Medstar 01 - Unter Feuer
anderes. Wenn man stärker, klüger und besser bewaffnet war als seine Beute, wo blieb da die Herausforderung? Jeder gut bewaffnete, geistlose Droide konnte töten. Die Jagdbeute eines richtigen Jägers sollte die Chance haben zu gewinnen. Wenn man bei der Jagd auf ein Raubtier einen Fehler machte, sollte man nicht ungestraft davonkommen, und wenn das bedeutete, dass man sein Leben verlor, war das die Würze, die dafür sorgte, dass das Spiel umso besser schmeckte.
Mathal mochte im Augenblick bloß ein Botenjunge sein, doch Bleyd wusste, dass Angehörige der Schwarzen Sonne ihre Laufbahn für gewöhnlich auf den unteren Geschäftsebenen begannen. Einst, vor langer Zeit, bevor er von der Schwarzen Sonne rekrutiert worden war, hatte Mathal als bezahlter Schläger gearbeitet, der für seine Fähigkeit bezahlt worden war, Schmerzen oder gar den Tod zu bringen. Bleyd wusste, dass er kein Grasfresser war. Er war ein Raubtier.
Natürlich keins in Bleyds Liga. Bleyd war ein erstklassiger Jäger. Mit nichts anderem als einer Lanze bewaffnet hatte er auf Uvena III Pirschjagd auf Shistavanen gemacht. Er hatte einen Rancor mit einem Zugbogen und nur drei Geschossen zur Strecke gebracht. Er hatte reuelose Noghri verfolgt und sie mit einem Paar Hakenklingen erledigt, deren Schneidflächen nicht länger als seine Mittelfinger gewesen waren.
Er konnte sich nicht erinnern, wann er beim Jagdsport das letzte Mal einen verhängnisvollen Fehler gemacht hatte. Natürlich war davon bloß ein einziger nötig...
Er erreichte das Messer einige Minuten, bevor Mathal den King der Länge nach umrunden konnte, ganz gleich, wie schnell er war. Es gab drei Stellen, die ihm einen guten Blick boten. Eine befand sich auf Höhe des Decks, drei Schritte entfernt in einer schattigen Ecke. Die zweite war hinter einer gewaltigen Heiz- und Kühlspule auf der anderen Seite des Korridors, mindestens ein Dutzend Schritte weit weg. Das dritte Versteck war im Innern eines Lüftungsschachts, quasi direkt über der Position der Waffe, und obgleich das Messer zwei Körperlängen entfernt war, konnte er sich hier einfach gerade fallen lassen.
Die Frage, wo er sich verstecken würde, stellte sich eigentlich nicht. Genau wie die Vorfahren der Menschen lebten auch seine auf Bäumen und bevorzugten höher gelegene Stellen.
Bleyd sammelte sich, kauerte sich hin und sprang. Er erwischte die Kante des Lüftungsschachts, drehte sich neben das Abdeckgitter, um es mit einer Hand zu lösen, während er sich mit der anderen an der Kante festhielt. Dann zog er sich mit den Füßen voran in den schmalen Schacht. Er drehte sich um und brachte das Gitter wieder in Position. Während er sich kopfüber hängend mit der Kraft seiner Arme abstützte, atmete er langsam und gleichmäßig, um den Herzschlag auf Jagdfrequenz zu bringen. Ein verkrampfter Jäger war außerstande, sich schnell zu bewegen.
Er brauchte nicht lange zu warten. Zwei Minuten, drei... und da kam der Mensch, stapfte vorüber und ließ das Deck laut genug vibrieren, dass selbst ein tauber Sippenältester ihn gehört hätte.
Mathal gelangte in die Nähe des Messers. Er schaute sich misstrauisch um, bevor er sich die Klinge schnappte. Bleyd hörte, wie er erleichtert seufzte, und sein Grinsen wurde breiter.
Das Messer war eine von Bleyds Lieblingswaffen. Es hatte einen schweren Griff. Die Klinge war so lang wie der Unterarm eines Mannes und beinahe so breit wie sein Handgelenk. Es bestand aus rostfreiem Flexistahl, handgeschmiedet und gefaltet, mit einer spitz zulaufenden Klinge und verfügte zudem über ein kreisrundes Stichblatt aus Flexibronze sowie einen schwarzen Griff aus hartem, genarbtem Rassknochen, sodass es einem nicht aus der Hand glitt, wenn das Heft verschwitzt oder blutig war. Immerhin wäre es nicht allzu sportlich gewesen, seine Beute mit einer schlechten Waffe auszustatten, und seine Nachforschungen hatten ihm verraten, dass Mathal ein ausgezeichneter Messerkämpfer war. Bleyd wusste, dass er Können und Stärke einsetzen müssen würde, um zu siegen. Glück spielte dabei keine Rolle.
Er nahm einen letzten Atemzug, drehte die Gitterabdeckung zur Seite und stürzte sich mit dem Kopf voran auf den Mann. Er brüllte den Schlachtruf seiner Ahnen:
»Taarrnneeesseee...!«
Mathal schaute mit Entsetzen im Gesicht auf. Zu spät hob er das Messer. Bleyd stieß es beiseite und griff nach der Kehle des Mannes.
Dann prallten sie aufeinander ...
Mit Dingen dieser Art hatte der Spion kaum
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