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Meeres-Braut

Titel: Meeres-Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
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die Kapsel ihren Flug. Das Feuer drang nicht mehr aus ihrem Schwanz hervor, und schließlich hielt sie an einer Wolke an. Dort vollführte sie noch einen Hopser, dann lag sie still da. Sie war am Ziel.
    Okra löste die Arme von ihren Begleiterinnen. »Entspannt euch, Freundinnen«, sagte sie. »Wir sind da.« Sie schob die Luke auf, und frische Luft wehte herein. »Aber lauft nicht zu weit weg, wir sind nämlich auf einer Wolke.«
    »Auf einer Wolke!« rief Ida, als sie aus der Kabine stieg. »Wie kann das denn sein?«
    »Die Rakete ist zum Namenlosen Schloß geflogen, das zufällig auf einer Wolke steht«, erläuterte Okra. Prüfend bohrte sie einen Finger in den Wolkenstoff. »Er scheint kräftig genug zu sein, um uns zu tragen – genau wie das Schloß.«
    Mela stieg aus der Kapsel und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Ich dachte schon, wir würden zu Asche werden«, gestand sie. »Alles in allem würde ich lieber ertrinken.«
    »Aber Meerleute können doch gar nicht ertrinken!« protestierte Okra.
    »Eben.«
    Sie streckten sich und sahen auf das Schloß. Es war ebenso weiß wie die Wolke selbst, mit wolkengrauen Schatten. Von seiner Größe her hätte es einen ganzen Ogerstamm beherbergen können. Okra wunderte sich, daß es die Wolke nicht absenkte, so daß sie unten auf dem Boden aufsetzte. Aber das war natürlich Magie, und Magie mußte sich erklären.
    »Roxanne muß dort drin sein«, meinte Mela. »Sie muß eine ziemlich bösartige Frau sein, wenn sie vorhat, einen Zentauren zu fressen.«
    »Vielleicht ist es ja eine Dämonin«, schlug Ida vor.
    »Oder eine Ogerin«, ergänzte Okra. »Die meisten von denen sind wilder als ich.«
    Mela runzelte die Stirn. »Das bringt mich auf ein mögliches Problem. Wenn Roxanne gern Leute frißt, was soll sie dann daran hindern, uns aufzufressen?«
    »Aber wir bringen ihr doch den Samen des Zeitkrauts«, wandte Ida ein. »Da wird sie uns doch wohl nicht fressen.« Doch ganz sicher schien sie sich nicht zu sein.
    »Hätte der Simurgh uns hierhergeschickt, nur um uns auffressen zu lassen?« fragte Okra.
    Mela lächelte, sie war etwas beruhigt. »Nein, ich vermute, sie erwartet von uns, daß wir irgendeinen Ausweg finden.«
    »Vielleicht können wir ja den Zeitkrautsamen verwenden«, meinte Ida. »Um uns zu schützen, bis wir ihn ihr geben können. Dann will sie uns vielleicht gar nicht weh tun.«
    »Aber wie sollen wir ihn denn benutzen?« fragte Mela.
    »Na ja, Okra wurde besamt, und das bedeutet vermutlich, daß sie die Samen überreicht bekam, bis sie einen davon weitergeben konnte. Vielleicht kann sie ihn so nutzen wie die Rakete.«
    Okra musterte den Samen, der immer noch in ihrer Hand ruhte. Sie hatte keine Vorstellung, was sie damit anfangen sollte.
    »Vielleicht kannst du ihn ja invozieren«, schlug Mela vor. »So werden ja einige magische Gegenstände benutzt.«
    Okra hielt sich die kleine Kugel vors Gesicht. »Ich invoziere dich, Samen des Zeitkrauts«, sagte sie.
    Nichts geschah.
    »Aber natürlich mußt du ihn immer noch dazu bringen, irgend etwas zu tun«, versetzte Mela. »Sag ihm, er soll etwas Zeitiges tun.«
    »Zeitkraut, beschleunige mich«, sagte Okra.
    Immer noch nichts. »Hat noch jemand irgendwelche Ideen?« fragte sie.
    Keiner der beiden antwortete. Sie standen wie festgefroren da, klimperten nicht einmal mit den Augenlidern. Was war denn los mit ihnen?
    Okra schritt an den Rand der Wolke und blickte in die Tiefe. Dort unten lag Xanth, das Meeresufer war zu sehen. Auch dort schien sich nichts zu rühren.
    Da fiel es Okra ein: Wenn sie selbst jetzt schneller war, die anderen aber nicht, könnte es doch ganz genau so sein. »Mach mich langsamer, Zeitkraut«, sagte sie.
    Mela und Ida zischten los. Ihre Stimmen hörten sich an wie das Gequake wildgewordener Enten. Eine von ihnen schoß davon, dann kehrte sie zurück. Welch eine Veränderung!
    Doch auch der Rest von Xanth hatte sich verändert. In der Ferne neigte sich die Sonne dem Horizont entgegen, als sei sie ungeduldig, endlich ihr Tagewerk zu beenden. Die grauen Schatten des Schlosses wurden immer länger. Okra sah das alles ganz genau.
    Ach so. Wenn Xanth eigentlich nicht schneller geworden war, war sie selbst also zu langsam geworden. »Mach mich wieder normal, Zeitkraut«, sagte sie.
    »… ihm sagen, er soll dich wieder schneller machen«, sagte Mela gerade. »Bitte, Okra, wir haben nicht viel Zeit!«
    »Ich bin wieder da«, verkündete Okra.
    »Ach, wunderbar!« meinte Mela. »Erst warst du

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