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Meconomy

Titel: Meconomy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Albers
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ländliche Regionen weltweit tun müssen, um diese moderne Elite anzuziehen. Und die Politiker hören sehr genau zu. Nicht nur Hamburg mit seiner neuen, schicken Hafencity versucht, seine Lehren umzusetzen. Jenseits von touristischem Trendmetropolengerede und oberflächlichen Medienhypes kristallisieren sich auch bei den Rankings von Simon Anholt – dem Erfinder des Nation- und City-Branding – plausible Kriterien heraus, nach denen Orte sich im 21. Jahrhundert aufstellen müssen, wenn sie im weltweiten Wettbewerb um die besten Arbeits- und Lebensbedingungen für die Wissenselite mithalten wollen.
    Die verkehrsverpestete Großstadt, die man nur erträgt, weil man täglich in ihre Bürotürme hetzen muss, ist out. Überall entstehen neue, umweltverträgliche Arten des Zusammenlebens: Vor Schanghai entsteht mit Dongtan angeblich die erste Ökostadt der Welt – ein Anspruch, den Abu Dhabi ebenfalls erhebt. Mitten in der Wüste baut es die Hightech-Metropole Masdar-City und steckt so einen erheblichen Teil seiner Öldollars in die naturverträgliche Zukunft des Wohnens. Doch auch im niedersächsischen Jühnde kann man heute schon in einem Ökodorf wohnen.
    Wie und wo wir leben und arbeiten können, wird also derzeit in nahezu unfassbarem Ausmaß neu verhandelt. Das Ergebnis dieser gigantischen Umdefinition scheinbar starrer Begriffe wie Stadt, Arbeit, Heimat, Mobilität, Ökologie und nicht zuletzt von persönlichem Glück geht uns alle an.  

Digitale Nomaden
    Wir erleben zunehmend das Ende der Anwesenheitspflicht im Büro. Das heißt: Auch Festangestellte müssen lernen – so wie bislang Freiberufler –, ihr Leben selbst zu definieren. „Die Unterschiede in Sachen Selbstorganisation und in der von außen vorgegebenen Struktur werden nicht mehr grundlegende sein“, sagt der Produktivitätsexperte Florian Steglich. Wenn aber die Arbeit auch in Unternehmen immer mobiler und flexibler wird, können wir dann nicht bald überall arbeiten, wo wir wollen? „Die Möglichkeiten für ortsunabhängiges Arbeiten werden sich zweifellos noch weiter verbessern – ganz naheliegend etwa dadurch, dass man im Zug und im Flugzeug durchgehend online sein wird“, so Steglich. Er selbst ist ein gutes Beispiel dafür: Seine Kollegen sitzen in San Francisco, Zürich, Stockholm, Boston, Berlin, Chemnitz … Allerdings sind solche Modelle natürlich für viele Berufe auch weiterhin unrealistisch: „Fließbandjobs werden ebenso wenig verschwinden wie unflexible große Organisationen. Seine Weinreben kann der Winzer nicht vom Urlaubsstrand aus schneiden, und mein Lebensmittelhändler soll bitte auch da bleiben, wo er gerade ist.“
    Wäre so eine weltweite Mobilität überhaupt für viele Menschen realistisch und wünschenswert? Das hängt nach Ansicht von Steglich vom Einzelnen und seiner Einstellung ab: „Mobiles und virtuelles Arbeiten ist eine Kulturtechnik, an der sicher nicht jeder Freude haben wird.“ Bei seinem eigenen Arbeitgeber merkt er durchaus, dass es bei komplett virtueller Zusammenarbeit auch Verluste gibt: „Schnelle Absprachen auf Zuruf und Besprechungen von Angesicht zu Angesicht oder beim Mittagessen haben noch immer eine andere Qualität als Mails oder IM-Nachrichten.“
    Auch mit Johannes Kleske, dem viel reisenden, bloggenden und twitternden Social-Media-Experten, habe ich über das neue mobile Lebensgefühl der Digital Natives gesprochen.  

    Johannes, du arbeitest viel mobil, in der Bahn, dokumentierst das auch via Twitter. Ist das eine bessere Arbeitsweise, als jeden Tag ins Büro zu gehen?
    Johannes Kleske: Mobil zu arbeiten ist für mich gegenüber der Büroarbeit keine Frage von besser und schlechter. Im Gegenteil, ich gehe gerne ins Büro. Das Büro ist für mich der richtige Ort für menschliche Interaktion, die für mich essenziell für meine Arbeit, aber auch für mich als Mensch ist. Allerdings ist das Büro ein schlechter Ort, um konzentriert arbeiten zu können. Ständige Unterbrechungen machen es praktisch unmöglich, den berühmten Flow-Zustand zu erreichen, in dem es einfach „flutscht“. Die ideale Arbeitsweise ist für mich also die Kombination aus gemeinschaftlicher Büroarbeit und konzentrierter Arbeit für mich allein. Je freier ich selbst Tag für Tag das Verhältnis der Kombination wählen kann, desto optimaler kann ich arbeiten.

    Bist du ein Digitaler Nomade? Was bedeutet der Begriff für dich?  
    Kleske: Als Digitale Nomaden würde ich Leute definieren, die sich die Technik zunutze

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