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Meeres-Braut

Titel: Meeres-Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
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wohl besser einmal lernen, wie man den Dingen auf den Grund geht«, entschied Gwenny. »Ich glaube, ich kenne schon einen halben Hinweis darauf – ich meine, einen halben Bruder. Mein kleiner Bruder Knusper Kobold ist… na ja, mein Vater Gichtig ist mit einer Frau zusammengewesen, die nicht meine Mutter war, um den Storch zu rufen, und da hat der Storch Knusper gebracht. Daher weiß ich, daß man nicht verheiratet sein muß, um das tun zu können. Das kann man sogar machen, wenn man nicht verheiratet und wenn es verkehrt ist. Man braucht dazu nicht einmal verliebt zu sein – mein Vater hat noch nie jemanden geliebt. Wichtig ist nur, daß es ein Mann und eine Frau sein muß. Das muß eine rein körperliche Angelegenheit sein.«
    »Und doch sollte Liebe dabei sein«, meinte Jenny. »Ich glaube nicht, daß sich die Welt der Zwei Monde in dieser Hinsicht sonderlich von Xanth unterscheidet. Wir haben zwar keine Störche, die uns die Babys bringen, aber mir ist auch nie so ganz klar geworden, wie das Lieferungssystem eigentlich funktioniert. Ich wußte immer nur, daß ein Baby kommen konnte, wenn sich zwei Leute genug liebten. Ich denke, wenn sie sich nicht wenigstens ein bißchen liebhaben, können sie auch kein Baby bekommen.«
    »Natürlich habe ich gesehen, wie sich Zentauren paaren« warf Che ein. »Unsere Gattung bedient sich keiner Störche, ich glaube, das liegt wohl daran, daß unsere Fohlen zu schwer sind. Und doch stammen wir teilweise von Menschen ab. Ich frage mich, ob die menschliche Methode des Herbeirufens des Storchs nicht vielleicht gewisse Parallelen aufweisen mag.«
    Gwenny nahm die Mädchenpuppe auf, die keine Kleidung trug. »Wenn das hier Zentauren wären, was würden sie denn dann tun, um ein Baby zu bekommen?«
    Che nahm die ebenso nackte Jungenpuppe auf. »Ich glaube, sie würden dicht zusammenrücken.« Er legte die männliche Puppe neben die weibliche.
    »Aber wir waren doch noch dichter beieinander als die beiden, als wir so getan haben, als würden wir uns entschuldigen«, wandte das Koboldmädchen ein.
    »In einer Hinsicht nicht«, widersprach er.
    »In welcher denn?« wollte Jenny wissen.
    Er fuhr mit den Puppen umher. »In dieser, denke ich.«
    Die beiden Mädchen starrten ihn an. »Aber…« stammelte Gwenny.
    »Aber…« wiederholte Jenny.
    »Vielleicht ist es doch bei Zentauren anders«, meinte Che.
    »Das ist ja widerlich«, bemerkte Gwenny.
    »Für Zentauren nicht.« Doch er war erschüttert. Konnte das wirklich sein?
    Sie sahen noch ein wenig hin. »Vielleicht ist es möglich«, meinte Gwenny schließlich. »Aber soll das etwa alles sein?«
    Che zuckte mit den Schultern. »Unter Zentauren scheint es zu genügen.«
    »Kein Wunder, daß die das geheimhalten!« versetzte Jenny.
    »Wirklich kein Wunder!« wiederholte Gwenny kichernd.
    Dann lachten sie alle drei. Doch es war die Heiterkeit der Verlegenheit. Nie hätten sie geglaubt, daß etwas Derartiges hinter der Erwachsenenverschwörung stand.
    »Ich denke, wir sollten das Geheimnis doch wahren«, meinte Che schließlich, nachdem sie sich wieder beruhigt hatten.
    Die beiden Mädchen nickten. Beide erröteten, ein Hinweis darauf, daß ihnen ebenso unbehaglich zumute war wie ihm.
    Die riesige Erwachsene verblaßte. Dort, wo sie noch eben gewesen war, war nun ein freier Gang zu erkennen, der in den Haupttrakt des Schlosses führte.
    Sammy stand auf und streckte sich, sein Nickerchen war beendet.
    Es schien, als hätten sie die Herausforderung überwunden und als könnten sie nun vor den Guten Magier treten. Doch um welchen Preis? Ihre Unschuld war dahin.

5
Ida
    Ida war ein Findling. Eines Tages war sie in der Nähe des Faunbergs als Säugling aufgetaucht, und eine Nymphe hatte sie mit ins Nymphental zurückgebracht. Die anderen Nymphen hatten sehr viel Aufhebens um sie gemacht, ihr Milchkrautkapseln gebracht, um daran zu nuckeln, und hatten ihr ein hübsches Lager aus Blättern und Blumen bereitet.
    Doch es war unübersehbar, daß sie keine Nymphe war. Sie war ein Menschenbaby, das der Storch falsch ausgeliefert oder verloren haben mußte. Ein benachbarter Solltesein hatte sie bemerkt und war zu seinen Gefährten zurückgeschwommen. »Die muß eine Nacht bei uns verbringen, das solltesein«, hatte er gesagt. »Damit sie nicht vergißt, wie es die Nymphen tun.«
    Sie hatten zugestimmt, denn Sollteseins waren gute Wesen, die sich nie vor einer Aufgabe drückten. Als nun der Abend nahte und die Nymphen das Interesse zu verlieren begannen,

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