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Mecklenburger Winter

Mecklenburger Winter

Titel: Mecklenburger Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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musste, wenn sie ihm eine mehr als großzügige Essensportion eigenhändig reinzwängen wollte.
    „Laufmasche gefällt mir besser als Bohnenstange“, murmelte er, als er das Fahrrad neben Leon schob, der sich bereits in den Sattel geschwungen hatte. „Mir auch“, erklärte Leon verschmitzt und biss sich auf die Unterlippe. „Auf geht es.“
    Kai war sehr froh, dass er mit Dirks Fahrrad unterwegs war. Es war viel leichter neben Leon und dem flott vorantrabenden Pferd zu bleiben. Sie flogen geradezu über die Wege, wurden nur gelegentlich von den unvermeidlichen Pfützen aufgehalten, die offenkundig nicht nur Kai missfielen, denn auch Leons Pferd stoppte davor und brachte teilweise seinen Reiter in Sitznot. Kai konnte seine Zunge natürlich nicht zügeln, doch Leon konterte unerwartet cool. Bald schon flachsten sie hin und her, lachten ausgelassen und ließen die Sonne gegen ihre strahlenden Gesichter blass aussehen.
    Training in Leons Gesellschaft. Was kann es Besseres geben? E s war Frühling und Leon endlich aus seinem Bau gekommen. Kai genoss jeden Moment ihres Ausflugs, träumte davon, wie es sein würde, daheim öfter mit Leon unterwegs zu sein. Allerdings waren ihre Pläne durch den Verkauf von Bella vorerst gescheitert. Diese Freiheit würde Leon ganz gewiss nicht oft genießen dürfen. Hoffen durfte man allerdings immer.
    Kai fühlte sich rundum gut. Schweiß bedeckte den gesamten Körper, die Muskeln arbeiteten gewohnt geschmeidig, seine Bewegungen waren fließend, selbstverständlich. Er erinnerte sich an den Spruch: „Wahres Können erfordert keine Kraft mehr“ und konnte nur bekräftigend nicken. Der Schimmel neben ihm dampfte vor Schweiß, schien jedoch nie die Lust am Laufen zu verlieren. Und Leon? Sah einfach großartig aus.
    Bedauerlicherweise näherten sie sich viel zu schnell dem Hof und dem Ende ihres Ausflugs. Das letzte Stück ließ Leon das Pferd im Schritt gehen und Kai fuhr Kreise auf der Straße. Sein Körper kühlte langsam ab und mit dem kühlen Gefühl, trotz der angenehmen Schwere der müden Muskeln, kam auch der Gedanke an ihre Heimfahrt. Ob es Leon ähnlich geht?  
    Er war ein wenig schweigsamer geworden, spielte gedankenverloren in der langen Mähne des Pferdes herum und hob erst den Kopf, als sie auf dem Hof angelangt waren und Christel ihnen lächelnd entgegenkam. Freudestrahlend berichtete Leon von seinem Ritt, während er absattelte und das Tier versorgte. Christel brachte ihm einen Futtereimer schien sich ebenso über Leons Enthusiasmus zu freuen und wollte alles haargenau wissen.
    Kai fröstelte, unterbrach die beiden jedoch eher ungern und lächelte entschuldigend. „Ich ziehe mich eben um.“
    „Aber natürlich. Entschuldige bitte, Kai. Du bist ja durchgeschwitzt und wir quatschen hier stundenlang. Wenn du duschen willst: gleich die zweite Tür rechts, wenn du reinkommst. Nimm dir einfach ein Handtuch und übersehe großzügig das Chaos. Essen ist auch schon am köcheln. Los Leon, sehen wir zu, dass wir deinen Freund ins Warme bekommen. Wir können drinnen weiter klönen.“
    Das Angebot, zu duschen, erschien Kai sehr reizvoll und er nahm es dankbar an. Leon und Christel verschwanden in der Küche, während er den kleinen Raum betrat. Das Badezimmer bot nur Platz für ein Klo, Waschbecken, Waschmaschine und die Dusche. Vorsichtig schob sich Kai durch das Durcheinander an Wäsche, welche sich aus einem überquellenden Wäschekorb auf den Boden ergoss. Rechts neben der Tür lag ein großer Stapel Pferdedecken und Kai rümpfte ein wenig die Nase bei dem strengen Geruch.
    Rasch fand er ein Handtuch, entledigte sich der Klamotten und platzierte seine Sporttasche mit den Wechselsachen in Ermangelung einer anderen freien Fläche auf der Toilette. Erfolgreich konnte er unter dem warmen Wasserstrahl die Tatsache verdrängen, dass sein und Leons gemeinsames „schwules“ Wochenende sich dem Ende zuneigte. So richtig kam es ihm erst zu Bewusstsein, als er und Leon sich herzlich von Christel verabschiedeten und sich auf den Weg zu Dirk und Susanne machten, um dort das Fahrrad auszuladen. Danach wollten sie heimfahren.
    „Hat echt Spaß gemacht“, begann Kai das Gespräch und verkniff sich einen sehnsüchtig geäußerten Wunsch auf eine Wiederholung. Leon nickte, fuhr die Auffahrt hinab und bog auf die Landstraße ein. „Das war einfach klasse“, bestätigte er. „Christel ist richtig nett.“ Er zögerte und fügte hinzu: „Ich wünschte, sie würde näher dran wohnen. Ich

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