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Medicus 03 - Die Erben des Medicus

Titel: Medicus 03 - Die Erben des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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sanft, und er behandelte sie, als wäre sie aus sehr zartem, zerbrechlichem Material, ließ sie ohne Worte wis sen, was wichtig war. Doch schon bald zügelte nichts mehr ihre Leidenschaft.
    Danach lagen sie wie im Koma da, noch immer miteinander verbunden. Als sie schließlich den Kopf drehte, sah sie in die starren, grünen Augen der Katze. Agunah hockte auf ihren Hinterläufen auf einem Stuhl neben dem Bett und beobachtete sie. R.J. war sich ziemlich sicher, daß die Katze genau wußte, was sie eben getan hatten. »David, wenn das ein Test sein soll, dann bin ich durchgefallen. Schaff sie raus!« Er lachte. »Das ist kein Test.«
    Er löste sich von ihr, trug die Katze aus dem Zimmer, schloß die Tür und kam wieder ins Bett. Das zweite Mal geschah alles langsamer, ruhiger, R.J. war richtig glücklich. Er benahm sich rücksichtsvoll und großzügig. Sie gestand ihm, daß ihre Orgasmen meist lang und intensiv seien, aber wenn sie einen gehabt habe, lasse der nächste normalerweise ein paar Tage auf sich warten. Sie war verlegen, als sie das sagte, war sie doch sicher, daß seine letzte Geliebte reinste Feuerwerke von Höhepunkten gehabt hatte, doch es zeigte sich, daß er jemand war, mit dem man gut über so etwas reden konnte. Schließlich ließ er sie im Bett liegen, stand auf und machte das Abendessen. Die Tür war offen, die Katze kam zurück und setzte sich wieder auf den Stuhl. Diesmal hatte R.J. nichts dagegen, sie lag einfach nur da und hörte zu, wie David ziemlich falsch, aber mit fröhlicher Stimme etwas von Puccini sang. Der Geruch ihrer Vereinigung mischte sich mit dem Duft seines Omeletts, dem Duft von Zwiebeln und Paprikas und winzigen Zucchinis, die brutzelten, bis sie süß waren wie seine Küsse und üppig wie das Versprechen des Lebens. Als sie und David dann später dösend nebeneinanderlagen, machte Agunah es sich am Ende des Bettes zwischen ihren Füßen bequem. Sobald R.J. sich daran gewöhnt hatte, mochte sie es.
    »Danke für dieses wundervolle Erlebnis, für all die wichtigen kleinen Einzelheiten, über die ich jetzt schreiben kann.« Sie funkelte ihn böse an. »Ich reiß dir das Herz raus.«
    »Das hast du bereits«, erwiderte er galant. Von sechs Patienten, die in ihre Praxis kamen, war durchschnittlich einer überhaupt nicht krankenversichert. Eine ganze Reihe davon hatte nicht einmal die zwanzig Dollar, die sie als Honorar für die Behandlung Nichtversicherter festgesetzt hatte. Von einigen nahm sie die Bezahlung in Naturalien an. So kam sie zu sechs Klaftern Hartholz, fertig gehackt und hinter ihrem Haus aufgeschichtet. Und so kam sie auch zu einer Putzfrau, die sich einmal pro Woche um ihr Haus kümraerte, und zu einer zweiten für die Praxis. Sie erhielt regelmäßig bratfertige Hähnchen und Truthähne und hatte verschiedene Quellen für frisches Gemüse, Beeren und Blumen. Der Tauschhandel amüsierte sie, aber sie machte sich Gedanken wegen ihrer Finanzen und der Schulden. Für Patienten ohne Versicherung entwickelte sie eine spezielle Behandlungsstrategie, denn sie wußte, daß sie bei diesen oft versuchen mußte, ein lange nicht behandeltes Leiden zu kurieren.
    Aber nicht die Leute mit komplizierten Problemen machten ihr die meisten Sorgen, sondern jene, die überhaupt nicht kamen, weil sie kein Geld hatten und zu stolz waren, um Wohltätigkeit anzunehmen. Solche Leute suchten einen Arzt nur in Extremfällen auf, wenn es für eine Hilfe häufig schon zu spät war: Wenn der Diabetes bereits zur Erblindung geführt, wenn ein Tumor bereits metastasiert hatte. R.J. geriet gleich zu Beginn an mehrere solche Fälle, doch sie konnte nichts tun, als stumm gegen das System zu wettern und sie zu behandeln. Sie verließ sich darauf, daß ihre Botschaft durch Mundpropaganda in den Hügeln verbreitet wurde: »Wenn du krank bist, wenn du Schmerzen hast, geh zu der neuen Ärztin! Falls du keine Krankenversicherung hast, findet sie schon eine Lösung für das Geldproblem.«
    Und tatsächlich kamen ein paar der Entrechteten. Auch wenn sie deren Tauschwaren gar nicht wollte, bestanden einige darauf. Ein Mann mit der Parkinsonschen Krankheit flocht ihr trotz zitternder Finger einen Spankorb aus Eschenholz. Eine Frau mit Eierstockkrebs nähte ihr eine Patchworkdecke. Aber noch gab es in den Berkshires viele Menschen ohne Versicherung und ohne jegliche medizinische Versorgung. Das nagte an ihr. Mit David traf sie sich ziemlich oft. Zu ihrer Überraschung und zu ihrem Bedauern kühlte die

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