Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Medicus 03 - Die Erben des Medicus

Titel: Medicus 03 - Die Erben des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
Vom Netzwerk:
Arbeiten verrichten mußte, machten sie ihr Spaß, so wie jetzt das Saugen, Kehren und Wischen. Sie wusch alle Töpfe und Pfannen, aber nur ein paar Teller und Küchenutensilien, lediglich die, die sie benützen würde. Da sie wußte, daß die Krantz pünktlich um zwölf Uhr zu Mittag aßen, wartete sie bis ein Uhr fünfzehn und ging dann die Straße entlang zu deren Farm.
    Hank Krantz öffnete auf ihr Klopfen hin. »Na, wen haben wir denn da?« rief er. »Kommen Sie doch herein, kommen Sie herein!«
    Sie wurde in die Küche geführt, und Freda Krantz goß ihr, ohne lang zu fragen, eine Tasse Kaffee ein und schnitt ein Stück von dem halben Sandkuchen auf der Anrichte ab. R.J. kannte die beiden nicht besonders gut, da sie sie nur bei ihren seltenen Besuchen traf, aber sie konnte ernstgemeintes Bedauern in ihren Augen sehen, als sie ihnen von der Scheidung erzählte und sie um Rat fragte, wie sie Haus und Grund am besten loswürde.
    Hank kratzte sich das Kinn. »Sie können natürlich zu einem Immobilienmakler in Greenfield oder Amherst gehen, aber heutzutage verkaufen die meisten über einen Kerl namens Dave Markus, gleich hier am Ort. Er inseriert und erzielt gute Preise. Und er ist anständig. Eigentlich kein übler Typ, wenn man bedenkt, daß er aus New York kommt« Er beschrieb ihr den Weg zu Markus' Haus. Sie fuhr zuerst ein Stück auf dem State Highway, verließ ihn dann wieder und rumpelte einige sehr holprige Schotterwege entlang, die ihrem Auto nicht gerade guttaten. Auf einer Kleewiese graste ein wunderschönes Morgan-Pferd - braun mit einer Blesse -, das nun hinter dem Zaun neben ihrem Auto herlief und es schließlich mit wehender Mähne und fliegendem Schwanz überholte. Vor einem hübschen Holzhaus mit einer großartigen Aussicht baumelte ein Maklerschild. Ein zweites Schild brachte sie zum Lächeln.
    I'M-IN-LOVE-WITH-YOU HONEY
    Diese Liedzeile war eine Werbung für den bernsteinfarbenen Honig, der, in Gläser abgefüllt, in zwei alten Bücherregalen auf der Veranda stand. Im Haus plärrte Radiomusik: The Who .
    Ein Mädchen im Teenager-Alter mit langen schwarzen Haaren kam zur Tür. Sie hatte Sommersprossen, schwere Brüste und ein Engelsgesicht hinter dicken Brillengläsern. Mit einem Wattebausch betupfte sie einen blutigen Pickel auf ihrem ausgeprägten Kinn.
    »Hallo! Ich bin Sarah, mein Vater ist nicht zu Hause. Er kommt erst heute Abend wieder.« Sie schrieb sich R.J.s Namen und Telefonnummer auf und versprach, ihr Vater werde anrufen.
    Während R.J. ein Glas Honig kaufte, wieherte hinter dem Zaun das Pferd.
    »Er ist schrecklich aufdringlich«, sagte das Mädchen. »Wollen Sie ihm Zucker geben?«
    »Gerne.«
    Sarah Markus holte zwei Zuckerwürfel und gab sie R.J., dann gingen sie gemeinsam zum Zaun. Ein wenig furchtsam streckte R.J. die Hand aus, aber die großen, eckigen Pferdezähne berührten ihre Haut nicht, und als die rauhe Zunge ihre Handfläche leckte, mußte sie lächeln. »Wie heißt er denn?«
    »Chaim. Er ist jüdisch. Mein Vater hat ihn nach einem Schriftsteller benannt«
    R.J. fühlte sich schon entspannter, als sie dem Mädchen und dem Pferd zum Abschied zuwinkte und wieder auf die von großen Bäumen und alten Steinmauern gesäumte Straße einbog.
    An der Main Street von Woodfield befanden sich das Postamt und vier Geschäfte: Hazel's , das sich nicht recht entscheiden konnte, ob es eine Eisenwarenhandlung oder ein Souvenirladen war; die Reparaturwerkstatt Buell's Expert Auto Repair ; das Lebensmittelgeschäft Sotheby's General Market (gegr. 1842) ; und Terry's , eine moderne Gemischtwarenhandlung mit zwei Benzinpumpen vor der Tür. Frank Sotheby hatte immer einen Laib würzigen alten Cheddar auf Lager, bei dem einem das Wasser im Mund zusammenlief. Er verkaufte Ahornsirup, schlachtete selbst und machte auch seine Bratwürste selbst, milde und scharfe.
    Eine Imbißtheke gab es nicht »Könnten Sie mir ein Sandwich machen, Cheddar in einem Brötchen?«
    »Warum denn nicht?« erwiderte der Ladenbesitzer. Er verlangte einen Dollar, dazu fünfzig Cent für einen Orangensaft. Sie aß auf der Bank vor dem Laden und sah dem Treiben im Ort zu. Dann warf sie unbekümmert all ihre Überzeugungen, was cholesterin-arme Ernährung betraf, über Bord, betrat noch einmal den Laden und kaufte sich ein Lendensteak, eine milde Bratwurst und ein Stück von dem guten Käse.
    An diesem Nachmittag zog sie ihre ältesten Sachen und Stiefel an, dann wagte sie sich in den Wald. Schon nach wenigen Schritten

Weitere Kostenlose Bücher