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Meeres-Braut

Titel: Meeres-Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
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schleppend.
    »Ich habe den Samen der Zeit benutzt, um dich auf Dreiviertel dieser Geschwindigkeit zu bremsen«, erwiderte Okra. »Ich kann dich sogar noch langsamer machen, wenn du dich nicht benimmst.«
    Der Rokh krachte zu Boden und hüpfte auf sie zu. Das Hüpfen war sehr träge. Es würde ein leichtes sein, ihr auszuweichen. »Was ist das für ein Samen des Zeitkrauts?« fragte sie, immer noch in sehr gemessenem Tonfall.
    »Der Simurgh hat ihn mir gegeben, damit ich ihn dir überreiche. Aber dazu mußt du erst deine Gefangenen freigeben und nicht versuchen, sie aufzufressen.«
    »Und du mußt uns das Ei geben«, rief Jenny.
    »Niemals!« rief Roxanne. »Der Simurgh hat mich hierhergeschickt, um das Ei auszubrüten, und ich muß es beschützen, bis es schlüpft.«
    »Aber wir brauchen es doch«, wandte Jenny ein.
    »Ihr könnt es jedenfalls nicht bekommen! Ich weiß genau, daß der Simurgh es euch niemals gegeben hätte.«
    Okra fand es eigentlich merkwürdig, daß der Simurgh erst einen Vogel Rokh ausschicken sollte, um das große Kristallei zu bewachen, um dann wiederum zuzulassen, daß es in den Koboldberg verbracht wurde. »Weshalb brauchst du es eigentlich?« fragte sie die Elfe.
    »Weil Gwenny Kobold holen soll, was zwischen einem Rokh und einer harten Stelle liegt, sonst darf sie nicht der erste weibliche Koboldhäuptling werden. Und zwischen dem Rokh und dem harten Steinnest liegt nun einmal das Ei.«
    »Ihr könnt es nicht haben!« wiederholte Roxanne.
    Okra erkannte, daß es hier vielleicht noch um etwas anderes gehen könnte. »Ist das Ei denn das einzige, was sich im Nest befindet?«
    »Das muß es sein«, erwiderte Jenny. »Wir haben es ja gesehen.«
    »Ja, das ist alles, was ich im Nest zulasse«, bekräftigte Roxanne.
    »Und was ist mit losen Federn?« wollte Okra wissen.
    Jenny musterte sie erstaunt. »Ja, das müßte eigentlich auch zählen! Vielleicht brauchen wir das Ei gar nicht!«
    »Trotzdem, ihr habt versucht das Ei zu stehlen«, sagte Roxanne stur. »Und deshalb muß ich euch auffressen.«
    »Aber Che Zentaur darfst du nicht fressen«, versetzte Okra. »Das darf kein Flügelungeheuer.«
    »Das hat mir nie jemand gesagt«, widersprach Roxanne. »Was mich betrifft, so ist er ebenfalls ein Dieb und hat es verdient, gefressen zu werden.«
    »Aber wenn wir nur eine Feder nähmen und dir versprächen, nie wieder zu kommen«, meinte Jenny, »… dann…«
    »Nein. Ihr habt versucht das Ei zu rauben.«
    »Und angenommen, wir überreichen dir den Samen des Zeitkrauts?« fragte Okra. »Würdest du es dir dann anders überlegen?«
    »Ich will mich nicht verlangsamen!« meinte Roxanne.
    »Aber damit könntest du dir selbst jede beliebige Geschwindigkeit verleihen – oder allem anderen«, wandte Okra ein. »Das ist ein sehr mächtiges Ding. Deshalb kann ich dich ja auch daran hindern, uns zu schaden. Ich verwandle deine Geschwindigkeit damit so weit, daß du mir nichts tun kannst. Wenn du den Samen hättest, könntest du…« Sie hielt inne, als ihr die Bedeutung des Ganzen aufging. »Dann könntest du das Ei beschleunigen, bis es schlüpft! Dann wäre deine Fron beendet, und du wärst frei!«
    »Frei!« rief Roxanne erregt.
    »Du müßtest sie nur mit deiner Tochter ziehen lassen«, ergänzte Okra. »Wirst du das tun?«
    Es war offensichtlich, daß selbst ein zu allem entschlossener, sturer Rokh seinen Preis hatte. »Wenn das alles ist, ja.«
    »Dann verlassen wir jetzt diesen Traum und holen uns die Feder«, sagte Jenny.
    Aber Okra war etwas argwöhnischer. »Waffenstillstand?« fragte sie den Rokh.
    »Waffenstillstand«, willigte der Vogel ein. »Aber wenn ihr wieder versucht, das Ei zu stehlen, fresse ich euch auf.«
    Jenny klatschte in die Hände, schuf damit ihre eigene Ablenkung, und der Traum verschwand. Jetzt waren sie alle wieder im Saal des Rokhs. Nun konnten sie zwar nicht mehr mit Roxanne sprechen, doch der Vogel verstand sie schon.
    »Ich gehe jetzt die Feder holen«, sagte Mela. »Du solltest außer Reichweite bleiben, Okra, für alle Fälle.«
    Das leuchtete ein. Mela schritt zu dem Ei hinüber. Roxanne kam auch näher, versuchte aber nicht anzugreifen. Tatsächlich hatte sie immer noch Dreiviertelgeschwindigkeit, was durchaus nützlich war.
    Mela blickte ins Nest. »Da ist keine Feder«, sagte sie.
    »Ach, es muß aber eine geben!« rief Jenny qualvoll.
    »Vielleicht etwas anderes?« fragte Okra.
    »Nichts als eine alte, abgelegte Kralle«, berichtete Mela.
    »Eine Kralle reicht auch,

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