Meeresblau
trinken, war diesmal nur einen Herzschlag lang zu ertragen. Beabsichtige er diese Wirkung? Es erinnerte sie an einen Abend vor vielen Jahren, als sie gemeinsam mit ein paar Freunden auf der Golden-Gate-Bridge gestanden hatte, zugedröhnt mit den bei Studenten so beliebten Drogen, den fernen Horizont im Blick und betäubt von einem Gefühlscocktail, der dem Gedanken, sich einfach fallen zu lassen, eine große Verführungskraft verliehen hatte. Es war keine Sehnsucht nach dem Tod im Spiel gewesen. Viel eher die Sehnsucht nach Leben.
Langsam ließ sie ihre Hand emporgleiten und fuhr seinen Arm hinauf bis zur Schulter, um dort einige Momente zu verharren. Ihr Blick klebte an seinen Lippen, während ihr Körper danach schrie, sie überall zu spüren. Saugend, liebkosend, streichelnd. Als Maya spürte, wie die Hand von ihrem Knie verschwand und einen Augenblick später über ihren Rücken glitt, brannte etwas in ihr durch. Ihre Finger schoben sich in seinen Nacken, und ehe sie wirklich begreifen konnte, was sie tat, fiel sie mit einem stürmischen Kuss über ihn her. Hitze durchflutete ihren Unterleib. Ein wohliges Seufzen von sich gebend umfing er ihre Taille und rückte näher an sie heran.
„Nimm dir, was du willst“, raunte er atemlos. „Ich gehöre dir.“
Keine Berührung hätte erotischer sein können als diese Worte. Mit zittrigen Fingern löste sie das Band, das seine Haare gefangen hielt. Sie ließ es zu Boden fallen und wich zurück, um zu sehen, wie die blauschwarze Flut befreit in sein Gesicht fiel. Vorsichtig, als könnte jede zu hastige Bewegung die magische Membran zerstören, strich sie die Locken zurück, grub ihre Finger hinein und fühlte, wie die Strähnen seidig über ihre Haut flossen. Sein Haar besaß dieselbe Farbe, wie man sie an der Lichtgrenze des Ozeans fand. Nachtblau.
Ein Blick hinunter zeigte ihr, mit welcher Heftigkeit sein Körper auf ihre Berührungen reagierte. Die unwillkürlich durch ihren Kopf fließenden Gedanken waren verrückt und poetisch, schmutzig, liebevoll und begierig. Sie öffnete den ersten Knopf seines weißen Hemdes, biss sich vor Nervosität auf die Unterlippe und machte sich über den zweiten und dritten her. Sein regungsloses Gesicht, seine in sich gekehrte Ruhe und die Art, wie er nach Atem rang, strahlten eine Sinnlichkeit aus, die sie an den Rand der Beherrschung brachte. Ungeachtet dessen bemühte sie sich um langsame Bewegungen. Sekunde um Sekunde genüsslich hinauszögernd. Als sie auf seine halb entblößte Brust starrte und er sich ein wenig zur Seite bewegte,erschien etwas auf seiner Haut.
„Schau mal, du leuchtest wieder.“ Makrelenstreifen zogen sich über seine Haut, bläulich silbern. Als er sich erneut ein Stück bewegte, verschwanden sie spurlos, nur um kurz darauf erneut aufzutauchen. Ein Hauch von Streifen fand sich auch auf seinen Armen und auf den Wangen. „Ist das krass.“
„Es wird stärker“, sagte er leise. „Am Anfang war es kaum zu erkennen, aber jetzt … du siehst es ja selbst.“
„Erinnert mich an einen Korallenfisch.“ Sie öffnete den letzten Knopf. Als das Hemd endlich über seine Schultern glitt, ließ sein Anblick sie einen Moment lang schwindeln. Fassungslosigkeit rang mit Entzückung um die Vorherrschaft. Niemals hatte sie solche Reinheit erblickt, hinter der Gefahr lag, denn kaum riss sie den Blick von seinem nackten Oberkörper los und sah ihm in die Augen, fühlte sie es erneut. Einen Sog, der sie einfangen wollte. Vielleicht hatte er mit seinen Befürchtungen recht. War sie nicht eine dieser Seelen, von denen er erzählt hatte? Ruhelos, zerfressen von Fernweh, vernarrt in das Meer?
Mit den Fingern strich sie über seine Haut. Er war schön. Viel zu schön. Jedes Detail sog sie auf, während sein Blick über ihren Körper wanderte. Als er auf ihrer Brust zum Ruhen kam, versteiften sich ihre Knospen und drückten sich durch den Stoff, gierig danach, von seinen Fingern und Lippen berührt zu werden.
Ihr Blick heftete sich auf das gespenstische Glimmen des Musters. Es leuchtete auf, verblasste und kehrte zurück. Wie ein Narrenspiel für ihre Sinne. So, wie er aussah, konnte er unmöglich mit auf das Schiff kommen. Nein, sie wollte nicht darüber nachdenken. Nicht jetzt.
Christopher beendete diesen entrückten Moment, indem er ihr Hemd aufknöpfte, es auszog und beiseite warf. Ohne zu zögern, widmete er sich ihrem BH. Eine kurze Bewegung und das Kleidungsstück, das Männer sonst hoffnungslos überforderte,
Weitere Kostenlose Bücher