Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Medicus 03 - Die Erben des Medicus

Titel: Medicus 03 - Die Erben des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
Vom Netzwerk:
Ehre, wieder einen Arzt am Ort zu haben, und noch dazu in ihrem Haus. »Aber ich muß von meinen Mieteinkünften leben. Ich kann Ihnen deshalb nichts nachlassen, das müssen Sie verstehen.« Auch könne sie für die nötigen Renovierungen nicht aufkommen, fuhr sie fort, aber sie lasse R.J. freie Hand, diese wie auch alle Malerarbeiten auf eigene Kosten durchzuführen. »Renovierung und Malerarbeiten werden Sie einiges kosten«, gab Markus zu bedenken. »Wenn Sie die Räumlichkeiten wollen, sollten Sie zu Ihrer eigenen Sicherheit einen Mietvertrag abschließen.«
    Genau das tat sie schließlich auch. Die Malerarbeiten wurden von Bob und Tillie Matthewson erledigt, einem Ehepaar, das nebenbei ein wenig Milchwirtschaft betrieb. Die Zimmer waren voller alter Holzvertäfelungen, die unter ihren Händen in neuem, weichen Glanz erstrahlten. Die abgenutzten, zerkratzten Kiefernholzdielen unterschiedlicher Breite ließ R.J. mattblau lackieren. Ein Schreiner des Ortes brachte jede Menge Regale an und sägte aus der Trennwand des ehemaligen Wohnzimmers ein rechteckiges Loch - dahinter würde die Sprechstundenhilfe sitzen. Ein Klempner baute zwei zusätzliche Toiletten ein, installierte Waschbecken in den beiden ehemaligen Schlafzimmern, die nun als Untersuchungszimmer dienen sollten, und ergänzte den Heizkessel im Keller mit einem Durchlauferhitzer, damit R.J. bei Bedarf immer heißes Wasser hatte. Der Kauf von Möbeln und Apparaten hätte eigentlich Spaß machen sollen, gab ihr aber immer wieder Grund zur Besorgnis, weil R.J. ihr Bankkonto im Auge behalten mußte. Ihr Problem bestand darin, daß sie es vom Krankenhaus her gewohnt war, immer nur das Beste zu bestellen, wenn sie etwas brauchte. Jetzt mußte sie sich mit gebrauchten Tischen und Stühlen zufriedengeben, einem Prachtstück von einem Heilsarmee-Teppich, einem guten gebrauchten Mikroskop und einem generalüberholten Sterilisierungsapparat. Instrumente kaufte sie sich allerdings neue. Man hatte ihr geraten, sich zwei Computer anzuschaffen, einen für die Patientendaten, den anderen für die Buchhaltung, aber sie war fest entschlossen, mit einem auszukommen.
    »Haben Sie Mary Stern schon kennengelernt?« fragte Sally Howland sie.
    »Nein, ich glaube nicht.«
    »Nun, sie ist die Postmeisterin. Ihr gehört die schwere, alte Personenwaage, die früher in Dr. Thoradikes Praxis stand. Hat sie bei der Versteigerung erstanden, als der Doktor vor zweiundzwanzig Jahren starb. Für dreißig Dollar würde sie Ihnen die Waage verkaufen.«
    R.J. kaufte die alte Waage, reinigte sie und ließ sie überprüfen und neu austarieren. Die Personenwaage wurde somit ein Bindeglied zwischen dem alten Arzt des Ortes und der neuen Ärzte.
    Sie hatte vorgehabt, sich über ein Inserat in der Zeitung Hilfskräfte zu suchen, aber das war nicht nötig. Woodfield hatte ein geheimes Kommunikationssystem, das zuverlässig und fast mit Lichtgeschwindigkeit arbeitete. Sehr schnell lagen ihr vier Bewerbungen von Frauen vor, die für sie als Sprechstundenhilfe arbeiten wollten, und drei Bewerbungen von staatlich geprüften Krankenschwestern. R.J. nahm sich Zeit für eine sorgfältige Auswahl, aber Toby Smith, die sympathische blonde Frau, die in der Nacht, als Hank Krantz seine Frau angeschossen hatte, den Krankenwagen gefahren hatte, war eine der Bewerberinnen für die Stelle der Sprechstundenhilfe. Vom ersten Augenblick an war R.J. sehr beeindruckt von ihr gewesen, und außerdem brachte sie als zusätzliche Qualifikation ihre Erfahrung als Buchhalterin mit, so daß sie sich auch um die Finanzen und die Organisation kümmern konnte. Als Krankenschwester stellte R.J. die stämmige, grauhaarige, sechsundfünfzigjährige Margaret Weiler ein, die Peggy gerufen wurde. Sie bekam Hemmungen, als es darum ging, mit den beiden über Geld zu reden. »Was ich Ihnen als Anfangsgehalt zahlen kann, ist natürlich weniger, als Sie in Boston bekommen würden«, sagte sie zu Toby.
    »Also, machen Sie sich darüber mal keine Gedanken!« sagte die frischgebackene Sprechstundenhilfe freimütig. »Wir beide, Peggy und ich, sind sehr froh, daß wir am Ort Arbeit gefunden haben. Wir sind hier nicht in Boston. Auf dem Land ist es schwierig, Arbeit zu finden.«
    Gelegentlich schaute David Markus in der sich langsam entwickelnden Praxis vorbei. Er musterte mit kundigem Blick die Renovierungsarbeiten und gab R.J. manchmal einen Rat. Ein paarmal gingen sie zum Mittagessen ins River Bank , einer Pizzeria am Rand des Ortes; zweimal

Weitere Kostenlose Bücher