Meere - Tierparadiese unserer Erde
von Austernbänken – sei es durch Überfischung oder durch Wasserverschmutzung verursacht – kann diese Systeme aus dem Gleichgewicht bringen.
Wenn die Austern sterben, kein Phytoplankton mehr aus dem Wasser filtern und keine Nährstoffe mehr binden können, die ins Küstenwasser eingetragen werden, kommt es im Frühjahr verstärkt zu Algenblüten, die wiederum sommerliche Zooplanktonblüten nach sich ziehen.
Die Flunder: Pendler zwischen Meer und Süßwasser
Flundern sind, wie die meisten Bewohner der Brackwasserzone, sehr tolerant gegen Veränderungen im Salzgehalt des Wassers. Solche sog. euryhalinen Tiere können im Lauf eines Jahres oder ihres Lebens zwischen dem Meer und Flüssen hin- und herwechseln. Eine Besonderheit ist die Entwicklung der herkömmlich ausgebildeten Larven zu asymmetrischen Plattfischen.
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Perfekt getarnt: die Flunder
Links- und Rechtsseiter
Auf den Sand- und Schlickböden der Küstenzone bis 30 m Tiefe halten sich die geselligen Flundern (
Platichthys flesus
) oft in Scharen auf. Tags graben sie sich ein, in der Dämmerung und nachts jagen sie Schnecken und Muscheln, Krustentiere, Borstenwürmer oder kleine Fische, im Süßwasser vor allem Insektenlarven. Selbst werden sie u. a. von Robben gefressen. Aber auch Seevögel machen sich gern über Jungtiere her, die bei Ebbe im Schlick auf den Watten bleiben.
Die Schuppen der ovalen, abgeflachten Fische sind größtenteils zu dornigen Plättchen modifiziert, weshalb sich ihre Haut rau anfühlt. Je nach Stimmung und Untergrund ist die Oberseite bräunlich, grünlich oder grau mit roten oder dunklen Flecken. Die Unter- oder Blindseite ist im Allgemeinen schwach pigmentiert. Allerdings tritt bei Flundern eine als Amibcoloration bezeichnete Abweichung auf. Die Unterseite ist dann gefärbt und die Asymmetrie des Körpers z. T. aufgehoben: Ein Auge ist während der Metamorphose nicht ganz auf die andere Seite gewandert, sondern bleibt auf der Kopfkante; die Brustflosse der Blindseite wird fast so groß wie ihr oberes Gegenstück. In Nordeuropa wird bei ca. 70 % aller Exemplare die rechte zur oberen Körperseite. Etwa 30 % der Flundern sind sog. inverse Individuen. Bei der nah verwandten Sternflunder (
Platichthys stellatus
) im Nordatlantik hat man festgestellt, dass der Anteil der Linksseiter umso größer wird, je weiter nördlich die Tiere leben.
Jugend im Brack- und Süßwasser
Die Ostsee als größtes Brackwassergebiet der Erde ist für die Flunder ein wichtiger Lebensraum. Im Greifswalder Bodden, wo das Wasser 6,5–7 ‰ Salz enthält, wurden z. B. Anfang der 1950er Jahre 154 t Flundern gefangen – Werte, die heute allerdings bei weitem nicht mehr erreicht werden.
Im Rhythmus der Gezeiten legen die Flundern vor allem an Küsten mit sehr flacher Steigung und folglich einem großen Tidegebiet täglich weite Strecken zurück: Mit der Flut wandern sie auf die untergetauchten Schlammflächen der Mündungsgebiete von Flüssen, auf denen sie viel Nahrung finden. Allerdings wagen sich kleine Exemplare, die sich vor Reihern und anderen Vögeln hüten müssen, nur auf diese Flächen, wenn die Flut in die Abend- und Nachtstunden fällt.
Früher wanderten die Flundern weit die Ströme hinauf, in der Themse beispielsweise an London vorbei, im Rhein bis in die Mosel, den Main und den Neckar, in der Elbe bis Magdeburg. Heute schränken Stromverbauungen diese Wanderungen ein, aber sie sind offenbar für den Arterhalt nicht unbedingt notwendig. Dennoch bevorzugen junge Flundern in den ersten Lebensjahren süßes Wasser und leben daher gern in Flüssen.
Zum Laichen hinaus ins Meer
Im Süßwasser findet man zwar durchaus weit entwickelte »Halbwüchsige«, aber nie Flundern mit entwicklungsfähigem Laich. Etwa ab dem vierten Lebensjahr unternehmen die Tiere ausgedehnte Wanderungen ins Meer. Dort laichen sie im Januar bis Mai in Tiefen von 20–40 m. Untersuchungen vor Südengland brachten an den Tag, dass die Plattfische in kalten Jahren ein bis zwei Monate früher aus dem flachen Brackwasser im Plymouth Sound zu ihren Laichgründen im offenen Meer aufbrechen als bei warmem Wetter. So vermeiden die wechselwarmen Tiere unnötig hohen Energieaufwand und beschleunigen die Reifung ihrer Keimdrüsen, denn im Winter ist das Flachwasser im Mündungsgebiet 1 bis 2 °C kälter als das tiefe Wasser im Meer.
Die Weibchen geben je nach Größe bis zu 2 Mio. Eier ab. Markierungsversuche haben gezeigt, dass sie danach nicht in
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