Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meere - Tierparadiese unserer Erde

Meere - Tierparadiese unserer Erde

Titel: Meere - Tierparadiese unserer Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertelsmann Lexikon
Vom Netzwerk:
Dauerbewohner des Watts im Boden, speziell in den oberen 20–40 cm. Unter einem Quadratmeter Wattfläche befinden sich im Schnitt 300 g Tiere, wobei Muscheln und Ringelwürmer den höchsten Gewichtsanteil haben. Zum Vergleich: Unter einer entsprechend großen Wasserfläche der offenen Nordsee leben nur etwa 30 g »Tier«, also nur ein Zehntel dieser Menge. Besonders reiche Stellen im Watt beherbergen pro Quadratmeter bis zu 1000 Herzmuscheln oder bis zu 50 000 Schlickkrebse oder gar bis zu 200 000 Polydora-Würmer. Zusätzlich enthält der Boden reichlich organische Substanz, vergleichbar mit dem Humus in normalen Böden. Die im Watt lebenden Organismen wirken zusammen wie ein gigantischer feinporiger Filterapparat, der viele Nährstoffe aus dem Wasser einfängt.
    Salzwiesen wachsen vor dem Deich
    Das Watt ist kein einheitlicher Lebensraum. Die Höhe und Dauer der täglichen Überflutung entscheidet darüber, welche Pflanzen und Tiere sich in einem bestimmten Bereich wohlfühlen oder am konkurrenzstärksten sind. Ein Wattwanderer, der vom Deichfuß kommend mit dem ablaufenden Wasser ins Watt hinausgeht, durchschreitet dabei mehrere Zonen: Anfangs befindet er sich noch in den dicht mit Gräsern und krautigen Pflanzen bewachsenen Salzwiesen. Während Wiesen und Weiden hinter dem Deich ihre Entstehung dem Menschen und seinen Weidetieren verdanken, gab es Salzwiesen schon in einer vom Menschen unbeeinflussten Urlandschaft, auch wenn heute Schafbeweidung und künstliche Gräben eine menschliche Überformung des Deichvorlandes anzeigen.
    Die Salzwiesen ragen über das Niveau der normalen täglichen Hochwassermarke hinaus, werden also nur unregelmäßig überflutet. Je nach Vorherrschen bestimmter Arten wird auch von Strandflieder-, Strandaster- oder Strandbinsenwiesen, von Strandnelken- und von Andelrasen gesprochen. All diese Vegetationstypen werden von Pflanzen gebildet, die auf die Salzzufuhr zwar nicht angewiesen sind, sie aber gut vertragen. Die Salztoleranz bietet einen entscheidenden Vorteil, denn sie schließt die normalen Arten der Wiesen und Weiden aus. Die Aufnahme des Salzes in die Pflanze ist ein passiver Vorgang, dem sich die Wattpflanzen nicht entziehen können. Sie haben allerdings Strategien entwickelt, um den Überschuss an Salz unschädlich zu machen: Ein Möglichkeit besteht darin, das Salz in spezielle Blasenhaare aufzunehmen und so zu isolieren. Andere Pflanzen entledigen sich gleich ganzer Blättchen, wenn die Konzentration tödlich werden könnte. Nurwenige sind wie der Strandflieder in der Lage, das Salz durch Drüsen auszuscheiden. Sehr viel häufiger verdünnen Salzpflanzen ihren salzigen Zellsaft, indem sie zusätzliches Wasser aufnehmen. Ihre Sprossglieder und Blätter werden dadurch fleischig-saftig wie beim Queller oder der Strandsode.
    Auch die Tiere der Salzwiesen können mit Salz und Überflutung fertig werden. Sie bauen entweder Kuppeln oder Gänge über dem Salzwasserniveau oder sie überdauern Sturmfluten in Luftblasen oder hohlen Pflanzenteilen. Einige sind auch in der Lage, die Salze auszuscheiden. In einer Salzwiese können über 1400 Arten leben, von denen viele ausschließlich hier vorkommen. Auf die nur 25 Pflanzenarten der Salzwiesen sind etwa 400 Insektenarten spezialisiert.
    Zwischen Hoch- und Niedrigwasser
    Unterhalb der mittleren Hochwasserlinie wird es abrupt artenarm. Nur wenige höhere Pflanzen können mit der wechselnassen und salzbelasteten Umwelt zurechtkommen. Neben dem einjährigen Queller, der zu den Gänsefußgewächsen gehört und von dem es mehrere, nah verwandte Arten gibt, findet man hier nur noch das ausdauernde, kniehohe Schlickgras. Beide wirken bei ausreichender Dichte als Strömungsbremse und Schlickfänger. Deshalb werden sie auch gezielt zur Landgewinnung eingesetzt. Zu den tierischen Besiedlern dieser Zone gehören zahlreiche Muscheln, die mit ihrem Siphon die Schlickoberfläche absaugen, außerdem die Wattschnecke (
Hydrobia ulvae
), der Schlickkrebs (
Corophium volutator
) und der Kotpillenwurm (
Heteromastus filiformis
).
    Weiter meerwärts folgt die Herzmuschelzone mit der namengebenden Herzmuschel (
Cerastoderma edule
), der Sandklaffmuschel (
Mya arenaria
), dem Röhren bauenden
Pygospio
-Wurm und dem Watt- oder Pierwurm (
Arenicola marina
). Dort, wo das Watt nur kurze Zeit trockenfällt, leben der Bewehrte Pfahlwurm (
Scoloplos armiger
) und der Bäumchen-Röhrenwurm (
Lanice conchilega
).
    Noch weiter draußen: Seegras
    Die tiefstgelegene Zone,

Weitere Kostenlose Bücher