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Medusa

Medusa

Titel: Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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langsam bekomme ich eine Gänsehaut. Was hat das alles zu bedeuten?«
    Chris, der nicht zugeben wollte, dass ihm die Sache ebenso unheimlich war wie Malcolm, strich mit den Fingern über sein Kinn. »Ich schätze, das war eine Art Willkommensruf oder Einladung. Wir sollten herausfinden, was es mit den Stimmen auf sich hat, in den Klotz hineingehen und uns selbst ein Bild von der Situation machen. Da wir alle die Stimmen gehört haben, sind wir vermutlich auch alle eingeladen auf die Party. Hat jemand was dagegen, wenn ich vorangehe?« Grinsend blickte er sich um, aber niemand hatte einen Einwand. »Habe ich auch nicht anders erwartet. Also, folgt mir.«
    Er atmete tief durch und betrat das unheimliche Gebäude.

17
    Oberst Durand saß vornübergebeugt an einem Aluminiumtisch und studierte eine topografische Karte. Während Hassad und die Rebellen sich wieder in ihre Basislager zurückgezogen hatten, war es seinen Männern gelungen, auf den Ruinen des zerstörten Camps eine provisorische Kommandozentrale einzurichten, von der aus er die Suche nach den vermissten Forschern koordinieren konnte. Der Lagerplatz war eingeebnet und von allen Trümmern und Überbleibseln des Kampfes gereinigt worden. Jetzt erhoben sich dort drei sturmgeprüfte Kuppelzelte schwedischer Bauart, von denen ihm das größte zur persönlichen Verfügung stand. Die dünnen Wände flatterten, hielten aber dem auffrischenden Nordostwind ohne Mühe stand.
    Durand hatte kein Problem mit Zelten. Er hatte beinahe sein halbes Leben in diesen Behausungen verbracht und schätzte das Gefühl, geborgen und dennoch von frischer Luft umgeben zu sein. Was ihm weniger behagte, war die Tatsache, immer noch nichts über den Verbleib der Wissenschaftler in Erfahrung gebracht zu haben. Die Vorstellung, dass sie ihn in ebendiesem Moment beobachten könnten, machte ihn nervös. Nicht wegen irgendwelcher Schuldgefühle, sondern weil er die Fäden selbst in der Hand halten wollte. Nichts war schlimmer als eine Situation, die außer Kontrolle geriet. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, Hassad so früh um Mithilfe zu bitten. Er hätte damit rechnen müssen, dass der Rebellenführer mit der Geschwindigkeit einer Giftschlange zuschlagen würde, das lag in seiner Natur. Vielleicht hätte er warten sollen, bis er wirklich hieb- und stichfeste Beweise über einen nennenswerten Fund der Gruppe in Händen hielt. Doch was hätte er stattdessen tun sollen? In seinem Fort warten, bis er von irgendwem eine gesicherte Information erhielt? Die Wahrscheinlichkeit, dass es dann zu spät war, war verdammt groß. Die Leute in der Gruppe waren keine Dummköpfe. Wenn sie Verdacht geschöpft hatten, wären sie durchaus in der Lage gewesen, sich mitsamt dem Fund unbemerkt aus dem Staub zu machen. Das Gebiet war riesig und unübersichtlich und eine Verfolgung schwierig. Nein, er musste darauf bauen, dass sie es waren, die ihn suchten. Die Tatsache, dass sie nichts von seinem doppelten Spiel wussten, war sein Trumpf.
    Wenn er Pech hatte, würden sie sich jetzt verkriechen und auf ihre Rettung warten, statt weiterzuforschen. Sein Gefühl sagte ihm aber, dass dem nicht so war. Die Leute hatten eine strapaziöse Reise hinter sich, sie hatten bereits spektakuläre Funde gemacht, sie würden nicht wegen einer x-beliebigen Entdeckung alles stehen und liegen lassen. Sie hatten etwas gefunden, das so wichtig war, dass alle zusammen aufgebrochen waren, um es zu sichern.
    Neben ihm lag ein Aktenordner, der wichtige Informationen enthielt. Die wertvolle Fracht, abgeschickt von einer Adresse in Johannisburg, war gestern, zusammen mit einem Schreiben von Naumann, per Hubschrauber eingetroffen. Der Brief enthielt genaue Informationen über das Ziel der Expedition. Obwohl er immer noch nicht genau wusste, was das eigentlich für ein Gegenstand war, erfuhr Durand doch genug, um sich eine Vorstellung davon machen zu können. Das Zielobjekt war weitaus kleiner, als er zunächst angenommen hatte. Wenn Naumann mit seinen Angaben richtig lag, war es kleiner als ein Fußball. Klein genug, um es unbemerkt außer Landes schaffen zu können.
    Auch der Inhalt des Ordners war von größtem Interesse. Sorgfältig in Klarsichtfolie eingeschweißt, enthielt er ausführliche Informationen über die Mitglieder der Expedition. Lebensläufe, Arbeitgeber, Vermögensverhältnisse, psychologische Profile.
    Naumann hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. In den Dossiers fanden sich Informationen intimer Art, von

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