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Meditation

Meditation

Titel: Meditation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ajahn Brahm
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seines Klosters werden sollte und von einem anderen Mönch, der diesen Posten für sich haben wollte, als Kommunist denunziert wurde. Er war dann zwei Jahre im Gefängnis und schrieb in dieser Zeit seine Autobiografie. Er fand die Zeit im Gefängnis wunderbar. Er brauchte weder Vorträge zu halten noch nach dem Essen mit den Leuten zu sprechen. Er bekam einfaches, sauberes Essen und hatte ein nettes kleines Zimmer für sich allein. Er sagte, es sei herrlich gewesen, so viel Freiheit zu haben. Wenn du im Gefängnis sein möchtest , bist du frei.
    Ich empfand das als tiefe und einprägsame Weisheitslehre. Mir wurde klar, dass es unerheblich ist, was ich tue und wo ich mich aufhalte. Ob ich im Flugzeug sitze oder dumme Fragen beantworte oder mich im Gewühl einer Großstadt bewege – solange ich da sein möchte , hat der Geist Frieden. Ich frage mich auch manchmal: »Wieso mache ich das hier? Das ist Blödsinn!« Natürlich leide ich dann. Deshalb sage ich lieber: »Nein, ich möchte hier sein.« Wirklich, dann breitet sich gleich Frieden aus, ein unglaubliches Freiheitsgefühl. Wenn ihr also irgendwo sitzt und der Geist keine Ruhe gibt, dann macht das nicht zum Problem, sondern sagt: »Ich möchte hier sein«, und dann wird er Ruhe geben.
    Wenn ihr eben jetzt genau hier sein möchtet , lasst ihr Freiheit wachsen. Ihr praktiziert dabei die dritte Edle Wahrheit, ihr beendet das Begehren und lasst den Macher anhalten. Das ist ein hochwirksames Vorgehen, das ihr überall und bei allen Tätigkeiten einsetzen könnt. Fragt euch nur: »Möchte ich hier sein oder lieber anderswo?« Wenn die Antwort »Anderswo« lautet, erzeugt ihr Dukkha . Das ist einfach die zweite Edle Wahrheit des Buddha. Und wenn ihr denkt: »Ich bin ganz einverstanden damit, hier zu sein«, beendet ihr damit ein paar gröbere Manifestationen des Leidens. Darin folgt ihr der Lehre des Buddha und bestätigt die dritte Edle Wahrheit.
    Mit dem Hier und Jetzt einverstanden sein – es ist ganz erstaunlich, was man alles dabei lernen kann. Wenn ich mich einfach hinsetze und hier sein möchte, kann es sein, dass gleich ein Nimitta kommt, mein wunderbarer alter Freund, und zwar einfach, weil der Geist still ist. Ihr habt verstanden, dass mit Stille ein regungsloser Geist gemeint ist, ein Geist der nichts haben und nirgendwo sonst sein will. Trotzdem denken die meisten: »Da will ich hin. Ich werde dies tun und dann das tun und dann kommt die Stille.« Nein, sie kommt nicht dann . Stille könnt ihr nur jetzt einkehren lassen und nur dadurch, dass ihr diesen Augenblick sein lasst, wie er ist. Wie der Augenblick auch sein mag, sagt euch: »Das hier ist gut genug. Ich möchte in diesem Augenblick sein, hier und jetzt.« Was ihr gerade erlebt, ist zweitrangig. Wichtig ist, ob ihr hier oder anderswo sein möchtet.
    Ihr könnt also in einer Gefängniszelle frei und in einem Fünfsternehotel gefangen sein. Es ist wirklich schön zu wissen, dass man überall und in jeder Geistesverfassung jederzeit frei sein kann. Wenn ihr das versteht, dann wisst ihr, wie Weisheit euch befreien kann. Das ist Analaya , ein wichtiger Aspekt der dritten Edlen Wahrheit: nichts mehr zu haben, woran irgendetwas festkleben kann. Das ist mit »sich lösen« gemeint; es ist der Stoff der Erleuchtung.
    Sich von der Vergangenheit lösen
    Es ist ganz erstaunlich, wie sehr wir Gefangene der Vergangenheit sind. Man fragt jemanden: »Wie geht’s?«, und die Antwort lautet vielleicht: »Miserabel.« Was heißt das? Es heißt, dass diese Person einen schrecklichen Tag hinter sich hat und diesen Tag, der jetzt Vergangenheit ist, immer noch mit sich herumschleppt. Tut das lieber nicht. Lasst nichts an euch festkleben, mag es Augenblicke oder Minuten oder Stunden zurückliegen. Und wenn es eine herrliche Meditation war, dann soll auch das nicht an euch haften bleiben. Ihr denkt: »Oh, großartig, endlich habe ich es geschafft, jetzt habe ich den Bogen heraus«, und damit bereitet ihr den Boden für künftige Enttäuschungen. Ihr wollt doch frei sein und nicht eure Erfolge und Misserfolge mit euch herumtragen. In der buddhistischen Meditation braucht ihr euch nicht mit Erfolg oder Misserfolg zu identifizieren, ihr könnt vollkommen frei sein. Ist das nicht schön zu wissen?
    Eignet euch diese großartige Fähigkeit an, von allem vollkommen zu lassen – Analaya – und an überhaupt nichts zu haften. Wenn ihr an nichts haftet, schwindet das Ich und ist schließlich weg. Was hältst du von dir? Für wen

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