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Medaillon des Schicksals (German Edition)

Medaillon des Schicksals (German Edition)

Titel: Medaillon des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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drohten ihr Männer zornesfunkelnd mit der Faust.
    Rosaria hätte am liebsten Augen und Ohren verschlossen, um dieses Spektakel nicht erleben zu müssen. Sie verstand die Leute, die ihr ganzes Leben lang hart gearbeitet hatten und sich nun durch die angeblich böswillige Laune einer Frau um ihre ganze Habe betrogen sahen.
    Wie gern hätte sie den Menschen erklärt, dass sie keine Schuld an deren Unglück trug, aber sie wusste um die Vergeblichkeit eines solchen Wunsches.
    Endlich hatte sie die enge Gasse der Schaulustigen durchschritten. Ihr Blick fiel auf den Scheiterhaufen, der um einen Pfahl herum aufgeschichtet war. Unzählige Scheite trockenen Holzes lagen aufgetürmt und warteten darauf, in Flammen aufzugehen.
    In gebührendem Abstand zu ihrer Todesstätte waren Polsterstühle aufgestellt worden. Der Monsignore Calzoni saß in der Mitte. Neben ihm hatte Isabella Panzacchi Platz genommen. Als die Rosaria erblickte, erhob sie sich aus dem Stuhl, kam näher und spuckte Rosaria mitten ins Gesicht. Die einfachen Leute aus den Weilern klatschten.
    »Elende Hure!«, zischte Isabella. »Endlich bekommst du, was du verdienst. Es wird mir eine Freude sein, dich in den Flammen um Erbarmen und Gnade winseln zu hören. Aber für Frauen wie dich gibt es keine Gnade.«
    Rosaria sah Isabella an, und für einen Augenblick schlich sich Mitleid für die Florentinerin in ihr Herz. Niemals würde Isabella wirklich glücklich werden, das wusste Rosaria. Niemals zufrieden, niemals würde die Liebe ihr kaltes Herz erwärmen können.
    »Gott schütze Euch, Isabella aus Florenz«, sagte Rosaria und sah der Schönen gerade und fest in die Augen.
    Ihre Blicke trafen sich, und Rosaria sah das ganze Unglück, die ganze Hartherzigkeit der schönen Frau auf dem Grund ihrer Augen. Dann schlug Isabella die Augen nieder.
    »Werdet glücklich, Kaufmannstochter«, sagte Rosaria und schritt hoch erhobenen Hauptes an der Verlobten ihres Liebsten vorbei. Nein, Isabella würde mit Giacomo nicht glücklich werden. Sie hatte noch nicht begriffen, dass sie jegliche Zuneigung des Mannes verspielt hatte. Verspielt für immer und ewig. Es würde keine Hochzeit geben, Rosaria wusste das. Mochte Isabella auch noch so viele Intrigen und Ränke schmieden, Giacomo hatte sie ein für alle Mal verloren.
    Die Henkersknechte führten sie nun vor Monsignore Calzoni und den Priester.
    Rosaria sah die beiden Männer an. Dann fiel ihr Blick in die zweite Reihe, in der die Contessa Donatella di Algari saß. Wie gern hätte Rosaria einen Abschiedsgruß der Contessa erhalten, doch ihr Gesicht war hinter einem dichten Schleier verborgen, ihre Schultern hoben und senkten sich unter schnellen, erregten Atemstößen.
    Daria saß neben ihr und hielt ihre Hand. Als sie Rosaria ansah, entdeckte die Olivenhändlerin Tränen in den Augen der jungen Frau. Ihr Mund formte tonlos einige Worte, die Rosaria ihr mühelos von den Lippen ablesen konnte.
    »Auf Wiedersehen, Rosaria. Du warst die einzige Freundin, die ich je hatte«, sagte Daria, und Tränen rannen ihr über das Gesicht.
    »Auch ich habe Euch liebgewonnen. Ihr seid mir vertraut wie eine Schwester«, erwiderte Rosaria auf die gleiche Weise.
    Jetzt erhob sich Monsignore Calzoni und verkündete das Urteil zum zweiten Male. Die Umstehenden jubelten und applaudierten laut, als es verlesen war.
    Der Priester stand auf und fragte Rosaria so laut, dass es alle hören konnten: »Mein Kind, bist du bereit, deine Sünden zu bereuen? Willst du vor Gottes Angesicht treten, ohne Reue für das Unwetter und den Liebeszauber zu zeigen, die so viel Leid und Verdruss gebracht haben?«
    »Ich habe nichts zu bereuen«, erwiderte Rosaria mit fester Stimme.
    Die Menge buhte, und wieder flogen faules Obst und stinkende Eier in Rosarias Richtung.
    »Nun denn«, verkündete der Monsignore und nickte den Henkersknechten zu. »Nun denn, waltet eures Amtes.«
    Die Henkersknechte nickten und führten Rosaria auf den Scheiterhaufen. Die scharfen Kanten des Holzes schnitten in Rosarias Fußsohlen, denn man hatte ihr die Schuhe abgenommen. Dann wurde sie mit dem Rücken an den Pfahl gestellt, und die Hände wurden hinter dem Pfahl aneinander gebunden.
    »Gott sei mit dir, Rosaria«, murmelten die Henkersknechte und kletterten von dem Scheiterhaufen herunter.
    Zwei, mit ölgetränkten Lappen umwickelte Fackeln wurden entzündet, dann hielten die Folterknechte die Fackeln an das trockene Holz, das sofort zu brennen begann.
    Kaum hörte Rosaria das Knistern

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