Medicus 03 - Die Erben des Medicus
Streckverband zu schieben. Mit einem Zischen wurde Luft in das Ding gepumpt, das sich aufblähte und steif wurde.
»Ich liebe dieses Ding. Haben Sie so was schon mal benutzt, Doc?«
»Ich habe nie viel Notfallmedizin gemacht«
»Also, es macht alles für Sie, und zwar alles auf einmal«, sagte der Mann. »Stoppt die Blutung, verstärkt den Stabilisierungseffekt des Streckverbands und drückt das Blut zu Herz und Hirn.
Aber wir müssen Genehmigung einholen, bevor wir die Hose benutzen, weil sie, falls innere Verletzungen vorliegen, das ganze Blut in die Bauchhöhle drücken kann.« Er kontrollierte kurz Fredas Zustand, lächelte dann und streckte R.J. die Hand entgegen. »Steve Ripley.«
»Ich bin Roberta Cole.«
»Unsere Teufelsfahrerin ist Toby Smith.«
»Hallo, Doc!« Sie ließ die Straße nicht aus den Augen, aber im Spiegel sah R.J. ein gewinnendes Lächeln.
Am Krankenhauseingang in Greenfield warteten bereits Schwestern und Pfleger, und Freda wurde fortgebracht. Die beiden Rettungssanitäter zogen die blutigen Laken von der Trage ab und ersetzten sie durch frische aus dem Krankenhauslager, sie desinfizierten die Trage und machten sie für den nächsten Einsatz bereit, bevor sie sie wieder in den Krankenwagen schoben. Dann setzten sie sich zu R.J., Hank und dem Polizisten in den Warteraum. Der Beamte stellte sich als Maurice A. McCourtney vor, Polizeichef von Woodfield. »Man nennt mich Mack«, sagte er mit ernster Miene zu R.J.
Die vier schlafften nun sichtlich ab; die Arbeit war getan, und jetzt setzte die Reaktion ein.
Hank Krantz ließ alle an seinen Gewissensbissen teilhaben. Die Kojoten seien schuld, sagte er, die sich schon seit fast einer Woche in der Nähe der Farm herumtrieben. Er hatte beschlossen, sein Jagdgewehr zu reinigen und ein paar zu erschießen, um das Rudel zu vertreiben.«
»Eine Winchester, nicht?« fragte Mack McCourtney.
»Ja, eine alte Winchester 94 mit Unterhebelverschluß, Kaliber .3O-3O. Die habe ich jetzt also bestimmt schon seit achtzehn Jahren, und noch nie ist was passiert. Ich hab sie wohl ein bißchen zu fest auf den Tisch geknallt, und da ist sie einfach losgegangen.«
»War der Sicherungshebel nicht umgelegt?« fragte Steve Ripley.
»Mein Gott, ich hab doch sonst nie 'ne Patrone in der Kammer. Ich leere das verdammte Ding immer aus, wenn ich es nicht mehr brauche. Aber diesmal hab ich's anscheinend vergessen, so wie ich in letzter Zeit alles vergesse.«
Er sah den Sanitäter böse an. »Und du hast vielleicht Nerven, Ripley! Mich zu fragen, ob sie mehr als eine Kugel im Leib hat.
Glaubst du vielleicht, ich wollte meine Frau erschießen?«
»Also hör mal! Sie liegt da am Boden und blutet wie verrückt Ich wollte einfach ganz schnell wissen, ob ich mich um mehr als eine Wunde kümmern muß.«
Hanks Blick wurde sanfter. »Ja. Und ich sollte dir keine Vorwürfe machen. Schließlich hast du ihr das Leben gerettet, hoffe ich wenigstens.«
Ripley schüttelte den Kopf. »Wirklich das Leben gerettet hat ihr Doc Cole hier. Wenn sie die Arterie nicht so schnell gefunden und abgedrückt hätte, wären wir jetzt eine Trauerversammlung.«
Hank Krantz sah R.J. an. »Das werde ich nie vergessen.« Er schüttelte den Kopf. »Was habe ich meiner Freda nur angetan!«
Toby Smith beugte sich zu ihm, streichelte ihm die Hand und ließ dann ihre auf der seinen liegen. »Hör zu, Hank, wir alle bauen mal Mist. Wir machen alle möglichen blöden Fehler. Die Vorwürfe, die du dir jetzt machst, helfen Freda kein bißchen.«
Der Polizeichef runzelte die Stirn. »Du hast doch keine Milchkühe mehr. Du hast doch nur ein paar Schlachtochsen. Ich glaube nicht, daß Kojoten einen großen Ochsen anfallen würden.«
»Nein, einen Ochsen fallen sie nicht an. Aber ich habe letzte Woche bei Bernstein, diesem Viehhändler aus Pittsfield, vier Kälber gekauft.«
Mack McCourtney nickte. »Das erklärt es. Ein Kalb machen sie fertig, eine Färse nicht.«
»Ja, Färsen lassen sie meistens in Frieden«, stimmte Hank ihm zu.
McCourtney verabschiedete sich, er mußte mit dem Polizeiauto in Woodfield Streife fahren. »Ihr werdet euch auch wieder auf die Socken machen müssen«, sagte Hank zu Ripley.
»Ach, für eine Weile können die Nachbarorte unser Gebiet mit übernehmen. Wir bleiben hier. Du willst sicher noch mit dem Arzt sprechen.«
Es dauerte eineinhalb Stunden, bis der Chirurg aus dem Operationssaal kam. Er teilte Hank mit, er habe die Arterie genäht und den zertrümmerten
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