Meeres-Braut
durchsickerte!
Der bengelige Gobbel Kobold mußte davon gewußt haben, oder er hatte geahnt, daß es so kommen würde. Daß Gwenny nicht nur unfähig sein würde, das Ei zu beschaffen, daß sie dabei den Tod finden würde. Und sie waren seinem heimtückischen Komplott zum Opfer gefallen.
13
Simurgh
Sie befanden sich in einer düsteren Höhle. Okra und Ida standen auf Felsboden, Mela aber am Wasserrand. Bevor sie ihr Gleichgewicht wiedergewinnen konnte, stürzte sie mit unschönem Planschen hinein.
»Igitt!« polterte sie, und ihr Haar nahm eine kränklich grüne Färbung an. »Süßwasser! Pfui!«
Okra griff sofort nach ihr und zog sie am Arm heraus. Wegen des fiesen Wassers hatte Mela natürlich nicht ihren Schwanz ausgebildet. Jetzt war sie durchnäßt.
»Das ist ein komischer Ort«, meinte Ida. »Was ist das denn dort?«
Mela Meerfrau sah sich um. Sie standen neben einem Haufen von Knochen und Totenschädeln. In der Nähe flatterten bösartig dreinblickende kleine Fledermäuse, beobachteten sie argwöhnisch. Darüber, auf einem breiten Felsvorsprung, erblickten sie etwas, das so aussah wie ein riesiges, mit Edelsteinen gefülltes Drachennest – und der Drachen war auch dort! Er hob sich mit aufgesperrtem Maul in die Höhe und spähte zu ihnen hinunter.
Dann heftete sich sein Blick auf Melas klitschnassen Busen. Er gefror.
Mela blickte an sich herab. Ganz bestimmt war es nicht ihr Sex-Appeal, der das Ungeheuer in seinen Bann zog. Dort an ihrem Busen glitzerten die beiden Feuerwasseropale. Das war es also! Natürlich wollte der Drachen diese kostbaren Edelsteine seiner Sammlung einverleiben.
»Halt ein, Freund«, sagte eine Stimme. »Ich erkenne eine dieser Damsellen. Es ist die Freundin meiner Schwester.«
Mela sah hinauf und erblickte eine große Schlange mit dem Kopf eines Manns hinter dem Drachen. Einer vom Volk der Naga. »Du mußt Naldo Naga sein, Nadas Bruder!« sagte sie erleichtert.
Er musterte sie. »Der bin ich. Aber wer bist du, und was habt ihr hier in Dracos Hort zu suchen?«
»Draco?« fragte Mela entsetzt. »Draco Drachen?«
»Ganz gewiß«, sagte Naldo. »Hast du vielleicht einen anderen Drachen erwartet?«
»Der Drache hat meinen Mann umgebracht!« rief Mela. »Und unseren Feuerwasseropal geklaut!«
Der Drache blickte verlegen drein. Naldo sah ihn an; offensichtlich verstand er ihn gut, dann ergriff er wieder das Wort. »Aber er hat ihn zurückgegeben und auch den passenden Paarstein, so daß du jetzt einen einzigartigen Satz davon hast. Das war seine Wiedergutmachung für den Zwischenfall. Er hat den Satz Edelsteine sofort wiedererkannt, aber dir selbst ist er noch nie begegnet.«
Mela hegte etwas gemischte Gefühle. »Es stimmt, daß Draco doppelt zurückgezahlt hat, aber ich wäre nie in Schwierigkeiten geraten, wenn dieser Drachen nicht meinen Mann so unhöflich geröstet hätte. Dann wäre ich jetzt auch nicht auf der Suche nach einem neuen Ehemann und müßte nicht übers Land marschieren und diese ermüdenden Beine mit mir herumschleppen.« Sie hob ihren nassen Rock weit genug, um ihre Beine zu zeigen, achtete aber auch darauf, daß ihr nasses Höschen nicht zu sehen war. Es war wirklich nicht nötig, einen noch schlimmeren Anblick zu liefern.
»Du kommst in einen Drachenhort, auf der Suche nach einem Ehemann?« fragte Naldo und hob belustigt eine Augenbraue.
»Nein, nicht direkt. Wir drei hatten Fragen an den Guten Magier, doch der wollte nicht antworten und hat uns statt dessen zu deiner Schwester Nada geschickt. Und die wiederum schickt uns zu dir. Ein Dämon hat uns hierhergezaubert. Ich versichere dir, Draco Drachen war bestimmt der Letzte, den ich hier sehen wollte, und wenn ich irgend etwas ganz bestimmt nicht wollte, dann war es, in seiner widerlichen Süßwasserpfütze zu enden.«
»Meine Schwester hat euch geschickt? Dann muß ich mich wohl bemühen, einen besseren Gastgeber zu spielen.« Naldo wandte sich dem Drachen zu. »Draco, hast du in deiner Sammlung auch Kleider, wie Menschen sie tragen? Vielleicht die Überreste einer Mahlzeit? In ihrer Größe?«
Der Drache blinzelte und musterte Melas feuchten Oberkörper. Dann verschwand er und kehrte kurz darauf mit mehreren Kleidungsstücken wieder, die ihm aus dem zahnigen Maul hingen. Naldo nahm sie ihm ab. »Ja, hier ist etwas Unterwäsche. Nicht gerade ideal, aber es wird genügen, bis deine gewöhnliche Kleidung gewaschen und getrocknet wurde. Da, ich werfe sie dir jetzt zu, dann kannst du dich in eine
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