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Meeres-Braut

Titel: Meeres-Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
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hatte. Aber da das Schloß des Guten Magiers jedesmal anders aussah, wenn man es aufsuchte, zählte das kaum. Jetzt war es nur ein etwas heruntergekommener Steinbau, der von einem kleinen Graben umgeben war. Es wirkte ungeschützt: Es gab weder ein Grabenungeheuer, noch war die Zugbrücke hochgezogen. Und weit und breit war niemand zu sehen.
    Als sie näher kamen, stellten sie fest, daß ihr erster Eindruck sie getrogen hatte. Es war überhaupt kein gewöhnliches Schloß. Es bestand vielmehr aus Gebäck und Zuckerwerk. Die Mauern waren nicht aus Stein, sondern aus Obstkuchen mit großen, steinähnlichen Obstabschnitten. Das Dach schien aus Erdnußkeksen zu bestehen, die Zugbrücke war aus Ingwerteig, und der Graben schäumte wie der Sodasee.
    Es gelang ihnen, einen Dreierblick auszutauschen. »Weshalb traue ich der Sache nur nicht?« fragte Gwenny.
    »Weil sie auch nicht vertrauenswürdig ist«, erwiderte Che. »Der Gute Magier weiß immer, wenn ein Petitent kommt, und so ist er auch immer auf ihn vorbereitet.«
    »Petitent?«
    »Bittsteller, Fragesteller, Bettler, Schnorrer, Absahner…«
    »Ach, hör auf damit!« sagte Gwenny lachend. »Du meinst Leute wie wir, die gekommen sind, um eine Frage zu stellen.«
    »Was auch immer«, erwiderte Che knurrig. Doch das hielt er nicht lange durch, er mußte einfach lächeln.
    »Da muß irgend etwas dahinterstecken, was wir nicht sehen können«, meinte Jenny. »Da ich die Frage stellen werde, den Jahresdienst abzuleisten, kann ich auch voran gehen.« Sie wollte auf die Zugbrücke zugehen.
    »Warte!« protestierte Gwenny. »Das könnte gefährlich sein! Ich sollte als erste gehen, auch wenn ich selbst die Frage nicht stellen werde.«
    »Kein Grund, sich zu streiten, Mädchen«, sagte Che und grinste. »Zum einen können wir einigermaßen sicher sein, daß es keine Gefahr gibt, weil der Gute Magier uns nicht schaden will, und außerdem würden die Flügelungeheuer es sowieso nicht zulassen.«
    »Aber im Augenblick beobachten uns die Flügelungeheuer nicht«, wandte Jenny ein, während sie sich umblickte.
    »Ganz bestimmt tun sie das«, sagte er, immer noch überlegen grinsend.
    »Ach ja? Wo denn?«
    Che deutete auf eine purpurne Drachenfliege, die auf einem nahegelegenen Strauch hockte: »Dort.«
    Sie blickte hin. »Aber das ist doch bloß ein Insekt!«
    »Das ist ein Flügelungeheuer. Es wird den anderen sofort Meldung machen, wenn irgend etwas vorfällt, oder sich sogar selbst darum kümmern.«
    »Das glaube ich nicht«, meinte Jenny.
    »Vorsicht«, murmelte Gwenny warnend.
    Doch sie kam zu spät. Die Drachenfliege war bereits verärgert. Sie schoß in die Luft und ließ einen Schweif von Funken und einen Kondensstreifen zurück. Dann jagte sie davon. Im nächsten Augenblick war sie wieder da, führte eine ganze Phalanx von Drachenfliegen an. Nun war das Geräusch ihrer Flügel deutlich zu vernehmen. In Formation schwangen sie herum und richteten sich auf Jenny Elfe.
    »Ducken!« rief Che. »Das ist ein Vergeltungsschlag!«
    Die drei warfen sich zu Boden. Kleine Flammenstöße zuckten über sie hinweg und versengten das Laub um sie herum. Dann waren die Drachenfliegen wieder verschwunden.
    Die drei standen auf. »Die haben nicht nur zur Schau geschossen«, sagte Che. »Wenn wir nicht in Deckung gegangen wären, hätten sie weitergefeuert. Nehme ich an.«
    »Ich schätze, die haben schon deutlich gemacht, worum es ihnen geht«, sagte Jenny. »Es tut mir leid, daß ich Zweifel daran hatte.«
    Die purpurne Drachenfliege erschien aufs neue und setzte sich auf ihre Schulter. »Sie nimmt deine Entschuldigung an«, erklärte Che.
    Gwenny lachte. »Aber du mußt sie nicht dafür küssen.«
    Jenny blieb ernst. »Trotzdem, bei der Herausforderung des Guten Magiers können sie uns nicht helfen. Das ist nicht erlaubt.«
    »Vielleicht kann Sammy ja einen sicheren Weg hinein finden«, schlug Che vor.
    Sofort huschte der kleine Kater über die Zugbrücke aus Ingwerkeksen. Jenny rannte hinter ihm her, wie sie es immer tat. »Warte auf mich, Sammy!« rief sie.
    Gwenny rollte die Augen. »Ihr seid meine beiden besten Freunde, aber manchmal mache ich mir über euch so meine Gedanken«, bemerkte sie. »Du solltest eigentlich klüger sein als den Vorschlag zu machen, daß Sammy irgend etwas suchen soll. Und sie sollte klüger sein, als blindlings in ein fremdes Schloß zu stürzen.«
    »Das sollten wir«, pflichtete Che ihr entschuldigend bei. »Aber wir sind es nicht.«
    »Ich hoffe nur, daß es

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