Medaillon des Schicksals (German Edition)
Doch ich bin sicher, es wird alles gut werden, Giacomo. Die Karten werden dafür sorgen, dass 'am Ende ein jeder bekommt, was er verdient und wozu er geboren ist.«
Langsam löste sich die Runde am Feuer auf. Alle waren noch immer bewegt von den Ereignissen und Ambras Enthüllungen, und ein jeder wollte Giacomo die Hand drücken und in der Wagenfamilie willkommen heißen. Der Älteste gab Giacomo einen Schlafplatz in Rosarias Wagen, den sie von der Burg di Algari mitgebracht hatten. Doch obwohl Giacomo unglaublich müde war, konnte er doch noch lange nicht einschlafen. Gedankenverloren drückte er seine Nase in das Kissen, das Rosarias Duft gespeichert hatte.
Morgen in der Früh würde er aufbrechen, und die Wahrsagerin Ambra würde ihn begleiten. Giacomo betete, dass alles gut werden würde.
Zur selben Zeit hatten Raffael und Belina einen großen Teil der Strecke nach Florenz zurückgelegt. Sie waren nun gleich weit von der Burg di Algari und der Stadt der Medicis entfernt.
In einer Herberge hatten sie um ein Nachtlager nachgesucht und saßen nun an einem hölzernen Tisch in der Schankstube. Eine Schüssel Suppe stand vor ihnen, und beide tunkten abwechselnd den Holzlöffel hinein und stärkten sich.
Belina sah Raffael an und sagte schließlich: »Ich sehe dir an, dass dich etwas bedrückt/Erzähl es mir.«
Raffael seufzte.
»Ich mache mir Sorgen um Rosaria. Durch meine Schuld sitzt sie jetzt wahrscheinlich in einem Verlies in der Burg di Algari.«
Er schlug sich mit der Hand gegen die Stirn.
»Wir reiten nicht nach Florenz. Niemand kann uns garantieren, dass Lorenzo di Medici uns empfängt. Und selbst wenn er es tut, kennen wir seine Entscheidung nicht. Doch angenommen, er entscheidet zu Rosarias Gunsten, so kommen wir doch zu spät, um sie zu retten!«
Belina nickte und fügte hinzu: »Wir wissen ja nicht einmal, ob sich Il Magnefico überhaupt in Florenz aufhält. Seine Staatsgeschäfte verlangen oft, dass er sich auf Reisen begibt. Du hast Recht. Wir würden wohl in jedem Fall zu spät kommen, um Rosaria zu retten.«
Raffael nickte, dann sah er Belina an.
»Ich liebe dich, Belina. Doch bevor ich mit dir leben una dich heiraten kann, muss ich meine Schuld Rosaria gegenüber abtragen. Morgen früh werde ich auf die Burg der di Algaris reiten. Ich werde mein Leben für das ihre bieten. Ich bin es ihr schuldig.«
Er dachte daran, wie er sie bedrängt hatte, wie sich sein eitler männlicher Stolz aufgeschwungen hatte. Ja, Raffael wusste nur zu gut, wie sehr er Rosarià verletzt hatte. Und er wusste auch, wie sehr er sie liebte. Sie war seine Schwester, die Gefährtin seines ganzen bisherigen Lebens. Das, was sie beide miteinander verband, war ein großes Gefühl der Zuneigung, des Vertrauens. Eines Vertrauens, dem er sich nicht würdig erwiesen hatte. Es tat ihm Leid, und er bereute bitter, dass er die Freundin bedrängt, ja, gedemütigt und im Stich gelassen hatte. Rosaria, verzeih mir, betete er im Stillen. Ich werde alles tun, um meine Schuld wieder gutzumachen. Er musste es tun, alles in ihm drängte danach. Es war, als würde er Belina erst von ganzem Herzen lieben und mit ihr leben können, wenn er Rosarias Segen und ihre Vergebung erhalten hätte. Nie hatte er darüber nachgedacht, was ihm Rosaria bedeutete. Sie war immer da gewesen, so wie die Sonne, der Mond und die Sterne.
Ich könnte es nicht ertragen, sie zu verlieren, dachte er. Und noch viel weniger könnte ich es ertragen, wenn sie durch meine Schuld, durch mein Versagen ums Leben käme. Wenn ich sie nicht retten kann, dann habe ich auch keinen Platz mehr unter den Händlern und Gauklern meiner Kolonne. Dann habe ich auch mein Zuhause verloren.
Als hätte Belina seine Gedanken erraten, strich sie ihm tröstend über den Arm.
»Ich komme mit dir, Raffael.«
»Ich bete zu Gott, dass es noch nicht zu spät ist«, erwiderte der Mann und presste Belinas Hand gegen seine Wange.
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20. Kapitel
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Der erste Hahnenschrei. Rosaria hörte ihn durch die dicken Kerkermauern und wusste, dass dieser Hahn ihren Tod verkündete, noch ehe er eingetreten war.
Rosaria war ganz ruhig. Alle Angst und Anspannung waren während der Nacht von ihr abgefallen wie 'welke Blätter von einem Baum.
Sie würde heute sterben. Sehr bald schon. Aber sie würde als stolze Frau sterben. Nein, sie hatte sich kein falsches Geständnis entreißen lassen. Sie sah auf ihre beiden Daumen, die noch immer dick geschwollen, blau verfärbt waren und sich sehr heiß
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