Medicus 03 - Die Erben des Medicus
verkaufen.«
»Falls er anrufen sollte, wären Sie dann so freundlich, ihm zu sagen, er soll sich mit mir in Verbindung setzen?« sagte R.J. und gab ihm ihre Karte.
»Sehr gerne, Doctor«, erwiderte Bowditch.
Nach drei Tagen lief die Katze davon.
R.J. suchte die Laurel Hill Road ab und durchstreifte auf dem Pfad den Wald. »Aaguunaaah!« rief sie immer wieder.
Sie dachte an all die Tiere, die eine Hauskatze als willkommene Mahlzeit betrachten würden, die Rotluchse, Kojoten, Pumas und die großen Raubvögel. Doch als sie nach Hause zurückkam, entdeckte sie auf ihrem Anrufbeantworter eine Nachricht: Muriel, Will Rileys Frau, teilte ihr mit, daß die Katze quer über die Hügel in ihre Scheune zurückgefunden habe.
R.J. holte Agunah noch einmal ab, doch zwei Tage später lief das Tier wieder zu den Rileys.
Noch dreimal machte die Katze sich aus dem Staub.
Inzwischen war es Ende September. Will lächelte sie mitleidig an, als sie wieder einmal ihren störrischen Gast abholen wollte.
»Wir haben nichts dagegen, wenn Sie sie einfach dalassen«, sagte er, und R.J. war sofort einverstanden.
Trotzdem fiel ihr die Trennung nicht leicht. »Shalom, Agunah!« sagte sie, doch die verdammte Katze gähnte sie nur an.
Auf der Rückfahrt kam sie an Davids Holzhaus vorbei und sah, daß ein neuer, blauer Jeep mit New Yorker Nummer auf dem Hofstand.
David?
Sie parkte hinter dem Jeep, doch als sie an die Haustür klopfte, öffnete ihr Mitch Bowditch. Hinter ihm stand ein Mann mit braungebranntem Gesicht, schütterem graumeliertem Haar und einem buschigen Schnurrbart.
»Hallo. Kommen Sie doch herein, und lernen Sie einen anderen Arzt kennen!« Er stellte sie vor. »Dr. Roberta Cole. Dr. Kenneth Dettinger.« Dettingers Händedruck war freundlich, aber knapp.
»Dr. Dettinger hat das Haus soeben gekauft.«
Sie zügelte ihre Reaktion. »Meinen Glückwunsch! Wollen Sie hier praktizieren?«
»Gott bewahre, nein! Ich werde das Haus nur an den Wochenenden und im Urlaub nutzen. Sie kennen das ja.«
Sie kannte es. Er hatte eine Praxis in White Plains, Kinder- und Jugendpsychiatrie. »Viel Streß, lange Arbeitszeit. Dieses Haus hier, das wird der reinste Himmel für mich sein.«
Zu dritt gingen sie hinaus auf den Hinterhof und zur Scheune, vorbei an den sechs Bienenstöcken.
»Werden Sie die Bienen behalten?«
»Nein.«
»Wollen Sie die Stöcke verkaufen?«
»Ach, nehmen Sie sie ruhig! Ich bin froh, wenn Sie sie mir vom Hals schaffen. Ich würde mir hier gern ein Schwimmbecken anlegen, und ich bin allergisch gegen Bienengift.«
Bowditch riet R.J., die Stöcke erst in fünf oder sechs Wochen abzuholen, wenn die Bienen nach dem ersten heftigen Kälteeinbruch in Winterstarre gefallen wären. »Weil wir gerade dabei sind ...« Er sah in seiner Inventarliste nach. »... David besitzt noch acht weitere Bienenstöcke, die er an Dovers Apfelplantage vermietet hat. Wollen Sie die auch?«
»Ich denke schon.«
»Ein Haus so zu kaufen, wie ich es tue, bringt einige Probleme mit sich«, sagte Kenneth Dettinger. »In den Schränken hängt Kleidung, Schreibtische und Schubladen müssen ausgeräumt werden. Dabei habe ich keine Frau, die mir helfen könnte, das Haus auf Vordermann zu bringen. Ich bin frisch geschieden, müssen Sie wissen.«
»Tut mir leid.«
»Ach.« Er verzog das Gesicht und hob die Schultern, dann lächelte er ein wenig wehmütig. »Ich muß mir jemanden suchen, der das Haus ausräumt und die Sachen wegbringt«
Sarahs Kleider
»Kennen Sie jemanden, den ich für eine solche Arbeit engagieren könnte?«
»Lassen Sie mich das erledigen! Umsonst. Ich ... ich bin eine Freundin der Familie.«
»Das wäre sehr nett. Vielen Dank.« Er betrachtete sie mit Interesse. Er hatte feingeschnittene Züge. Doch sie traute der Kraft nicht, die aus seinem Gesicht sprach. Vielleicht bedeutete sie nur, daß er es gewohnt war, seinen Willen durchzusetzen.
»Ich bringe meine eigenen Möbel, aber den Kühlschrank werde ich behalten, der ist erst ein Jahr alt. Wenn Sie irgendwas wollen, nehmen Sie es sich einfach. Und was übrigbleibt... geben Sie es weg, oder beauftragen Sie jemanden mit einem Lastwagen, es auf die Müllkippe zu fahren! Die Rechnung schicken Sie mir.«
»Bis wann wollen Sie das Haus leer haben?«
»Wenn es bis Weihnachten geht, wäre ich sehr dankbar.«
»Na gut«
Dieser Herbst in den Hügeln war außergewöhnlich schön. Im Oktober verfarbten sich die Blätter, doch es kamen keine Regengüsse, die sie von den
Weitere Kostenlose Bücher