturm erobert.
Leon ist ein echtes Leckermäulchen, seufzte Kai neidisch und betrachtete die Torten skeptisch und sehnsüchtig. Jedes Stück davon grinste ihn höhnisch an und zählte laut vernehmlich auf, wie viel Gramm Fett, Kohlenhydrate und andere ungesunde, wenngleich verführerisch lecker schmeckende, Sachen es enthielt. Ach was, einmal ist keinmal, überredete Kais hungriger Magen im Handumdrehen sein schlechtes Gewissen.
„Apfelsahnetorte?“, lockte ihn Christel zudem unfair, indem sie ihm das köstlich duftende Stück direkt unter die Nase hielt. „Mit eigenen Äpfeln.“ Scheiße, riecht das gut.
Seufzend nickte Kai und wagte sich an die Vernichtung. Leon verschlang sein Stück, als ob er weder gefrühstückt, noch in den letzten drei Wochen überhaupt etwas zu essen bekommen hätte. Christels hartnäckige Versuche, Kai ein paar Pfunde mehr auf die Rippen zu bringen waren ihm irgendwann gar nicht so unrecht, auch wenn er wusste, dass er die folgenden Wochen mehr trainieren musste, um die Unmengen von Sahne und Zucker loszuwerden, die ihre köstlichen Kuchen enthielten. Christel strahlte und hatte ihn rasch in ein Gespräch über seinen Sport verwickelt.
„Ich kann nicht mehr“, wimmerte er irgendwann hilflos, während Leon vergnügt noch ein Stück Apfeltorte verspeiste. Wo lässt der das bloß? „Danke, es war superlecker, aber ich platze gleich“, entschuldigte sich Kai.
Christel lachte vergnügt. „Wenn ich mit Leon unterwegs bin, kannst du dich gerne noch bedienen. Ich lass einfach alles stehen, wenn du noch Hunger bekommen solltest. Vertragen kannst du es.“
„Oh, kann ich nicht mitkommen?“ Darüber hatte Kai sich vorher keine Gedanken gemacht. Auf jeden Fall wollte er Leon reiten sehen. Enge Reiterhosen wurden so langsam zu seinem neuen Fetisch. Zumindest wenn Leon da drin steckte. „Hast du eventuell ein Fahrrad hier? Dann radel ich.“
Sie warf ihm einen skeptischen Blick zu: „Ich habe noch das Rad meines Sohnes hier. Aber wir werden bestimmt viel traben und galoppieren. Meine Pferde sind schließlich keine Schlaftabletten. Ich weiß nicht, ob du da mithalten kannst.“
„Lassen wir es drauf ankommen.“ Kai reckte kampflustig das Kinn. Los ihr Pfunde, ihr dürft gleich wieder purzeln. „Vermutlich geht euren Gäu ...“, hastig brach er ab, als Christels und Leons Miene sich prompt verfinsterte, „euren Pferden schneller die Luft aus, als mir.“
„Das glaube ich eher nicht.“ Christel schüttelte energisch den Kopf. „Ben Hur, der Wallach, den Leon gleich reiten wird, hat bereits ein paar Distanzritte absolviert. Eigentlich sollte er dieses Jahr wieder im Sport eingesetzt werden, aber leider hat seine bisherige Reiterin keine Zeit mehr und ich ...“, sie grinste verlegen, „ich bin gerade nicht fit genug für mehr als die 20-Kilometer-Runden hier. Mein Knie macht mir bei längeren Strecken Probleme.“
„Echt, der ist schon einen Distanzritt gelaufen?“, hakte Leon neugierig nach und ein winziger Schatten flog über sein Gesicht. Klar, er dachte wohl an ihre tollen Wunschpläne, wie er und Kai zusammen seine Bella trainieren würden. Das hatte sich ja nun auch in Schall und Rauch aufgelöst. Verdammter Burghardt. Kai knirschte innerlich mit den Zähnen.
„Ja, klar. Und er war auch recht gut darin. Hast du schon einmal an einem solchen Wettbewerb teilgenommen?“, erkundigte sich Christel interessiert. Leon schüttelte augenblicklich den Kopf. „Nein, nur Dressur und Springen. Ich wusste bis vor Kurzem gar nicht, dass es das gibt. Susanne hat es mir erzählt. Bei uns in der Gegend gibt es so etwas gar nicht, glaube ich und außerdem ...“, er schluckte hart und warf Kai einen flüchtigen Blick zu, „mein Vater hat ohnehin gerade mein Turnierpferd verkauft. Ich hätte momentan gar keins, mit dem ich das machen könnte.“
„Oh, das tut mir echt leid.“ Christel legte solidarisch mitfühlend ihren Arm um Leon. Oh ja, sie schien genau zu wissen, wie dieser sich fühlte. Kai verspürte einen winzigen, eifersüchtigen Stich. Diese ganze Pferdesache lief an ihm vorbei, da verstand er zu wenig davon. Auch von Leon und immerhin waren Pferde ein Teil seiner Welt. Nun, das lässt sich ja ändern.
„Also
Weitere Kostenlose Bücher