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Meeres-Braut

Titel: Meeres-Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
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hineingeworfen und den gordischen Knoten erneut verknotet. Jetzt waren schon zwei von ihnen gefangen.
    Gwenny wußte, daß sie wieder die Kontrolle über das Ei an sich reißen mußte. Es war die einzige Möglichkeit Roxanne zu zügeln, die ja wirklich nur ihre Aufgabe erfüllen wollte, so falsch das in diesem Fall auch war.
    Gwenny lief schnell auf das Ei zu und zückte dabei ihren Stab. Doch Roxanne war ebenfalls losgelaufen, und ihre Schritte waren um einiges größer. Also zielte Gwenny mit dem Stab, doch bevor sie das Ei zum Schweben bringen konnte, hatte der Rokh es erreicht und sich darauf geworfen. Roxanne zog irgendwo einen Wolkenfaden hervor und wickelte ihn um Ei und Nest, um ihn schließlich mit einem weiteren gordischen Knoten zu verschnüren. Jetzt war es unmöglich, das Ei zu heben; es war an das Nest gekettet, das seinerseits im Boden verankert war. Gwenny hatte ihre Chance vertan.
    Sie hätte ihren Zauberstab sofort gebrauchen sollen, als sie den Boden erreichte, anstatt wild davonzulaufen. Sie war in Panik geraten und hatte somit ihre letzte echte Chance verspielt, das Gleichgewicht der Kräfte wiederherzustellen. Das war nicht gerade eine Häuptlingsleistung, selbst wenn sie die Gelegenheit bekommen würde, wirklich Häuptling zu werden. Vielleicht war sie also wirklich nicht dazu geeignet. Doch was ihr zu schaffen machte, war die Tatsache, daß sie ihre Freunde in die Katastrophe mit hineingezogen hatte.
    Roxanne beendete das Verschnüren des Eis und wandte den Kopf, um Gwenny zu fixieren. Dann stürzte sie los.
    Gwenny ließ den Vogel hoch in die Luft sausen, bis er über ihrem Kopf schwebte. Sie hatte das nicht einmal geplant, es war einfach nur passiert. Die riesige Kreatur flog wie ein Stein krachend gegen die gegenüberliegende Wand, verbog sich dabei den Schwanz. Ihre Gedankenwolke zeigte einen Haufen von Kringeln und Ausrufezeichen; sie war wirklich verwirrt.
    Na schön! Vielleicht hatte ja Gwenny doch noch eine Chance! Weil Roxanne nicht fliegen konnte, war sie nun, da sie in der Luft schwebte, völlig hilflos. Der Zauberstab hatte sie in seiner Gewalt. Vielleicht würde sie den Kampf aufgeben, wenn Gwenny sie nur kräftig genug durchschüttelte.
    Der Rokh richtete sich auf und kam wieder auf Gwenny zu. Diesmal sprang Roxanne nicht, sie ging nur. Doch es machte keinen Unterschied: Gwenny hob sie wieder hoch und ließ sie gegen eine andere Wand krachen.
    Beim dritten Mal war der Vogel schon etwas schlauer. Er fuhr die Krallen aus und trieb sie in den Wolkenstein des Fußbodens. Als Gwenny versuchte, Roxanne zum Schweben zu bringen, klappte das nicht, weil sie sich in den Boden verhakt hatte. So tat sie erst einen Schritt und dann den nächsten, wobei sie sich immer mit einem Fuß festhielt.
    Gwenny lief auf den verkrallten Fuß des Vogels zu. Überrascht riß Roxanne diesen Fuß aus dem Boden, um sie zu ergreifen – und im selben Augenblick hob Gwenny ihren Stab und riß sie in die Höhe.
    Doch diesmal schleuderte sie den Rokh nicht gegen die Wand. Jetzt war sie damit an der Reihe, klüger zu werden. Sie ließ den Vogel schweben. So war Roxanne bewegungsunfähig, weil sie keinen Halt fand und nicht fliegen konnte. In gewisser Weise war sie nun Gwennys Gefangene.
    Doch was sollte Gwenny mit ihrer Gefangenen nun anfangen? Sie konnte den Rokh doch nicht ewig dort oben schweben lassen, denn irgendwann würde sie auch schlafen müssen. Und davon abgesehen mußte sie das Ei binnen eines Tages zum Koboldberg zurückbringen, und selbst das war schon furchtbar knapp, selbst wenn ihre Freunde schon befreit wären und sie das Ei in ihren Besitz genommen hätten. Ihre Lage blieb verzweifelt, ganz gleich, was mit Roxanne geschah.
    Plötzlich bildete sich eine neue Wolke zwischen ihnen aus. Wessen Traum war das? Doch die Wolke zeigte kein Bild, sondern nahm selbst Gestalt an. Es war die Gestalt einer Frau, einer erwachsenen Frau, mit üppiger Figur und Kleidung, die jede Kurve deutlich betonte. Dann bildete sich auch das Gesicht aus.
    »Metria!« rief Gwenny. »Was tust du denn hier?«
    Die Dämonin schwebte zu Boden, musterte sie. »Das Koboldmädchen«, sagte sie. »Da könnte ich genausogut das Duplikat fragen.«
    »Genausogut das was?«
    »Ähnlich, identisch, doppelt, Reproduktion, Transskript, Replik, Wiederholung…«
    »Dasselbe?«
    »Was auch immer«, meinte sie verärgert. »Ich bin geschäftlich hier. Ich dachte, du wärst zu Hause, um Monarch zu werden.«
    Gwenny zog es vor, sie nicht zu

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