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Meeresblau

Meeresblau

Titel: Meeresblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauß
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Jacobsen. Für Sie bin ich die Konzentration in Person.“ Susan kicherte. Die drei männlichen Studenten warfen ihr einen genervten Blick zu.
    „Da vier von ihnen noch nie etwas von diesen Geräten gehört haben“, fuhr Christopher fort, „will ich sie kurz erläutern. Das Multibeam ist dafür da, Signale im hohen Frequenzbereich in einem weiten Winkel auszusenden. Wir reden hier von circa zwölf kHz. Damit erhalten wir auf einer Breite von vier Kilometern eine genaue Topografie des Meeresbodens. Das Parasound wiederum funktioniert als Echolot-System. Es arbeitet mit Frequenzen von achtzehn bis dreiunddreißig kHz. Die Signale dieses Geräts dringen bis zu zweihundert Meter in das Sediment ein, wobei es im Gegensatz zum Multibeam kein flächendeckendes, sondern nur ein zweidimensionales Signal liefert. Dafür liefert es uns genaue Informationen darüber, aus welchem Material die verschiedenen Schichten des Ozeanbodens bestehen. Ergo erfahren wir jede Menge über seine Beschaffenheit, und dieses Wissen hilft uns bei der Einschätzung, wo wir lange Sedimentkerne entnehmen können.“
    „Warum?“, fragte einer der Studenten.
    Er musste über diese trockene Entgegnung lachen. „Wir hoffen, so die Klimageschichte der letzten zwanzigtausend Jahre rekonstruieren zu können. Die Lage und Ausdehnung der Sauerstoffminimumzone spielt dabei eine tragende Rolle.“
    … und wir schauen ganz nebenbei, wo sich die Ausbeutung des Meeres so richtig lohnt, fügte er in Gedanken hinzu. Er musste gähnen und streckte sich, ratterte während der nächsten zwei Stunden die Anweisungen herunter und führte die Studenten in die Bedienung der Geräte ein. Ausgenommen von Susan, deren Konzentration tatsächlich schwer zu leiden schien und gerade dazu taugte, ihm auf die Pelle zu rücken, war jeder der Anwesenden aufmerksam und lernbegierig. Noch vor Ablauf der vorgegebenen Zeit waren die Studenten eingewiesen und seine erste Aufgabe auf diesem Schiff beendet.
    Es war kurz vor elf, als er geduscht vor Mayas Kabine stand. Einen Moment zweifelte er, ob es wirklich ratsam war, was sie zu tun gedachten. Es war gewagt, keine Frage, aber er musste mehr über sich wissen. Und so vielleicht einen Weg finden, die Verwandlung zu verlangsamen.
    Maya hockte im Schneidersitz auf ihrem Bett und sprang auf, als er eintrat. „Hallo, mein Lieblingsfisch. Wenn ich bitten dürfte?“
    Sie setzte sich auf einen Klappstuhl und deutete auf den zweiten. Ein dumpfes Gefühl füllte seinen Magen, als er das auf dem Tisch stehende Metall-Tablett entdeckte. Ohne Frage vertraute er Maya. Aber vertraute er auch sich selbst?
    „Alles in Ordnung?“
    „Sicher doch.“ Er nickte und setzte sich. Allein ihr Gesicht zu sehen, ihr Lächeln und dieses nervöse Glitzern in kohlschwarzenAugen, machte ihn schwindelig vor Liebe. „Sollen wir?“
    „Gern.“ Maya strich mit dem Zeigefinger über das Orca-Emblem seines Shirts und schien nachzudenken. „Alan hat mir für heute Nacht sein Labor zur Verfügung gestellt. Es ist neben dem Lager der einzige Raum, den man abschließen kann, und Alan wiederum ist neben dir und Jeanne das einzige Wesen an Bord, für das ich meine Hand ins Feuer legen würde. Das heißt, ich kann dir heute Nacht bei der Suche nach deiner Andersartigkeit behilflich sein.“
    „Nur zu. Tob dich aus.“ Er begutachtete die Hautstanze auf dem Tablett. Sie erinnerte an einen dicken, türkisfarbenen Kugelschreiber und sah, sofern man nicht wusste, wofür sie gedacht war, vollkommen harmlos aus.
    „Wirklich?“ Wie ein kleines Mädchen kaute sie auf ihrer Unterlippe. „Ich will nichts tun, was du nicht auch willst.“
    „Ich habe dich darum gebeten, soweit ich mich erinnere.“
    „Ja. Ich komme mir nur vor wie … ach egal, los gehts.“ Sie zog Latexhandschuhe über, griff nach einem verschweißten Tütchen und zog ein Desinfektionspad heraus. „Wir fangen mit dem am häufigsten untersuchten Elixier des menschlichen Körpers an. Hat man dir schon mal Blut abgenommen?“
    „Nein.“ Er beobachtete, wie sie mit dem Pad über seine Armbeuge strich. Merkwürdigerweise wurde ihm schläfrig davon. Ihre Bewegungen waren so sanft und vorsichtig.
    „Keine Sorge, man merkt es kaum.“ Er hörte regelrecht, wie Mayas Herz einen aufgeregten Hüpfer vollführte. Wie sie da vor ihm saß, nervös und völlig aufgelöst, war sie unerträglich reizend. Plötzlich erschien ihm seine Jeans zu eng. „Ich habe die Dinger früher abgöttisch gehasst, aber nachdem ich

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