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Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Medizin.«
    Rob beugte sich interessiert vor und hätte gern eine Frage gestellt, doch Reb Lonzano duldete kein Abschweifen.
    »Seid Ihr zahlungsfähig und imstande, einen angemessenen Teil der Unkosten zu tragen?«
    »Ja.«
    »Bereit, Euch während der Reise an der Arbeit zu beteiligen und Verantwortung mitzutragen?«
    »Mehr als bereit. Womit handelt Ihr, Reb Lonzano?« Lonzano runzelte die Stirn. Er war sichtlich der Meinung, dass nur er berechtigt war, Fragen zu stellen. »Mit Perlen«, antwortete er widerwillig.
    »Wie groß ist die Karawane, mit der Ihr reist?« Die Andeutung eines Lächelns spielte um Lonzanos Mundwinkel. »Wir sind die Karawane, mit der wir reisen.«
    Rob war verwirrt. Er wandte sich an Zevi. »Wie sollen mir drei Männer Schutz vor Räubern und anderen Gefahren bieten?«
    »Hört auf mich«, antwortete Zevi. »Das sind reisende Juden. Sie wissen, wann sie etwas wagen können und wann nicht. Sie wissen, wann sie sich verkriechen müssen, wohin sie sich um Schutz oder Hilfe wenden können, sie kennen jeden Ort auf ihrem Weg.« Er wandte sich an Lonzano. »Was meint Ihr, mein Freund? Werdet Ihr ihn mitnehmen oder nicht?«
    Reb Lonzano sah seine Gefährten an. Sie schwiegen, und ihr unbeteiligter Gesichtsausdruck änderte sich nicht, und doch mussten sie sich irgendwie verständigt haben, denn als Lonzano Rob wieder ansah, nickte er.
    »Also gut, Ihr könnt Euch uns anschließen. Wir segeln morgen bei Sonnenaufgang vom Schiffsanlegeplatz am Bosporus ab.«
    »Ich werde mit meinem Pferd und meinem Wagen zur Stelle sein.« Arieh schnaubte, und Loeb seufzte.
    »Kein Pferd und keinen Wagen«, lehnte Lonzano ab. »Wir segeln mit kleinen Booten über das Schwarze Meer, um eine lange und gefährliche Landreise zu vermeiden.«
    Zevi legte Rob seine riesige Hand aufs Knie. »Wenn sich diese Männer bereit erklären, Euch mitzunehmen, bietet sich Euch eine ausgezeichnete Gelegenheit. Verkauft Pferd und Wagen!« Rob nickte schnell entschlossen.
    »Masel-tow!« sagte Zevi zufrieden und schenkte roten türkischen Wein ein, um das Abkommen zu besiegeln.
    Von der Karawanserei ging Rob geradewegs zum Stall, wo Ghiz nach Luft schnappte, als er ihn so gekleidet sah.

    »Ihr seid Jahud ?«
    »Ja, ich bin Jahud .«
    Ghiz nickte ängstlich, als sei er davon überzeugt, dass dieser Magier ein djinni war, der seine Identität nach Belieben ändern konnte. »Ich habe es mir überlegt, ich werde Euch den Wagen verkaufen.« Der Perser machte ihm mürrisch ein schlechtes Angebot, einen Bruchteil vom tatsächlichen Wert des Wagens. »Nein, Ihr werdet mir einen angemessenen Preis bezahlen.«
    »Ihr könnt Euren klapprigen Wagen behalten. Aber wenn Ihr das Pferd verkaufen wollt...«
    »Das Pferd mache ich Euch zum Geschenk.« Ghiz kniff die Augen zusammen und versuchte, eine Finte zu erkennen.
    »Ihr müßt für den Wagen einen anständigen Preis bezahlen, aber das Pferd mache ich Euch zum Geschenk.«
    Er ging zu der Stute und rieb ihr zum letzenmal die Nüstern, dankte ihr stumm für die Treue, mit der sie ihm gedient hatte. »Vergeßt das nie: Diese Stute arbeitet willig, aber sie muss gut und regelmäßig gefüttert und saubergehalten werden, damit sie niemals wund wird. Treffe ich sie gesund an, wenn ich zurückkomme, geht alles in Ordnung. Aber wehe, sie wurde mißhandelt...«
    Er sah Ghiz in die Augen, und der Stallbesitzer wurde blaß und blickte zur Seite. »Ich werde sie gut behandeln, Hebräer. Ich werde sie sehr gut behandeln.«

    Der Wagen war all diese Jahre Robs einziges Zuhause gewesen. Und ihm war, als nehme er erst jetzt endgültig Abschied vom Bader. Er musste den Großteil seines Besitzes zurücklassen, was für Ghiz sehr vorteilhaft war.
    Rob nahm nur seine chirurgischen Instrumente und verschiedene Heilkräuter mit, die kleine Kiefernschachtel mit dem durchlöcherten Deckel, seine Waffen und sonst lediglich noch ein paar Dinge. Er fand, dass er sich auf das Wichtigste beschränkt hatte, war aber am nächsten Morgen nicht mehr so sicher, als er einen großen Stoffsack durch die noch dunklen Straßen trug. Er erreichte den Anlegeplatz am Bosporus, als der Morgen graute, und Reb Lonzano musterte ungnädig das Bündel auf Robs Rücken.
    Sie wurden in einem langen, niedrigen Ruderboot, das eigentlich nur ein ausgehöhlter Baumstamm war, den man eingeölt und mit einem einzigen Paar Ruder ausgestattet hatte, von einem schläfrigen Jungen über den Bosporus gesetzt. Am anderen Ufer gingen sie in Uskular an Land,

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