Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
Vom Netzwerk:
Männer Gesteinsbrocken wegräumen mussten, die auf die Straße gestürzt waren. Es kam jetzt häufig zu Unfällen, und Rob richtete in einer Woche zwei gebrochene Arme ein. Als das Pferd eines normannischen Händlers scheute, stürzte der Wagen um und zerschmetterte dem Mann das Bein. Sie transportierten ihn auf einer Bahre, die zwischen zwei Pferden hing, bis sie zu einem Bauernhaus kamen, dessen Bewohner sich bereit erklärten, ihn zu pflegen. Sie ließen den Verletzten dort, und Rob hoffte inbrünstig, dass die Leute ihn nicht ermordeten und seinen Besitz an sich nahmen, sobald die Karawane außer Sicht war.
    »Wir haben das Land der Magyaren verlassen und befinden uns in Bulgarien, das vom byzantinischen Kaiser beherrscht wird«, erzählte ihm Meier eines Morgens.
    Es spielte keine Rolle, denn die Felsen wirkten nach wie vor feindselig, und an den hochgelegenen Stellen plagte sie weiterhin der Wind. Es wurde immer kälter, und die Teilnehmer der Karawane trugen die unterschiedlichste Oberbekleidung, die meist eher wärmend als elegant war, bis sie als seltsamer Haufen von zerlumpten und ausgepolsterten Geschöpfen daherkamen.
    An einem trüben Morgen stolperte das Packmaultier, das Gerson ben Schemuel hinter seinem Pferd führte, und stürzte, wobei seine Vorderbeine sich schmerzhaft spreizten, bis das linke unter dem beträchtlichen Gewicht der Traglast des Tieres hörbar brach. Das verletzte Tier schrie vor Schmerz wie ein menschliches Wesen. »Helft ihm!« rief Rob, und Meier ben Ascher zog ein langes Messer und half ihm auf die einzig mögliche Art, indem er die bebende Kehle durchschnitt.
    Sie begannen sofort, das Gepäck von dem toten Maultier abzuladen. Den schmalen Ledersack mussten Gerson und Juda gemeinsam herunterheben, dabei begannen sie in ihrer Sprache zu streiten. Das noch vorhandene Maultier trug bereits einen solchen schweren Sack, und Gerson wies zu Recht darauf hin, dass der zweite Ledersack das Tier zu sehr beanspruchen würde.
    Aus dem Teil der Karawane hinter ihnen kamen empörte Rufe von solchen, die nicht hinter der Hauptgruppe zurückbleiben wollten. Rob lief zu den Juden. »Werft den Sack auf meinen Wagen!«
    Meier zögerte, dann schüttelte er den Kopf. »Nein.«
    »Dann geht zum Teufel!« Rob war über das mangelnde Vertrauen empört.
    Meier sagte etwas zu Simon, der Rob nachlief. »Sie werden den Sack auf mein Pferd binden. Darf ich im Wagen mitfahren? Nur, bis wir ein anderes Maultier kaufen können.«
    Rob deutete auf den Kutschbock und kletterte hinauf. Er fuhr lange Zeit, ohne zu sprechen, denn er hatte keine Lust auf eine Lektion in Persisch.
    »Ihr versteht das nicht«, sagte Simon. »Meier muss die Säcke bei sich behalten. Es ist nicht sein Geld, ein Teil gehört der Familie, und das meiste gehört Geldgebern. Er ist für das Geld verantwortlich.« Diese Worte versöhnten Rob etwas. Aber es blieb weiterhin ein schlechter Tag. Der Weg war schwierig, und eine zweite Person im Wagen war eine zusätzliche Last für die Stute, so dass sie sichtlich erschöpft war, als die Dämmerung der Karawane auf dem Gipfel des Berges überraschte und das Lager aufgeschlagen werden mußte. Bevor Rob oder Simon zu Abend essen konnten, mussten sie für Kranke zur Verfügung stehen. Der Wind war so stark, dass sie dieser Pflicht nur hinter Karl Frittas Wagen nachkommen konnten. Zu Robs und Simons Überraschung befand sich Gerson ben Schemuel unter den Wartenden. Der zähe, stämmige Jude hob seinen Kaftan, ließ seine Hose herunter, und Rob erblickte ein häßliches, dunkelrotes Furunkel auf seiner rechten Hinterbacke. »Sag ihm, er soll sich vorbeugen.«
    Gerson knurrte, als die Spitze von Robs Skalpell das Furunkel aufstach und der gelbe Eiter herausquoll, und er stöhnte und fluchte in seiner Sprache, während Rob das Furunkel ausdrückte, bis kein Eiter, sondern nur mehr helles Blut herauskam. »Er wird die nächsten Tage nicht im Sattel sitzen können. »Er muss«, widersprach Simon. »Wir können Gerson nicht zurücklassen.«
    Rob seufzte. Die Juden machten ihm heute wirklich das Leben schwer. »Du kannst sein Pferd nehmen, dann kann er hinten in meinem Wagen mitfahren.« Simon nickte. Der dümmlich grinsende fränkische Treiber war der nächste. Diesmal hatte er kleine Beulen in der Leistengegend. Die Knoten in seinen Achselhöhlen und Kniekehlen waren größer und weicher als vorher, und auf Robs Frage gab der hochgewachsene Franke zu, dass sie begonnen hatten zu schmerzen. Rob ergriff die

Weitere Kostenlose Bücher