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Media Control

Media Control

Titel: Media Control Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Chomsky
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sich vorwiegend auf die Wahlmechanismen und den Schauplatz konzentrierten und die offizielle Version übernahmen, der zufolge alle von der Wahl ausgeschlossenen Gruppen marxistisch, antidemokratisch und gewaltbereit eingestellt seien«. In den USA wurde das sehr viel genauere Bild der europäischen Medien von den Zuständen in El Salvador mit keinem Wort erwähnt. 6
    Auch im Indochinakrieg spielten die US-Medien keineswegs jene kritische Rolle, die ihnen später zugeschrieben wurde.
    Zwar gab es einzelne Journalisten, die ehrlich und mutig berichteten, aber im großen und ganzen entsprach das von den Medien verbreitete Bild ziemlich genau der offiziellen Version.
    Schon im Frühstadium des Kriegs griffen einige junge Journalisten Berichte von US-Offizieren vor Ort auf, die nicht mit den von Washington lancierten Darstellungen übereinstimmten. Dabei spielte, wie heute allgemein anerkannt ist, Hauptmann John Paul Vann eine tragende Rolle. Ihnen wurde daraufhin der Vorwurf gemacht, die amerikanischen Bemühungen zu konterkarieren, und so entstand das völlig falsche Bild einer kriegskritischen Presse, denn von Vanns Bemerkungen, daß die südvietnamesische Regierung keine Basis in der ländlichen Bevölkerung habe und diese vielmehr zur Nationalen Befreiungsfront tendiere, erfuhr die Öffentlichkeit in den USA nichts. 7 Die Berichterstattung folgte den patriotischen Vorgaben: Die südvietnamesische Guerilla wollte »das Land unterwandern«, und so mußten die Vereinigten Staaten dessen Bevölkerung gegen »kommunistische Aggression« verteidigen und den Bauern »Schutz« anbieten, indem sie sie »so human wie möglich« in strategischen Dörfern zusammentrieben. 8 Das einzige Problem war, ob Korruption und Unehrenhaftigkeit den eigentlich für gerecht und richtig erachteten Sieg des US-Militärs in Frage stellen könnten. Die Reporter unternahmen nie den Versuch, den Krieg und seine politischen und sozialen Hintergründe aus dem Blickwinkel der einheimischen Bevölkerung oder der Guerillakämpfer zu schildern, was sie im Fall des afghanischen Widerstands gegen die sowjetische Besatzung durchaus taten. Erst lange nachdem die führenden Schichten in den USA entschieden hatten, daß das Unternehmen zu kostspielig geworden war, wurde Kritik an den (so Anthony Lewis) »ungeschickten Versuchen, Gutes zu tun« laut. Auch die von konservativen Kritikern gerügte »blutrünstige Bildberichterstattung« hat es so nie gegeben; vielmehr warben die Medien auch hier um die Unterstützung der Öffentlichkeit für den Krieg, was insbesondere die Reportagen zur Tet-Offensive verdeutlichen.
    Die Kritik konservativer Institutionen wie des Freedom House reduziert sich letztlich auf die Anschuldigung, die Medien wären zu pessimistisch gewesen - obwohl sie de facto weniger pessimistisch waren als interne Einschätzungen von US-Geheimdiensten, Regierungsbeamten und hochrangigen Beratern. Offensichtlich geht das Freedom House stillschweigend davon aus, daß die freie Presse die Verpflichtung hat, das Heimteam anzufeuern. Ähnlich verhielten sich das sowjetische Militärkommando und Parteiideologen im Hinblick auf Afghanistan. Der sowjetische Verteidigungsminister »kritisierte die Sowjetpresse scharf, weil sie [durch ihre negativen Kommentare] den öffentlichen Respekt vor der Armee untergrabe«. Besonders im Schußfeld stand die auflagenstarke Wochenzeitung Ogonjok, weil sie ein »düsteres Bild« vom Krieg in Afghanistan verbreitet sowie auf »schlechte Moral und Desertion«, die Unfähigkeit, das Territorium zu kontrollieren, Drogenkonsum unter den Soldaten und auf hohe Verluste bei Helikoptern hingewiesen hatte. Im Dezember 1987 veröffentlichte die Zeitung Moscow News einen Brief Andrej Sacharows, in dem dieser den sofortigen Rückzug aus Afghanistan forderte; ähnliche Äußerungen zu Vietnam fand man in der US-Presse erst nach der Tet-Offensive. Und es gab das denkwürdige Beispiel des Moskauer Nachrichtenkorrespondenten Wladimir Dantschew, der im Mai 1983 fünf Tage lang in Radiosendungen die sowjetische Invasion verurteilte und die Rebellen zum Durchhalten aufforderte. Der Westen lobte ihn dafür und war empört, als Dantschew in ein psychiatrisches Krankenhaus eingewiesen wurde. Er konnte später jedoch auf seinen Posten zurückkehren. In den Vereinigten Staaten hat es während des Indochina-Kriegs keinen Dantschew gegeben - und auch danach nicht. 9
    Wie im ersten Kapitel bereits erwähnt, lautet eine gut bestätigte Aussage über

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