Meere - Tierparadiese unserer Erde
unermüdlichen Fressvorgang entstehen von hinten nach vorn wandernde Verdickungswellen seines Körpers. Sichtbar wird der Wasserstrom, wenn man die Wohnröhre freilegt: Durch den Sauerstoff ist das dunkle Eisensulfid des Wattbodens zum hellen Eisenhydroxid umgewandelt (oxidiert) worden, so dass sich die Röhrenwände hell gegen die schwärzliche Umgebung absetzen. Durch den Wasserstrom werden auch weitere Nahrungspartikel, die sich am unteren Ende des Fressgangs ablagern, zur Mundöffnung gespült. Der Wattwurm ist sehr unempfindlich gegen Sauerstoffmangel und kann neun Tage in völlig sauerstofffreiem Wasser überleben. Für ein wirbelloses Tier sehr ungewöhnlich, besitzt der Wurm den roten Blutfarbstoff Hämoglobin. Dieser bindet sehr wirksam Sauerstoff und kann den Organismus bei Sauerstoffmangel in der Umgebung mit dem lebenswichtigen Element versorgen.
Nachwachsendes Grundnahrungsmittel
Die hohe Populationsdichte des Wattwurms ist für die Nahrungskette im Lebensraum Wattenmeer von außerordentlich großer ökologischer Bedeutung. Der Wattwurm ist trotz seiner verborgenen Lebensweise mit jedem Rückgang des Wassers bei Ebbe ein regelmäßig verfügbares Fressen für zahlreiche Wattbewohner oder Durchzügler. Viele Vögel, aber auch Fische und verschiedene Krebse nehmen diese eiweißhaltige Beute gern zu sich. Allerdings erwischen sie meist nur das dünnere Hinterteil des Wurms, wenn sich dieser zur Kotabgabe an die Wattoberfläche vorwagt. Die abgerissenen Endglieder werden jedoch vom Wattwurm wieder regeneriert, so dass die Räuber den Bestand der Ringelwürmer nicht gefährden können. Der erste Abschnitt des Hinterleibs besteht aus noch sehr kurzen Segmenten. Werden die dahinterliegenden lang gestreckten Schwanzsegmente abgebissen, strecken sich die gedrungenen Reservesegmente und übernehmen deren Funktion. Dementsprechend besitzen die älteren, mit der Zeit durch die Pigmentablagerungen dunkel bis schwarz gewordenen Tiere deutlich weniger Schwanzsegmente als die helleren Jungtiere.
Watt- oder Pierwurm
Arenicola marina
Klasse Vielborster
Ordnung Capitellida
Familie Arenicolidae
Verbreitung im Schlickboden des Wattenmeeres von westl. Ostsee, Nordsee, Atlantik und Mittelmeer
Maße Länge: 10–20 cm, selten bis 40 cm, etwa 1 cm dick
Nahrung Algen und Detritus
Geschlechtsreife mit 2 Jahren
Höchstalter über 6 Jahre
Miesmuscheln: Klärwerke des Meeres
Die anpassungsfähigen, weit verbreiteten blauschwarzen Muscheln der Art
Mytilus edulis
sind ökologisch von größerer Bedeutung, da sie enorme Mengen Meerwasser filtern. Der deutsche Name leitet sich vom Mittelhochdeutschen »Mies« (Moos) ab und bezieht sich auf die braunen, borstigen Byssusfäden, mit denen die Miesmuscheln sich am Untergrund festheften. Während sie im Atlantik und in der Nordsee bis zu 110 mm lang werden, gibt es in der Ostsee nur Kümmerformen, die umso kleiner bleiben, je weniger Salz das Wasser enthält.
© shutterstock.com/Kuttelvaserova
Miesmuscheln bilden Kolonien.
Fest verankert
Die markante, zugespitzte Form der Miesmuschel ist durch eine Rückbildung des vorderen Schließmuskels bedingt, die wiederum mit der sessilen (festsitzenden) Lebensweise zusammenhängen dürfte: Um in der strömungsreichen Gezeitenzone, in der sie ihre Nahrung findet, nicht davongespült, zerschlagen oder im Schlick begraben zu werden, verankert sie sich mit Fäden am Untergrund. Das Material, Byssus genannt, wird in einer Drüse an der Basis des kräftigen, fingerförmigen Fußes gebildet. Es besteht aus Proteinen, ist zunächst breiig und wird in der Drüse zu Lamellen geformt, die dann in einer Rinne, die an der Fußspitze endet, zu Strängen zusammengerollt werden. Eine Begleitdrüse fügt ein Klebesekret hinzu, das Haftscheiben an den Enden der Stränge bildet. Im Wasser erstarren die Fäden und werden außerordentlich zugfest. Indem sie ein Stück vorankriecht, neue Fäden spinnt und die alten mit dem kräftigen Fußmuskel durchtrennt, kann die Miesmuschel ihren Standort ändern, ohne in der Brandung die Bodenhaftung zu verlieren. So verhindert sie auch, dass sie im Schlick erstickt, den sie beim Filtrieren des Seewassers selbst produziert.
Über der Wasserlinie
Die beiden Schalenhälften, die oft mit Seepocken und Algen bewachsen sind, schützen die Weichtiere bei Flut vor Fressfeinden und bei Ebbe vor Austrocknung. Indem sich Miesmuscheln ausgerechnet in der wechselhaften Zone knapp über der Niederwasserlinie niederlassen,
Weitere Kostenlose Bücher