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Medicus 03 - Die Erben des Medicus

Titel: Medicus 03 - Die Erben des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Geschenk angekommen ist?«
    »Sie ist doch nicht hier, David.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich weiß es einfach. Unter diesem Stein liegen nur ein paar verkohlte Knochenstücke. Elizabeth wollte nur, daß ihre Überreste an einem hübschen, wildromantischen Ort der Erde übergeben werden. Dieser Ort, diese Stelle am Catamount hier hatten absolut keine Bedeutung für sie, als sie noch lebte. Sie kannte sie nicht einmal. Wenn die Seelen nach dem Tod zurückkehren - aber ich glaube nicht, daß das passiert, ich glaube, daß tot einfach tot heißt -, wenn so etwas also passieren könnte, würde Betts dann nicht an einen Ort zurückkehren, der wichtig für sie war?«
    Er war schockiert, das merkte sie. Und enttäuscht von ihr, in einer für ihn wichtigen Frage.
    Sie waren zwei vollkommen verschiedene Menschen. Vielleicht stimmt es ja, dachte sie, daß Gegensätze sich anziehen.
    Obwohl ihre Beziehung voller Fragen und Unsicherheiten war, verbrachten sie wunderbare Stunden miteinander. Gemeinsam erkundeten sie R.J.s Anwesen und entdeckten wahre Schätze. Tief in ihrem Waldstück fanden sie eine Reihe von Tümpeln, die aufgereiht waren wie Perlen an einer riesigen Kette. Es begann mit einem winzigen Damm, der ein kaum Bach zu nennendes Rinnsal staute und so eine nur pfützengroße Wasseransammlung hervorrief. Mit unbeirrbarem baumeisterlichen Instinkt hatten Biber hinter diesem ersten Hindernis noch eine ganze Reihe von Dämmen und Tümpeln angelegt, und den Abschluß bildete ein Teich, der fast einen halben Hektar bedeckte. Wasservögel kamen an diesen kleinen See, um Fische zu fangen oder ihre Nester zu bauen, denn hier herrschten Ruhe und Frieden.
    »Ich würde gerne durch den Wald gehen können, ohne mich ständig durch Bäume und Gestrüpp kämpfen zu müssen.«
    David stimmte ihr zu. »Du brauchst einen Pfad.«
    An diesem Wochenende brachte er eine Dose mit Sprühfarbe, um den Verlauf des Pfades zu markieren. Sie durchstreiften mehrmals den Wald, bis sie die optimale Route gefunden hatten, und dann markierte David die Bäume und machte sich auch gleich mit seiner Kettensäge an die Arbeit Mit Absicht hielten sie den Pfad schmal. Sie machten um umgestürzte, tote Stämme einen Umweg und vermieden es auch, große Bäume zu fallen, sondern stutzten nur tiefhängende Äste, die das Vorankommen behinderten. R.J. schleppte die Äste und kleinen Bäume, die David abgeschnitten hatte, weg, wobei sie die größeren Stücke beiseite legte, um später Feuerholz aus ihnen zu machen. Das restliche Kleinzeug schob sie zu Haufen zusammen, damit diese kleineren Tieren als Unterschlupf dienen konnten.
    David zeigte ihr Tierspuren, einen Baum, an dem sich ein Hirsch den Bast vom Geweih gewetzt hatte, einen toten Stamm, den ein Schwarzbär auf der Suche nach Maden und Insekten auseinandergerissen hatte, und hin und wieder Haufen von Bärenkot, manchmal formlos-weich von Beerendurchfall, manchmal genau wie Menschenexkremente, nur um einiges größer.
    »Gibt es hier in der Gegend viele Bären?«
    »Ein paar schon. Früher oder später wirst du einen sehen, wahrscheinlich aus der Entfernung. Sie lassen uns Menschen nicht nahe an sich ran. Sie hören uns kommen, riechen uns. In den allermeisten Fällen gehen sie den Menschen aus dem Weg.«
    Einige Stellen waren besonders schön, und während sie sich durch den Wald voran arbeiteten, merkte R.J. sich Plätze, wo sie später Bänke aufstellen wollte. Doch vorerst kaufte sie sich im Supermarkt in Greenfield zwei Plastikstühle und stellte sie in ein kleines Gehölz am Ufer des größten Biberteichs. Sle lernte, dort lange bewegungslos zu sitzen, und manchmal wurde sie dafür belohnt. Sie beobachtete die Biber, ein wunderschönes Brautentenpärchen, einen Blaureiher, der durchs flache Wasser watete, einen Hirsch, der zum Saufen an den Teich kam, und zwei Schnappschildkröten in der Größe etwa von Betts' Silbertablett. Manchmal kam sie sich wie ein Mensch vor, der noch nie in einem Verkehrsstau gesteckt hatte.
    Stück für Stück und wann immer sie die Zeit dafür fanden, trieben sie den schmalen Pfad tiefer in den flüsternden Wald, zuerst bis zu den Biberteichen und dann weiter, zum Fluß hin.

Die Sänger
    Trotz aller Zweifel geriet R.J. zusehends tiefer in die Beziehung.
    Es machte ihr angst, daß eine Frau in ihrem Alter und mit ihrer Erfahrung sich innerlich so auflösen, so verletzlich werden konnte wie ein Teenager. Ihre Arbeit hielt sie die meiste Zeit von David fern, aber sie

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