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Meeresblau

Meeresblau

Titel: Meeresblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauß
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bettelnd über seine Arme strichen, verdrehte er innerlich die Augen.
    „Also gut. Dieses eine Mal. Aber tut mir den Gefallen und versucht es beim nächsten Schwarm selbst.“
    Er tauchte in das Getümmel aus Jägern und Gejagten ein. Als eine Gruppe von acht Fischen von ihren Verfolgern abgedrängt und in seine Richtung getrieben wurde, packte er blitzartig zu, fing eines der Tiere und tötete es mit einer schnellen Drehung seiner Hand. Ein zweiter und dritter Fisch folgte dem Ersten binnen weniger Sekunden.
    Dankbarkeit wehte durch seinen Kopf, als er zu seinen Artgenossen zurückkehrte, verbunden mit verletztem Stolz. Siewussten, dass sie schwach waren, doch noch schienen sie nicht bereit zu sein, ihre Ketten aus eigener Kraft zu zerreißen.
    Etwas Rohes, Ungezügeltes haftete ihnen an, als sie die Fische mit erschreckender Gier zerfetzten und verschlangen. Ein Verhalten, weit entfernt von der Erhabenheit, die er von seinesgleichen erwartet hatte. Hoffnung machte ihm nur der Mann mit den schwarzen Augen, der sich nach einigen Momenten stiller Beobachtung vom Gemetzel abwandte und seinerseits begann, sich im Jagen zu versuchen.
    Mit überragendem Erfolg, wie sich bald herausstellte.
    Schließlich, als jeder satt war und sie ihren Weg wieder aufnahmen, schoss einer der Fächerfische mit hoch aufgestelltem Segel und blendendem Körpermuster an Christopher vorbei. So nah, dass ihn die Luftblasen seines Kielwassers wie ein Vorhang umgaben. Es war ein stummer Gruß, eine kleine Ehrerbietung, zeigte ihm auf wunderbare Weise, dass man ihn als Teil dieser Welt ansah.
    Auf dem Rücken der großen Strömung ließen sie sich durch den Ozean tragen. Tage kamen und gingen wie ein monotoner, zeitloser Fluss. Dachte er an Maya, schmerzte die Sehnsucht wie eine offene Wunde. Sicher war sie längst zu Hause und wartete auf ihn, gab sich einer Hoffnung hin, von der er nicht wusste, ob er sie erfüllen konnte. Selbst wenn alles gut ging, würde es Monate dauern, bis sie sich wiedersehen würden. Skye war wie ein winziges Körnchen in der Unendlichkeit der See, irgendwo am anderen der Welt, und er konnte sich nicht mehr in ein Flugzeug setzen, um den Erdball innerhalb weniger Stunden zu umfliegen.
    Er betrachtete den Himmel über der Oberfläche, gab sich seinen Träumen und Erinnerungen hin und ließ sich vom Wal erzählen, was er in seinem langen Leben gesehen hatte. Manchmal schlief er für wenige Momente oder nutzte die Zeit, um dem Mann mit den schwarzen Augen Bilder aus der Menschenwelt zu zeigen. Oft wurden sie mit Angst beantwortet, und nie entbehrten sie einer gewissen Ungläubigkeit, doch sein neuer Freund schien bereit zu sein, mehr über das Leben an Land zu erfahren. Als das Interesse einer wachsenden Neugier wich und sie fast unaufhörlich Seite an Seite schwammen, gab Christopher seinem Gefährten den Namen Cal. Das Wort war mehrmals in seinen Gedanken aufgetaucht, vielleicht, weil es der Name eines lange vergangenen Lebens war.
    „Menschenunsinn“, beschwerte sich Cal, konnte jedoch nicht verbergen, das dieser Name etwas in ihm berührte. „Allem gebt ihr ein Wort. Dumm. Schrecklich dumm. Alles lebt und stirbt auch ohne Namen.“
    Er schimpfte vor sich hin, verwirrt von den Bildern, die Christopher ihm vermittelt hatte und ungläubig darüber, dass er nun einen Namen hatte, bis das zuvor lichtdurchflutete Meer unvermittelt dunkel wurde. Ein Sardellenschwarm zog über sie hinweg, so gewaltig, dass die ungeheure Masse aus Fischen den Ozean in Finsternis tauchte. Früher, vermittelte ihm Cal in seiner lautlosen Sprache, hatte es überall solche Schwärme gegeben, und es erschreckte ihn, dass sie bisher nur diesem einen begegnet waren.
    Obwohl es ihm unangenehm war, holte Christopher jene Erinnerungen herauf, die er tief in seiner Seele vergraben hatte. Bilder aus seinem jahrelangen Kampf um das Wohl der Meere. Von ihm und seinen Mitstreitern belagerte Zusammenkünfte der Mächtigen, auf denen die Schätze dieser Welt gnadenlos verschachert wurden. Eine Bucht in Japan, rot gefärbt vom Blut Hunderter Delfine, die man in die Enge getrieben und mit Lanzen und Messern abgeschlachtet hatte. Trawler, prall gefüllte Theken, Fischmärkte in Asien, auf denen nahezu jede im Meer lebende Spezies angeboten wurde. Er vermittelte Cal seine ohnmächtige Wut, als er vor Jahren vergeblich versucht hatte, die Freigabe eines Schutzgebietes für die Fischerei zu verhindern, und er zeigte ihm, wie es ihm angesichts des Wal-Massakers auf

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