Meere - Tierparadiese unserer Erde
wird, folgt der unterschiedlich breite Streifen der Primär- oder Vordünen. Salz- und Nährstoffgehalt sind geringer als im Spülsaum; der Flugsand wirkt wie ein kleines Sandstrahlgebläse. Auf den instabilen Böden fühlen sich sandverträgliche Pflanzen (psammophile Arten) wie die Strandquecke (
Agropyron litorale
), ein Süßgras, besonders wohl. Ihre Wurzeln halten den lockeren Sand fest, während ihre Blätter ständig neuen einfangen und somit die Vordüne befestigen.
Werden die derart stabilisierten Vordünen größer, spricht man von einer Sekundärdüne. Sie zeichnet sich durch größere Trockenheit,einen tiefen Grundwasserspiegel und einen geringeren Nährstoff- und Salzgehalt aus. An vorderster Front stehen die Weißdünen – der Name kommt von der hellen Farbe des Sandes. Hier siedeln sich Strandhafer (
Ammophila arenaria
), Strandroggen (
Elymus arenarius
) und Stranddistel (
Eryngium maritimum
) an. Der Strandhafer ist die wichtigste Pflanze der Weißdünen, die er durch sein dichtes, tiefes Wurzelwerk zusammenhält. Erste Anzeichen von Bodenbildungen sind erkennbar.
An die Weißdüne schließt sich weiter landeinwärts die auch als Tertiärdüne bezeichnete Graudüne an. Hier ist der Sand schon mit Rohhumus angereichert, der durch den Pflanzenbewuchs entsteht, und er beginnt zu entkalken. Daher rührt auch seine graue Farbe. Auf diesen älteren Dünen verschwindet der Strandhafer, der durch niedrige, dicht wachsende Gräser ersetzt wird. Typische Pflanzenarten der Graudüne sind Silbergras (
Corynephorus canescens
), Schillergras (
Koeleria arenaria
) und Sandsegge (
Carex arenaria
). Auch Kräuter, Zwergsträucher und niedriges Gebüsch siedeln sich an. Besonders auffällig ist die schneeweiß blühende Dünenrose (
Rosa pimpinellifolia
). Bei ungünstigen Bedingungen verschwinden die Gräser und machen Polstern aus Flechten und Moosen Platz.
Bis zum Endzustand der Dünenentwicklung, der Braundüne oder Quartärdüne, dauert es Jahrzehnte. Sandüberwehungen kommen kaum noch vor, die Bodenbildung unter der dunklen Rohhumusauflage hat schon begonnen. Auf kalkarmem Sand bilden sich Zwergstrauchheiden aus Besenheide (
Calluna vulgaris
) und Krähenbeere (
Empetrum nigrum
). Mit ihren Wurzelpilzen (Mykorrhiza) können sie aus dem Rohhumus des Bodens Mineralsalze freisetzen und so der Wurzel zuführen. Auf kalkreichem Sand weichen die Heidekräuter dem Sanddorn (
Hippophaë rhamnoides
).
In allen Dünensystemen kommen feuchte Senken und Mulden vor, die einen eigenen Lebensraum, das Dünental bilden. In tiefen Dünentälern entstehen bei Kontakt zum Grundwasser kleine Seen, Sümpfe oder Moore mit Zwergbinsen, Röhrichten und Großseggen, ansonsten feuchtes Grasland oder feuchte Heiden. Dünentäler verändern sich ständig. Im Spätsommer und im Herbst füllen sie sich mit Regenwasser. Erst im Sommer fallen sie wieder trocken.
Sandstrandbewohner
Am schmalen Spülsaum findet man vor allem Muscheln, Schnecken, Krebse und Krabben. Weltweit verbreitet sind die zu den Flohkrebsen zählenden Strandflöhe (Talitridae). Bis zu 1 m weit kann der an europäischen Küsten anzutreffende, nur 1,5 cm lange
Talitrus saltator
springen. Um sich vor Trockenheit und Hitze zu schützen, gräbt er sich tagsüber in den Sand ein. Das machen bei Ebbe auch die Muscheln, die sich vor allem von Sedimenten ernähren (Detritusfresser). Aus dem Sand filtern sie alle verwertbaren Nährstoffe heraus. Auch viele Strandwürmer ernähren sich auf diese Weise. Andere Strandbewohner jagen kleine Beutetiere oder fressen Aas.
Meist nur zeitweilige Strandbewohner sind die vielen Watvögel, die bei Ebbe nach Futter scharren. Auf abgelegenen Strandabschnitten ruhen sich Seehunde und andere Meeresraubtiere aus. Sie kommen auch an Land, um sich fortzupflanzen. In den Subtropen und Tropen suchen Meeresschildkröten ruhige Strände auf, um dort ihre Eier abzulegen.
Die Dünenzone ist die Heimat vieler Trockenheit und Wärme liebender Insekten. Zu den Charaktertieren gehört der räuberische Sandlaufkäfer
Cicindela maritima
. Daneben gibt es eine ganze Reihe seltener Schwebfliegen-, Bienen-, Hummel-, Wespen- und Schmetterlingsarten. Auf den Blüten der Stranddistel sieht man bisweilen den seltenen Mauerfuchs (
Lasiommata megera
).
Auf den Dünenstreifen legen auch viele Zugvögel Zwischenstopps ein. Außerdem bieten diese Areale Nistplätze und Nahrung für Singvögel, Möwen und Seeschwalben wie die winzige Zwergseeschwalbe (
Sterna
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