Meeres-Braut
abgelegene Felsritze begeben, um dich umzuziehen. Danach können wir uns unterhalten, denn es könnte sein, daß uns ein Dialog bevorsteht.«
Okra streckte die Hand aus und fing die Kleidungsstücke auf, als er sie fallenließ. Dann brachte Okra sie zu Mela. Es war ein pelziger grüner Büstenhalter, ein seidiger weißer Schlüpfer und ein Paar leichter Pantoffeln.
Mela zog sich an einen abgelegenen Fleck zurück, stieg aus ihrer Kleidung, trocknete sich ab, holte ein frisches Höschen aus ihrer Tasche und kleidete sich an. Der Büstenhalter war zwar merkwürdig, paßte aber sogar ihr. Der Schlüpfer war so glatt, daß es schon schien, als würde er gleich wieder herunterrutschen, doch blieb er an Ort und Stelle, als sie ihn erst richtig angelegt hatte. Die Pantoffeln waren ähnlich glitschig. »Was sind denn das bloß für komische Kleidungsstücke?« rief sie.
Naldo befragte den Drachen. »Ein Glitsch-BH, ein schlüpfriger Schlüpfer und Rutschpantoffeln. Draco sagt, daß sie einer ungewöhnlichen, aber sehr erfahrenen Frau von erotischem Geschmack gehörten.«
Mela hatte noch nie von solcher Kleidung vernommen. Doch da es im Augenblick nichts Besseres gab, beschwerte sie sich nicht. Es würde für eine Weile genügen. Ganz gewiß aber war es besser, als den Drachen entdecken zu lassen, was sie für einen Geschmack hatte!
Nun ließ der Drachen seinen Schwanz herunter, den sie nacheinander bestiegen, um sich ins Nest heben zu lassen. Das war sehr schön: Es schillerte von allen möglichen bekannten und unbekannten Edelsteinen. Mela mußte einräumen, daß der Drache einen guten Geschmack hatte.
»Wie ich sehe, gefällt dir Dracos Innendekoration«, bemerkte Naldo.
»Das ist das Schönste, was ich in meinem Leben gesehen habe, gleich nach der Tiefsee«, hauchte sie.
Der Drache schnaubte. »Draco meint, daß du das Schönste bist, was er jemals gesehen hat, gleich nach der kochenden Lava eines frischen Vulkans.«
»Ach, wirklich?« fragte Mela geschmeichelt. »Ach so, er meint, als Speisehappen.«
»Das auch«, bestätigte der Naga. Er kringelte sich pyramidenförmig in die Höhe, sein Kopf bildete die Spitze. »Wie ich schon erklärte, war es ein bedauerliches Mißverständnis, daß Draco deinen Ehemann geröstet hat, und er würde es vorziehen, nicht mit dir zu streiten. Wir haben gerade Domino gespielt und uns über unsere gemeinsamen Probleme mit den in unser Revier eindringenden Kobolden gesprochen, ohne damit zu rechnen, daß wir Gesellschaft bekommen würden. Draco hatte interessante Neuigkeiten von anderen Flügelungeheuern, und plötzlich begreife ich, daß diese Begegnung einem höheren Zweck dient.«
»Einem höheren Zweck?« wiederholte Mela.
»Weil der Gute Magier nie etwas Zweckloses tut. Er hatte bestimmt einen guten Grund dafür, euch zu meiner Schwester zu schicken, und sie hatte einen ähnlich guten Grund, euch an mich weiterzuleiten. Ich denke, wir sollten uns einander jetzt offiziell vorstellen, vielleicht kann ich die Dinge danach ein wenig erhellen. Ich bin Naldo Naga, und dies hier ist Draco Drachen.«
»Ich bin Mela Meerfrau, und das hier sind Okra Ogerin und Ida Mensch. Okra möchte eine Hauptrolle, deshalb will sie Jenny Elfe loswerden. Ida will ihre Bestimmung erfüllen und ihr Glück finden.«
Alle nickten einander zu. Doch als Mela sich umwandte, um die anderen vorzustellen, blickte Ida sie besorgt an. »Naldo starrt auf dein Hinterteil«, flüsterte sie Mela zu.
Mela fuhr mit der Hand nach hinten und mußte feststellen, daß ihr Schlüpfer ein Stück verrutscht war und nun etwas von der Farbe ihres Höschens preisgab. Naldo hatte es gesehen! Sie spürte, wie sie apfelrot anlief, karoförmig durchzogen von anderen Farben, während sie den Schlüpfer wieder um ihr Hinterteil zog. Mit ihrem normalen Schwanz wäre so etwas nie passiert.
Doch der Schlüpfer schlüpfte schon wieder zur Seite, und so nahm sie schließlich auf der erhabenen Nestkante Platz. Leider schlüpfte der Schlüpfer nun ihre Knie hinauf, während die Pantoffeln ihre Füße auseinanderrutschen ließen, so daß Naldo ein viel zu weites Stück an ihren Beinen emporblicken konnte. Was für abartige Kleidungsstücke das doch waren! Mela mußte sich darauf konzentrieren, damit sie die anderen nicht weiterhin in Verlegenheit brachte, mußte das Gespräch daher ihnen überlassen. Es hatte Zeiten gegeben, da ihr Aussehen ihr keine Sorgen bereitet hatte, doch da hatte sie auch noch nicht gewußt, daß Männer ihre
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