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Meditation

Meditation

Titel: Meditation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ajahn Brahm
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einmal in die Fantasien, Gespräche und Planungen eingetaucht, bekommt der Denkprozess seinen eigenen Schwung und ist schwer wieder anzuhalten. Das ist wie bei einem Zug. Ein Zug ist schwer, aber wenn er gerade erst angefahren ist, kann man ihn relativ leicht wieder bremsen, weil er noch nicht richtig in Fahrt ist. Aber wenn er erst einmal hundert Sachen drauf hat, müssen große Kräfte aufgewendet werden, um ihn abzubremsen, einfach weil eine solche Masse bei dieser Geschwindigkeit eine ungeheure Wucht und Energie besitzt. Lasst also euer Denken gar nicht erst in Schwung kommen, bremst es aus, bevor es richtig Fahrt aufnimmt. Wenn ihr die Gedanken immer gleich anhaltet, wird die Achtsamkeit nicht verstreut, sondern kann dichter werden und zunehmen.
    Der Anfang ist bei der Achtsamkeit der schwierigste Teil. Ihr wisst eigentlich nicht, was zu tun ist, ihr seht nicht klar. Wenn die Achtsamkeit dann in Gang kommt, seid ihr bewusster und wacher, und da ihr dann eher mitbekommt, was gerade los ist, tut ihr euch leichter, das Denken anzuhalten und im gegenwärtigen Augenblick zu bleiben. So geht es einem in einem sehr dunklen Raum. Erst sieht man nicht genug, um auch nur den Lichtschalter zu finden. Aber wenn die Augen dann ein bisschen erkennen, sieht man den Schalter und kann Licht machen. Achtsamkeit und Bewusstheit sind das Licht des Geistes.
    Wenn ihr also achtsam werden wollt, legt ihr eure Energie in den Augenblick und entwickelt Jetzt-Gewahrsein. Versucht sehr still zu bleiben und es auch im Verlauf des Tages so gut es geht zu bleiben. Je besser es euch gelingt, im gegenwärtigen Augenblick zu bleiben, desto stärker wird eure Achtsamkeit. Das ist wie das Aufwachen am Morgen. Zuerst seid ihr noch ein bisschen dumpf, aber dann werdet ihr ganz bewusst, seid voller Energie und bekommt genau mit, was los ist. Wenn im Laufe eines Retreats eure Bewusstheit zunimmt, könnt ihr zusehen, wie die morgendliche Duseligkeit immer mehr abnimmt. Bewusstheit ist da, wenn ihr schlafen geht, und sie ist da, wenn ihr aufwacht. Es ist wirklich eine schöne Sache, selbst zu verfolgen, wie die Achtsamkeit Stunde für Stunde und Tag für Tag klarer und schärfer wird, wenn wir alle Aktivitäten und Gespräche zurückfahren und die Meditation immer mehr Raum einnehmen lassen.
    Sich auf die Betrachtung des Atems einstimmen
    Sobald eure Achtsamkeit stärker wird, erkennt ihr eure Blockaden leichter und all die schlechten Gewohnheiten, die euch normalerweise an der Nase herumführen. Ihr seht auch die Dummheiten, auf die ihr euch immer wieder einlasst, etwa dass ihr euch über andere ärgert. All das kann auch hochkommen, wenn man achtsam ist, aber dann sieht man es wenigstens gleich. Ihr seht diese Zustände kommen, ihr seht ihre Folgen. Ihr könnt sehen, was ihr euch selbst und anderen damit antut. Wenn ihr diese Gewohnheiten erkannt habt und wisst, dass sie Schmerz und Leid verursachen, wächst in euch der Antrieb, sie zu beenden.
    Nicht nur das Problem wird dann erkennbar, sondern auch die Lösung: Beherrschung, Zurückhaltung. Das wird durch Achtsamkeit möglich. Ohne Achtsamkeit mögt ihr euch zwar Beherrschung wünschen, aber ihr scheitert dabei, weil ihr eigentlich im Dunkeln tappt. Mit Achtsamkeit kommt man den Hindernissen und Verunreinigungen viel leichter auf die Spur. Und dann fängt eure Meditationspraxis eigentlich erst richtig an.
    Solange ich schon Atemmeditation lehre, fällt mir immer wieder auf, dass viele zu früh mit der Betrachtung des Atems anfangen. Wenn ihr noch nicht wirklich zur Ruhe gekommen und achtsam genug seid, könnt ihr nur unter Aufbietung von Willenskraft beim Atem bleiben, und das hält niemand lange durch. Ihr verfolgt den Atem, aber dann fangt ihr an zu dösen oder schlaft ein, weil der Geist einfach noch nicht so weit ist. Nur wenn die Achtsamkeit eine gewisse Klarheit gewonnen hat, wird es einfach, den Atem zu verfolgen, und erst dann geht die eigentliche Meditation los.
    Ich meditiere schon so lange, dass ich meinen Geist gut genug kenne, um zu wissen, was er braucht. Die Achtsamkeit muss aufgebaut und poliert werden, bevor irgendetwas anderes geschehen kann. Wenn der Zeitpunkt falsch gewählt und die Achtsamkeit nicht scharf genug ist, werde ich nicht beim Atem bleiben können, so viel weiß ich. Dann muss ich erst einmal mehr für meine Achtsamkeit tun, richtig wach werden und für ein bisschen Freude sorgen. Ich muss Energie aufbauen und mich still auf den Augenblick sammeln. Ich weiß einfach:

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