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Meeres-Braut

Titel: Meeres-Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
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Hals hängen. »Vielleicht glauben die Erwachsenen ja, daß sie gute Gründe haben, um Dinge von Kindern fernzuhalten und sie dazu zu zwingen, Dinge zu ihrem eigenen Besten zu tun. Aber ich halte das für die falsche Herangehensweise. Kinder sollten gute Informationen und gute Erfahrungen bekommen und sammeln, damit sie schließlich auch Verantwortung übernehmen können, wenn sie erwachsen werden müssen. Wenn das Aussprechen eines schlimmen Wortes ein Feuer auslösen kann, dann sollte man sie entsprechend warnen, damit sie wissen, wie man das Haus nicht in Gefahr bringt. Und wenn zuviel Süßigkeiten zu Bauchschmerzen führen, sollte man ihnen das mitteilen und es ihnen erlauben, es zu versuchen, dann werden sie schon sehen, daß es stimmt, und tun es nicht noch einmal. Wenn Kinder sich am nächsten Tag schlecht fühlen, weil sie zu wenig geschlafen haben, sollte man ihnen erlauben, das auszuprobieren, bis sie festgestellt haben, wieviel Schlaf für sie am besten ist. Es ist nicht erforderlich, daß die Erwachsenen die ganze Zeit alles für sie entscheiden.«
    Er hielt inne, befürchtete, daß die Erwachsene ihren monströsen Fuß heben und ihn zu einem Nichts zermalmen würde. Doch sie saß einfach nur da und hörte zu. »Und?« fragte sie nach.
    »Und was das Herbeirufen des Storchs angeht – nun, ich glaube, daß selbst ein kleines Kind keinem Baby Schaden zufügen möchte. Wenn man diesen Kindern also beibrächte, wie man den Storch herbeiruft, ihnen aber gleichzeitig klarmacht, wie wichtig es ist, sich um die Babys zu kümmern, dann denke ich doch, daß die meisten es nicht täten. Und die wenigen, die es vielleicht doch täten – nun, mein Vater sagt, daß die Leute für die Konsequenzen ihres Tuns einstehen müssen, und ich finde, daß das auch für Kinder ein gerechter Grundsatz ist. Deshalb meine ich, daß man Kindern eine vollständige Bildung angedeihen lassen sollte, sowohl was ihr Tun als auch seine Konsequenzen angeht, um ihnen dann zu gestatten, zu tun, was sie möchten. Ich glaube nicht, daß eine Erwachsenenverschwörung dazu erforderlich ist – sofern sich die Erwachsenen nur die Mühe machen, ihre Kinder richtig zu unterweisen.«
    Er verstummte und erwartete das gefürchtete Urteil, daß er unrichtig geantwortet hatte, so daß es ihnen verwehrt sein würde, den Guten Magier aufzusuchen. Und doch lag es ihm nicht zu heucheln, das war einfach nicht Zentaurenart.
    Sengend schweifte der Blick der Erwachsenen zu den beiden Mädchen hinüber. »Seid ihr damit einverstanden?«
    Gwenny und Jenny wechselten einen weiteren Blick. Sie zappelten verlegen.
    »Nun?« fragte die Erwachsene in ihrem warnenden Tonfall.
    »Na ja, ich schätze schon«, sagte Gwenny mit verständlichem Zögern.
    »Du würdest es tatsächlich billigen, Kindern derartige Informationen zugänglich zu machen?« fragte die Erwachsene mit diesem Dies-ist-deine-letzte-Chance-Ausdruck.
    »Ja«, pflichtete Jenny bei. »Es ist mir egal, was du denkst, was er sagt, ist vernünftig.«
    »Und du auch, Gwendolyn?« Sie standen am Abgrund zum Verderben.
    »Ja!« antwortete Gwenny kühn.
    »Und ihr seid auch bereit, die Konsequenzen aus eurer Einstellung zu ziehen?« Es gelang dem Blick, alle drei gleichzeitig festzunageln.
    Jetzt waren sie schon viel zu tief verwickelt, um noch entkommen zu können. Mit dem Mut der Verzweiflung nickten sie.
    »Dann steht ihr davor, euch der Erwachsenenverschwörung anzuschließen«, antwortete die Erwachsene. Sie griff irgendwohin in die Ferne und holte zwei Puppen hervor. Jede war so groß wie eins der beiden Mädchen. Sie legte sie vor den dreien auf den Boden. »Zeigt mir, wie diese Gestalten den Storch herbeirufen würden.«
    »Aber das wissen wir doch nicht!« protestierte Gwenny.
    »Das wißt ihr nicht?«
    »Natürlich wissen wir das nicht!« erwiderte Jenny.
    »Seid ihr sicher?«
    Die Mädchen blickten Che hilfesuchend an. »Ich glaube, sie will, daß wir es selbst herausbekommen«, meinte er. »Das ist unsere Strafe dafür, daß wir damit einverstanden sind, nicht mit der Erwachsenenverschwörung einverstanden zu sein. Meine Strafe, wenn man es genau nimmt, aber weil ihr mich unterstützt habt, müßt ihr sie auch mit mir teilen.«
    Sie sahen zu der Erwachsenen empor, doch die Frau blieb ungerührt. Irgendwie war das noch viel beängstigender als alles, was sie erwartet hatten. Sie musterten die Puppen: Es war eine männliche und eine weibliche.
    »Nun, wenn ich schon Häuptling werden will, sollte ich

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