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Meeres-Braut

Titel: Meeres-Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
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Horizont durch ihren begrenzt bleibt. Du mußt dein Glück bei deiner eigenen Art suchen.«
    »Aber ich weiß doch noch nicht einmal, wo sich meine Art befindet!« protestierte sie. »Wo gibt es denn einen Männerberg oder ein Frauental?«
    »Solche Geländeabschnitte kenne ich auch nicht«, gestand der Zentaur. »Vielleicht solltest du statt dessen nach dem Schloß des Guten Magiers suchen, der, soviel ich weiß, inzwischen wieder im Geschäft ist. Den kannst du nach deinem Glück fragen.«
    »War der mal aus dem Geschäft raus?« fragte sie mit leiser Neugier.
    »Einige Jahre lang. Aber dann wurde das Schloß wieder aktiv, unter neuen Auspizien. Natürlich könnte es gewisse Schwierigkeiten geben, es zu orten und zu betreten, und es kann auch sein, daß du dem Guten Magier für die Beantwortung deiner Frage einen Jahresdienst ableisten mußt. Doch gibt es immerhin Leute, die der Auffassung sind, daß es die Mühe und diese Kosten wert ist.«
    Ida hatte gelernt, daß Zerebral nicht unbedingt seine eigene Meinung zum besten gab. Er hatte eine belehrende Art, von der sie annahm, daß sie für seine Gattung typisch war. Lehrer sprachen nie direkt und einfach mit einem. »Glaubst du denn, daß mir das die Sache wert sein sollte?«
    Er überlegte erst, denn er war nie so unvorsichtig, gedankenlos eine Meinung zum besten zu geben. Er hatte einmal einen Anfall von Maul-und-Klauen-Seuche erlitten, weshalb ihn die Zentauren ins Exil geschickt hatten. Deswegen stand er überhaupt hier als Lehrer zur Verfügung. Zwar stopfte er sich inzwischen die Klauen nicht mehr ins Maul, bewahrte aber seine nervtötende Vorsicht. »Ja, da anderes gleichwertig wäre, denke ich schon.«
    Also machte Ida sich auf den Weg zum Schloß des Guten Magiers. Sie trug eine kleine magische Tasche bei sich, die die Sollteseins ihr gegeben hatten. Darin bewahrte sie ihre förmliche Garderobe auf, eine Haarbürste sowie einen Satz Unaussprechliche zum Wechseln, dazu ein magisches Butterbrot für den Fall, daß sie hungrig wurde. Außerdem trug sie ein Armband, das sie vor Schaden durch andere Kreaturen schützte. Das waren Dinge, die die Faune und Nymphen einmal gefunden hatten, während die Sollteseins sie vor dem Vergessenwerden gerettet hatten. Die Sollteseins waren nicht habgierig; sie bewahrten lediglich Dinge auf, bis sie so verwendet werden konnten, wie es sein sollte.
    Traurig hatte sie sich von den Sollteseins verabschiedet, hatte befürchtet, daß sie, von diesen Kreaturen getrennt, niemals wieder so glücklich werden würde wie mit ihnen zusammen. Sie wußte, daß sie immer eine Vorliebe für Teiche, Sümpfe und sandige Ufer bewahren würde. Dann hatte sie den Weg betreten, der in das Unbekannte Zentralxanth führte.
     
    Am Anfang war ihr der Weg noch einigermaßen vertraut erschienen, weil sie etwa die letzten zwei Jahrzehnte lang dieses ganze Gebiet durchstreift war. Sie wußte, welche Nebenwege es zu vermeiden galt, weil sie zu Gewirrbäumen oder Drachenhorten führten, und welche Früchte man nicht essen durfte, beispielsweise Würgebeeren. Doch je weiter sie kam, um so unvertrauter wurde alles, bis sie schließlich in gänzlich fremdes Gebiet gelangte.
    Dort stieß sie auf eine Weggabelung. Welcher Weg wäre der beste? Sie konnte sich nicht entscheiden, wollte aber auch nicht herumtrödeln. Sie war nicht mehr im Nymphental, wo das Herumtrödeln eine Art Lebensstil war. Außerdem mußte sie mal eine Pause einlegen, um etwas Unaussprechliches zu erledigen, und sie war sich nicht sicher, ob das auch zum Trödeln zählte. Eines der seltsamen Dinge an dem Zentaurenlehrer war gewesen, daß er seine eigenen Körperfunktionen in aller Offenheit ausgeführt, gleichzeitig aber darauf bestanden hatte, daß sie als Menschwesen so tun müsse, als gäbe es solche Funktionen gar nicht. Das war Menschenart, hatte er gesagt, und sie mußte die Sitten der Menschen und ihr Verhalten so gut nachahmen, daß sie sich zu gegebener Zeit unter ihnen bewegen konnte.
    Da war ein Kobold einen der beiden Wege entlanggekommen. Ida hatte eine Idee. Kobolde waren zwar nicht gerade die nettesten aller Leute, konnten aber durchaus hilfsbereit sein, wenn man sie richtig ansprach. Vielleicht könnte sie ihn ja danach fragen, wo die beste Stelle für ihr unaussprechliches Geschäft war, und wenn er ihr darauf eine gute Antwort geben sollte, könnte sie ihn weiterhin fragen, welcher der beiden Wege der beste war.
    »He, Rülpsnase, wo ist denn hier die schlimmste Stelle, um

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