Medaillon des Schicksals (German Edition)
anfechte und in die Hölle geschickt werden müsse. Die Hölle aber befinde sich zwischen Alibechs Beinen, erklärt Rustico.
Das Mädchen gewinnt schon sehr bald solche Freude daran, den Teufel in die Hölle zu schicken, dass der schlecht genährte Einsiedler alsbald die Waffen strecken muss und froh ist, Alibech an einen heiratswilligen Jüngling abtreten zu können.
Tosender Applaus beendete die Darbietung der Schauspieler. Die angeregten und erhitzten Gäste verlangten nun nach einer Stärkung, um sich danach dem Tanz hingeben zu können.
Und endlich war es so weit: Giacomo eröffnete gemeinsam mit Isabella den Tanz. Bei der Gaillarde, einem Tanz mit ungeradem Takt, hielt er sie in den Armen, als wäre sie eine hölzerne Puppe. Ja, sogar den Blick wandte er ab und ließ ihn stattdessen über die Anwesenden schweifen, als suchte er jemanden.
Mehrmals versuchte Isabelle, sich an ihren Bräutigam zu schmiegen, doch dieser machte die Arme steif und lang und verwickelte sie in eine höfliche Plauderei.
»Wie gefällt Euch Euer Fest?«, fragte er und sah über ihren Kopf hinweg.
»Besser noch gefiele es mir, wenn Ihr mir die Aufmerksamkeit angedeihen ließet, die Ihr mir schuldet«, erwiderte sie und legte dabei Honig in ihre Stimme.
»Nun, Ihr wisst, ein solches Fest ist in erster Linie für die Leute. Wir haben Verpflichtungen, denen wir uns nicht entziehen können«, erwiderte Giacomo und lächelte dabei seine Braut zum ersten Mal an.
»Verpflichtungen habt Ihr auch mir gegenüber«, schmollte die Florentinerin, der es nun nicht mehr gelang, ihren Unmut zu verbergen.
»Ich weiß, Isabella. Und ich werde diesen Verpflichtungen nachkommen. Noch in dieser Woche werde ich nach Rom reisen, um meinen Teil der Abmachung zu erfüllen.«
»Das meinte ich nicht«, schmollte die Schöne weiter. Doch als sie merkte, dass Giacomo dieses Verhalten gleichgültig ließ, wurde sie kokett.
»Gefalle ich Euch denn gar nicht?«, schmeichelte sie und presste ihren Körper leicht an den seinen.
Giacomo betrachtete für einen Augenblick ihr Gesieht, ehe er antwortete: »Ihr seid sehr schön. Wäre ich ein Bildhauer, so würde ich Euch in Marmor hauen. Marmor passt gut zu Euch. Kühl und glatt. Ich glaube, ich würde dafür sogar nach Carrara fahren, um in den dortigen Brüchen nach dem weißesten Stein zu suchen.«
»Aber Ihr seid kein Bildhauer«, sagte Isabella und hoffte auf weitere Vergleiche, die ihr schmeicheln würden.
»Nein«, gestand Giacomo. »Kalten Stein mit Leben zu erfüllen, das liegt mir nicht.«
Und noch ehe Isabella die Aussage des Satzes ganz und gar verstehen konnte, hörte der Tanz auf, die Musiker wechselten die Instrumente und spielten eine toskanische Volksweise, bei der sich die Paare nur für ein paar Takte fanden, sich an den Händen berührten und schon zum nächsten Partner wechselten. Sofort entfernte sich Giacomo von ihrer Seite, und an seine Stelle trat der alte Conte. Er griff Isabellas Hand und knetete sie grob, dass die Florentinerin einen leisen Aufschrei nicht unterdrücken konnte.
Er sah ihr mit seinen blutunterlaufenen Schweinsäuglein tief in die Augen und flüsterte, sodass es die Umstehenden nicht hören konnten: »Es ist schön, Euch in meinem Haus zu wissen. Ich glaube, wir beide werden viele angenehme Stunden miteinander erleben.«
Doch schon wechselten wieder die Paare, und Isabella tanzte nun mit einem Unbekannten.
Giacomo hingegen hatte es so eingerichtet, dass Rosaria direkt aus Raffaels Armen in die seinen glitt.
Er bemerkte, dass die junge Olivenhändlerin zunächst erstarrte, aber mit jedem Takt weicher und anschmiegsamer wurde, als gehorchte ihr Körper nicht ihrem Willen. Er spürte ihren jungen, biegsamen Körper in seinen Armen, roch den Duft ihres Haares. Heiß überlief es ihn, heiß und kalt zugleich, während heftige Schauer über seine Wirbelsäule gingen.
»Ich hatte gehofft, Euch wieder zu sehen«, sagte Giacomo mit heiserer Stimme und sah Rosaria in die Augen. Und Rosaria wendete alle Kraft auf, um diesem Blick auszuweichen. Sie wusste, dass ihr Verstand nicht mehr gehorchen würde, wenn sie sich diesem streichelnden, warmen Blick aus den wunderbaren aschgrünen Augen aussetzte.
Doch das Verlangen, die Gefühle in ihrer Brust waren stärker als aller Verstand. Rosaria ergab sich schließlich und badete in Giacomos Blick, der sie umhüllte wie ein warmes, weiches Tuch, der sie streichelte und festhielt, der sie schützte und zugleich begehrte. Behutsam
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