Medstar 01 - Unter Feuer
hatte er geschafft, indem er herumgehüpft war und so getan hatte, als sei er ein Selonianer, dem es unter den Füßen brennt, doch damals waren sie beide gerade sieben Jahre alt gewesen.
Er musterte die Mahlzeit, die in den verschiedenen Fächern des Essenstabletts portioniert war, das vor ihm stand. Obgleich er wusste, dass er essen sollte, um bei Kräften zu bleiben, stellte er fest, dass es ihm schwerfiel, Appetit aufzubringen. Oh, das Essen war in Ordnung - die zerriebenen Fledermausfalkeneier hatten eine leicht zähe Konsistenz, doch die Spilzsteaks waren nicht übel, da sie hier vor Ort produziert wurden. Dennoch war es unterm Strich keine der erinnerungswürdigeren Mahlzeiten seines Lebens.
Jos seufzte. Wäre dieser Krieg nicht gewesen, würde er vermutlich zu Hause sitzen, um mit seinem Vater oder vielleicht mit einer seiner Tanten oder einem seiner Onkel - in seiner Familie gab es eine Menge Ärzte und mehrere Chirurgen - eine Praxis zu eröffnen, um schließlich, nach einem harten Tag im Operationssaal, vielleicht zu seinem imposanten Haus im protzigen Goldstrand-Viertel von Coronet zurückzukehren. Seine Gattin würde ihn an der Tür begrüßen - eine gescheite, lustige, sexy Gefährtin, mit der er sein Leben und seine Liebe teilen würde, vielleicht sogar Kinder ...
Schlagartig verlor das Essen auf dem Tisch jeden Reiz. Was er eigentlich mit seinen wenigen kostbaren Minuten Freizeit anfangen wollte, war, zurück in seine Wohneinheit zu gehen und in seine Koje zu kriechen, die dünne Synthstoffdecke über den Kopf zu ziehen und eine Woche lang zu schlafen. Einen Monat. So lange, wie es dauerte, bis dieser verdammte Krieg vorbei war, damit er nach Hause fliegen konnte.
Ja, er war Chirurg, und ja, wo operiert wurde, floss Blut. Aber bis zu den Knöcheln darin stehen? Jeden Tag? Das war hart.
Es spielte keine Rolle, dass die große Mehrheit der Soldaten Klone waren, die alle aus derselben Presse stammten und allesamt darauf programmiert waren, den Krieg nicht zu fürchten. Doch obwohl sie keine richtigen Individuen waren, litten und starben sie dennoch, und diejenigen, die nicht umkamen, mussten er und seine Kollegen auf jede mögliche Art und Weise wieder zusammenflicken, verzweifelt an ihnen herumbasteln, Organe austauschen und Wunden verschließen und sie dann wieder da rausschicken, um neues Leid zu erfahren - und diesmal vielleicht zu sterben.
Es gab Tage, an denen er das Talent hasste, dass ihm im wahrsten Sinne des Wortes in die Hände gelegt worden war, und dass er Nerven besaß, die es ihm möglich machten, zu schneiden und zu plastikleben und zu heilen. Hätte er irgendetwas anderes studiert - Genomforschung beispielsweise oder Bio-Robotik -, wäre er jetzt vielleicht nicht auf diesem stinkenden Planeten, um bis zum Hals in diesem verfluchten Krieg zu stecken. Natürlich zog er es dennoch vor, hinter den Frontlinien in einer Lazaretteinheit Dienst zu tun als mitten im Kampfgetümmel. Immerhin gehörte zu seiner genetischen Programmierung keine Angstimmunität. Doch in Wahrheit wollte er in gar keiner Funktion hier sein.
Jos dachte an Barriss Offee, an die Anziehungskraft, die sie anfangs auf ihn ausgeübt hatte. Es war nur gut, dass das nicht so geblieben war, sagte er sich, weil sie nicht permes war. Allerdings trug der Umstand, dass sie tabu war, nichts dazu bei, seine Einsamkeit zu lindern. Er wollte jemanden als Lebenspartner, jemanden, dem er nahe sein, den er hellen konnte. Doch bis das passierte, würde er warten müssen, bis er wieder zurück in seinem Heimatsystem war.
Er blickte schlecht gelaunt in die Untiefen seines Tanque-Tees, als würden ihm die Wurzelfragmente, die in der trüben Flüssigkeit blubberten, auf wundersame Weise irgendeine Erkenntnis verschaffen.
»Wenn Sie noch angestrengter hinstarren, wird er verdampfen.«
Er schaute auf und sah Tolk in ihrer Freizeituniform vor sich stehen. Das Licht von der Speisesaaltür war hinter ihr nnd zeigte sie teilweise nur als Silhouette, jedoch nicht so sehr, dass er ihre Gesichtszüge nicht erkennen konnte. Abgesehen von einem einzigen Gedanken verschwand alles andere aus seinem Kopf: Sohn eines Ibbot! Sie ist wunderschön ! Es war nicht so, als wäre ihm bislang nicht klar gewesen, dass seine leitende OP-Schwester menschlich und ziemlich attraktiv war - das war für jeden offensichtlich, der auch nur ein funktionstüchtiges Auge besaß. Doch dasselbe Problem, das für die Padawanschülerin galt, traf auch auf Tolk zu: Sie war
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