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Meere - Tierparadiese unserer Erde

Meere - Tierparadiese unserer Erde

Titel: Meere - Tierparadiese unserer Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertelsmann Lexikon
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verkauft und dann gegrillt, angebraten, in Dampf gegart oder in Suppen oder Reisgerichten verwendet. Auch in Teilen des Wattenmeers ist das Sammeln von Scheidenmuscheln nach wie vor erlaubt, obwohl Umweltschützer vor den erheblichen Folgeschäden für die Böden warnen. Da die Muscheln langsam wachsen, können sich in ihnen außerdem Schadstoffe ansammeln, etwa nach Ölunfällen.
    Rasante Grabtechnik
    Die bei manchen Arten geraden, bei anderen leicht gekrümmten Schalenklappen der Scheidenmuscheln sind über ein relativ schwaches Schloss verbunden und beim lebenden Tier mit einer braunen oder olivgrünen Proteinschicht, dem Periostrakum, überzogen. Erst wenn diese nach dem Tod abblättert, werden die eigentlichen Schalen sichtbar, die glatt, weißgelb und schwach mit rötlichen oder grünlichen Zuwachsstreifen gezeichnet sind. Hinten ragen die an der Basis verwachsenen Atemwassersiphons heraus, vorn streckt das Tier seinen dünnen, drehrunden, rotbraunen Muskelfuß zwischen den Schalen hindurch. Beim Eingraben macht es den Fuß sehr lang, bohrt ihn tief in den Sand und lässt dann die Spitze anschwellen, um sich zu verankern. Durch Zusammenziehen des Muskels wird die Muschel in den Boden hineingezogen. In nur drei »Schritten« kann sie komplett verschwinden. Im Sand bewegt sie sich so auch horizontal fort.
    Die beiden wichtigsten Gattungen der Scheidenmuscheln lassen sich an der Position des Wirbels, von dem das Schalenwachstum ausgeht, unterscheiden: Bei
Solen
liegt er weit vorn, bei
Ensis
nahe dem Hinterende.
    Scheidenmuscheln
Solenidae
    Klasse Muscheln
    Ordnung Blattkiemer
    Familie Scheidenmuscheln
    Verbreitung in Sand- und Schlickböden aller Meere außerhalb der kalten Klimazonen
    Maße Länge: bis etwa 20 cm
    Nahrung Plankton
    Höchstalter etwa 10 Jahre
    Dicht an dicht
    Die essbare Gefurchte Scheidenmuschel (
Solen marginatus
) wird 14 cm lang und hat gerade Schalenklappen. Auf festem Grund, der ein rasches Einbohren verhindert, kann sie durch das Rückstoßprinzip vor Feinden fliehen. Die Gebogene Schwertmuschel (
Ensis ensis
) hat bis zu 16 cm lange, säbelförmige Schalen und hält sich in der Dämmerlichtzone des Ärmelkanals, des nördlichen Ostatlantiks und des Mittelmeeres auf. Sie erreicht in weichen Sedimenten oft eine hohe Individuendichte – so wie die bis 20 cm lange, fast gerade Taschenmessermuschel (
Ensis Siliqua
).
    Bis zu 1500 Scheidenmuscheln können auf einem Quadratmeter leben; so manches Schleppnetz ist von einem solchen Messerfeld schon zerschlitzt worden. Für viele Raubfische sind sie ein gefundenes Fressen.
    Per Anhalter aus Nordamerika
    Die Amerikanische Schwertmuschel (
Ensis directus
), ursprünglich nur an der Ostküste Nordamerikas heimisch, ist wohl in Larvenform im Ballastwasser eines Schiffes in die Deutsche Bucht gekommen. Sie wurde 1978 in der Elbemündung erstmals nachgewiesen und ist mittlerweile im Westen bis an die nordfranzösische und südenglische Küste und im Osten bis an die schwedische Skagerrak-Küste und das Kattegat vorgedrungen. Noch ist unklar, wie sie sich in die europäischen Küstenökosysteme einfügen wird. Da auch diese Art zu Massenvermehrungen neigt, könnte sie mit ihrer Grabtätigkeit z. B. die Sedimentstruktur schwächen und die Lebensbedingungen anderer festsitzender Planktonfresser wie der Herz- und Miesmuscheln verschlechtern. Auf die Verdrängung einer der alteingesessenen Scheidenmuscheln deutet bis jetzt jedenfalls nichts hin: Vielleicht hat der Neuzugang sich in einer bislang leeren Nische des noch jungen Ökosystems Wattenmeer eingenistet. Die Vögel, die ihr Futter in den Gezeitenzonen des Watts suchen, haben den Einwanderer jedenfalls längst auf ihre Speisezettel gesetzt.
    Strandkrabbe: Querläufer des Wattbodens
    Die Strandkrabbe (
Carcinus maenas
) ist nicht nur an der Nord- und Ostseeküste, sondern auch an den Sandstränden und Felsküsten des europäischen Atlantiks und des Mittelmeeres sehr häufig zu sehen. Sie ist einer der bekanntesten marinen Krebse, die die Klasse Crustacea bilden. Der charakteristische Seitwärtsgang hat der Strandkrabbe den plattdeutschen Beinamen »Dwarslöper« für Querläufer eingetragen.
    © fotolia.com/Carola Schubbel
    Strandkrabben zählen zu den bekanntesten Krebsen im Watt.
    Laufen statt schwimmen
    Während sich im Sommer die jungen Strandkrabben zahlreich in den Seegraswiesen oder zwischen Muscheln und Steinen aufhalten, sind ausgewachsene Exemplare nur selten auf der Wattoberfläche zu sehen.

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