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Meeresblau

Meeresblau

Titel: Meeresblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauß
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herausfinden.“
    „Hätte ich den Fischschwanz der Meerfrau nicht gesehen, würde ich mir spätestens jetzt ernsthafte Sorgen machen.“
    „Ich mir auch. Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, deine Haut ist sozusagen amphibisch.“
    „Was?“
    „Genau.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Ihr Gesicht glühte wie ein Hochofen. „Auf dem Quadratzentimeter,den ich entnommen habe, befanden sich außerordentlich viele Schmerz-, Druck- und Thermorezeptoren. Besonders abgehoben war die Dichte deiner Tastrezeptoren. Was bedeutet, dass deine Haut enorm empfindsam sein muss. Sie ist im Übrigen vollkommen haarlos und sehr dünn. So kannst du im Wasser Sauerstoff aufnehmen und der Strömungswiderstand ist niedriger. Zugleich erklärt es deine Neigung zum Austrocknen. Es besteht aber auch die akute Gefahr, Gifte über die Haut aufzunehmen. Wahrscheinlich wärst du aus den Latschen gekippt, wenn du dich in den Hotelpool gestürzt und das Chlor aufgesaugt hättest. Oh Gott, das ist alles zu geil. Kneif mich mal.“
    Okay, Maya hatte also herausgefunden, dass er die Eigenschaften einer Qualle und die Haut eines Lurches besaß. Wenn das nichts Erheiterndes war.
    „Wahrscheinlich kannst du mit deiner Haut alles Mögliche unter Wasser wahrnehmen.“ Ihre Augen funkelten vor Begeisterung. „Feinste Temperaturschwankungen, Druckveränderungen, chemische Zusammensetzungen, Impulse und so weiter. Wir sollten unsere Tests dringend fortsetzen. Draußen auf See. In drei Tagen.“
    Flink wie ein Eichhörnchen sprang sie auf seinen Schoß und küsste ihn. Sie war warm, nervös und in Verzückung aufgelöst. Ihr Geschmack unverwechselbar süß. Er zog ihr den Kittel aus, machte sich an ihrem T-Shirt zu schaffen und wollte es gerade über ihren Kopf ziehen, als plötzlich die Tür aufflog.
    „Wusstet ihr, dass …“ Jeanne erstarrte. Perplex huschte ihr Blick von Maya zu Christopher und zurück. „Ähm, tut mir leid. Ich wusste nicht, dass ich ungelegen komme.“
    „Schon gut. Dass man auf diesem verdammten Schiff aber auch nicht abschließen kann.“ Maya stieg von seinem Schoß und raufte sich verlegen die Haare. „Nächstes Mal klopf bitte an, okay?“
    „Versprochen.“ Jeannes Mundwinkel zuckten. „Ich soll euch holen. Irgendein Roboter muss zu Wasser gelassen werden. Außerdem wird Chris im Labor gebraucht. Keine Ahnung, um was es geht, aber dieses Mädchen sah enorm hilfebedürftig aus.“
    „Ist es zufällig Susan?“, brummte er. „Hübsch, blond und aufdringlich?“
    „Ja.“ Jeanne runzelte die Stirn. „Hast du etwa eine Verehrerin?“
    „Kein Kommentar.“
    „Also ran an die Arbeit.“ Maya verriet lediglich durch einen Augenverdreher, was sie über Susan dachte. „Übrigens, auf den ersten Blick sah in deinem Blut alles normal aus, außer dass …“
    „Was?“, fuhr Jeanne ihr über den Mund. „Hast du etwa sein Blut untersucht?“
    „Auf meinen eigenen Wunsch“, erwiderte er.
    „Spinnst du? Was, wenn das in die falschen Hände gerät?“
    „Das wird es nicht“, konterte Maya. „Ich habe es gemacht wie Al Capone. Nach dem Geschäft wurden alle Spuren beseitigt. Jedenfalls, was ich sagen wollte: Dein Hämoglobinanteil ist um fünfzig Prozent höher als beim Menschen üblich.“
    „Wie bei einem Pottwal?“ fragte er ungläubig.
    „Genau, und dem Wal hilft dieser Umstand, bis in die Tiefsee hinabzutauchen. Bei den roten Blutkörperchen hat sich im Übrigen eine Anomalie gezeigt. Ihre Form ist ungewöhnlich länglich und ihre Struktur sah irgendwie seltsam aus. Auffällig war, dass der Anteil dieser Erythrozyten, die für den Transport von Sauerstoff zuständig sind, ziemlich gering ist. Daher ist dein Blut so dickflüssig. Fühlst du dich immer schlapp und müde, wenn du längere Zeit nicht im Wasser warst?“
    „Ja.“
    „Ich wette“, überlegte Maya, „dass die Werte ganz anders aussehen, wenn du frisch vom Schwimmen kommst. Wir sollten das dringend mal untersuchen.“
    „Untersteh dich“, rief Jeanne. „Mein Bruder ist keine Laborratte.“
    „Natürlich ist er das nicht. Ich will ihm nur helfen.“
    „Quatsch. Du bist neugierig.“
    „Auch“, gab Maya beschämt zu. „Asche auf mein Haupt. Aber ich fand bei dieser Gelegenheit etwas Bedenkliches heraus, das für den weiteren Verlauf der Reise wichtig sein könnte. Dein Körper, Chris, stellt sich nach und nach auf Hautatmung um, ergo auf ein Leben im Wasser. Der Abstand zwischen deinen Anfällen dürfte immer kürzer

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