Meere - Tierparadiese unserer Erde
in den 2–15 Tiere umfassenden Herden Kooperation beim Nahrungserwerb beobachtet, vor allem im Winter und bei Flut. Im Winter entfernen sie sich auch mehr vom Ufer und streifen weit umher. Sie stellen sich flexibel auf die Kost ein, die in der jeweiligen Jahreszeit am häufigsten und am leichtesten zu ergattern ist.
Geburt in der Zeit der Fülle
Mit drei Jahren sind die Tiere geschlechtsreif. Nach einer Tragzeit von zehn bis elf Monaten gebären die Weibchen im November bis Januar, wenn das Wasser über 20 °C warm wird, ein einzelnes Kalb, das ca. neun Monate gesäugt wird. Die ersten Lebensmonate fallen also in die Zeit, in der die wichtigsten Beutefische reichlich vorhanden sind.
Eine bedrohte Art
Schlecht ergeht es den vielen La-Plata-Delfinen, die in einem der zahlreichen Stellnetze hängen bleiben, mit denen an der südamerikanischen Atlantikküste häufig gefischt wird. Die Netze werden in ca. 4 m Wassertiefe aufgestellt und oft erst nach 24 Stunden eingeholt. Dann sind die Säugetiere längst erstickt. Auch die Meldungen über gestrandete La-Plata-Delfine häufen sich jedes Jahr zur Zeit der Stellnetzfischerei. Die Zahl der jährlichen Beifangopfer dürfte zwischen 550 und 1500 Exemplaren liegen. Man nimmt an, dass der La-Plata-Delfin-Bestand eine Beifangquote von über 2 % langfristig nicht verkraften würde. Inzwischen werden zwar Netze mit einer geringeren, für die Delfine weniger gefährlichen Maschenweite bevorzugt, aber auch die Dezimierung ihrer wichtigsten Beutefische und die hohe Belastung mit Pestiziden wie DDT, die sich im Fettgewebe der Delfine einlagern und das Immunsystem schädigen, stellen akute Bedrohungen dar. Da weder für die jährlichen Verluste noch für den Gesamtbestand der Tiere zuverlässige Zahlen vorliegen, ist äußerste Vorsicht geboten, damit die Art nicht das Schicksal des vom Aussterben bedrohten Chinesischen Flussdelfins (
Lipotes vexillifer
) teilt.
La-Plata-Delfin
Pontoporia blainvillei
Klasse Säugetiere
Ordnung Wale
Familie Pontoporidae
Verbreitung Flussmündungen der südamerikanischen Südostküste
Maße Länge: bis 177 cm
Gewicht 30–50 kg
Nahrung Fische, Kopffüßer, Krebse
Geschlechtsreife mit 3 Jahren
Tragzeit 10–11 Monate
Zahl der Jungen 1
Höchstalter 21 Jahre
Manatis: füllige Meerjungfrauen
Vermutlich gehen die Fabeln von Sirenen – im Meer schwimmende Wesen mit Fischschwanz und betörenden weiblichen Attributen – größtenteils auf Sichtungen von Seekühen zurück, die mit ihren trägen Bewegungen, dem oft sichernd aus dem Wasser gereckten Kopf und ihren beiden zwischen den Vorderflossen sitzenden Brüsten aus der Ferne einen menschenähnlichen Eindruck hinterlassen können.
© istockphoto.com/Karen Nicolaon
Junge Manati-Seekuh
Die Vettern der Elefanten
Der Ordnungsname Seekühe weist zwar korrekt auf die rein pflanzliche Kost dieser Unterwasserweidetiere hin, aber sie zählen nicht zu den Wiederkäuern: Ihre nächsten Verwandten sind die Elefanten. Als ihre Vorfahren zum Wasserleben übergingen, passten sich Körpergestalt, Stoffwechsel und Verhalten an den neuen Lebensraum an. Sie wurden strom-linienförmig, blieben allerdings sehr massig, um nicht zu schnell auszukühlen. Demselben Zweck, dem Energiesparen, dienen auch die dicke Fettschicht unter der Haut, die gemächlichen Bewegungen und die Meidung von Gewässern mit Temperaturen unter 20 °C. Die Seekühe sind in zwei Familien gegliedert: Dugongs oder Gabelschwanzkühe mit nur noch einer Art und Manatis oder Rundschwanzseekühe mit drei Arten. Während sich der Flussmanati (
Trichechus inunguis
) auf die Überflutungsgebiete des Amazonasbeckens, also einen reinen Süßwasserlebensraum beschränkt, hat sich der Nagelmanati (
Trichechus manatus
) auf die flachen Küstengewässer und Mündungsgebiete von Florida bis Zentralbrasilien und in der Karibik spezialisiert. Der sehr ähnliche WestafrikanischeManati (
Trichechus senegalensis
) lebt dagegen an den Küsten von Senegal bis Angola. Da die Seekühe alle das kalte offene Meer scheuen, begegnen sich diese beiden Arten nirgends.
Kein Grund zur Eile
Manatis können mit ihrem waagerechten, paddelförmigen Schwanz zur Not 25 km/h schnell schwimmen, wobei sie die Vorderflossen als Steuerruder und Stabilisatoren einsetzen. Sie haben aber wenig natürliche Feinde, so dass sie es zumeist ruhig angehen lassen. Tatsächlich verbrauchen sie nur ca. ein Drittel der Energie, die ein Landsäuger desselben Gewichts umsetzen würde. Etwa
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