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Meeres-Braut

Titel: Meeres-Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
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wieder erholen«, warf Jenny hastig ein. »Es war ein sehr schwieriger Aufstieg, mit uns beiden im Schlepp. Aber jetzt sind wir am Ziel und können uns auf die Suche nach dem…« Erstaunt hielt sie inne.
    Alle drei standen sie da und gafften. Denn vor ihnen lag das Namenlose Schloß. Es war wolkenbedeckt und schien aus Wolkensteinen zu bestehen, wirkte aber insgesamt durchaus feststofflich und groß, komplett mit Zinnen und Wehrtürmen und Schießscharten und allem, was dazu gehörte. Es gab sogar einen Graben. Wenn Wolken irgend etwas zu bieten hatten, dann war es Wasser. Von seinen höchsten Zinnen fuhren Blitze in die Tiefe.
    Sammy sprang herab und ging auf die Zugbrücke zu. Sie folgten ihm, immer noch von Ehrfurcht erfüllt. Es wäre ein ganz gewöhnliches Schloß gewesen, hätte es nicht hier oben auf der Wolke gestanden.
    Die Zugbrücke war heruntergelassen und das Fallgatter hochgezogen. Es schien fast so, als erwarte das Schloß sie. Und doch waren sie nur hier, weil Gobbel versucht hatte zu schummeln. Jenny war erstaunt, daß sie überhaupt so weit gekommen waren. Ob sie wohl auch das Ei des Rokh würden stiebitzen können?
    Sie betraten die Zugbrücke. Die Brücke bestand aus dem gleichen zähen Wolkenstoff wie der Rest und trug mühelos ihr Gewicht. Natürlich wogen sie im Augenblick auch nicht allzuviel. Jenny beugte sich vor, um mit den Fingern gegen den Stoff zu klopfen. Er fühlte sich an wie schwammige Baumrinde, von weicher Oberfläche, darunter aber von sehr geringer Nachgiebigkeit Sie schritten durch den Haupteingang. Er war gigantisch wie das gesamte Schloß. Selbst ein Riese hätte ihn noch bequem benutzen können!
    Der große Gang führte in einen mächtigen Mittelsaal, der jedoch leer stand. So versuchten sie es mit einem Seitengang, doch der führte nur endlos weiter. Wo war denn bloß der Rokh?
    »Sammy, such den Rokh«, befahl Jenny.
    Der Kater huschte davon. Sie hatte ganz vergessen ihn festzuhalten! So sah sie nur seine geistige Karte, die wiederum verschwand, als er dem darauf hervorgehobenen Weg folgte. Es blieb ihr nichts anderes übrig als hinter ihm herzulaufen, um wenigstens noch seine Schwanzspitze zu Gesicht zu bekommen.
    Es war keine einfache Strecke. Sie führte durch Gänge, Säle und Galerien, die ebenso kompliziert waren wie die Höhlen, in denen sie sich erst kürzlich aufgehalten hatten, und nach und nach ging es immer höher. Anstelle einer großen Mitteltreppe schien es hier nur viele kleine, verborgene Treppen zu geben, die über das ganze Schloß verstreut waren. Jenny konnte nur deshalb mit dem Kater Schritt halten, weil viele der Türen geschlossen waren und ihn aufhielten. So mußte er auf sie warten, damit sie sie öffnete. Dieses Schloß war wirklich ein echter Puzzlekasten!
    »Dieser Teil hier ist für Leute unserer Größe geschaffen«, bemerkte Che. »Im Gegensatz zum Haupttor und zum großen Saal, die für einen Riesen gedacht sind. Ich frage mich, warum.«
    »Vielleicht ist das hier ja der Dienstbotentrakt«, meinte Jenny.
    »Es scheint aber niemand in diesem Schloß zu leben, ob groß oder klein«, wandte er ein.
    »Mit möglicher Ausnahme des Rokh«, fügte Jenny hinzu. Da kam ihr ein ekliger Gedanke. »Was fressen Rokhs eigentlich?«
    »Alle Wesen, die sie erwischen«, antwortete Che. Dann wurde ihm klar, was das bedeutete. »Vielleicht hat der Rokh alle Schloßbewohner aufgefressen!«
    »Aber der Rokh wäre doch viel zu groß, um hier hereinzukommen«, sprach Gwenny. »Und es sind nirgendwo Beschädigungen zu sehen, die darauf hinweisen würden, daß er sich mit Gewalt Zutritt verschafft hat.«
    »Es muß also eine andere Erklärung geben«, sagte Jenny erleichtert. »Wahrscheinlich sind sie woanders hingegangen. Wir wissen ja auch nicht, wie alt dieses Schloß überhaupt ist. Vielleicht haben sie es schon vor Jahrhunderten verlassen. Möglicherweise ist ihnen auf dieser Wolke langweilig geworden.«
    Endlich erreichten sie das oberste Stockwerk. Hier führte ein einzelner Gang in die Mitte des Schlosses. Er mündete in einen Balkon, von dem aus sie einen ehrfurchtgebietenden Ausblick hatten.
    Denn unter ihnen saß in einem riesigen Mittelsaal der gewaltige Vogel Rokh. Er war natürlich rokhfarben, sein Gefieder schimmerte metallisch. Er hockte auf einem monströsen Nest aus marmoriertem Granit. In dem Nest lag das gewaltige Ei des Rokh. Sie sahen nur einen Teil seiner Rundung; das Ei funkelte und schillerte wie ein Edelstein.
    »Wenn schon dieser kleine

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