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Meeresrauschen

Meeresrauschen

Titel: Meeresrauschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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unseren
Spaß haben.«
    Zwischen den Bäumen tanzte ein kleines Licht hin und her und
die aufgeregten Stimmen der Mädchen waren nun deutlich bis zum
Strand hinunter zu hören.
    »Es sind vier«, murmelte Kyan. »Also eine für jeden von uns.« Er
packte Niclas und Pine an den Armen und zog sie auf die Füße. »Das
ist das erste Mal für euch«, zischte er mahnend, »ihr werdet euch
beherrschen, euch nur mit ihnen paaren und keine von ihnen küssen.
Ist das klar?«
    Niclas nickte kaum merklich.
    »Ob das klar ist?«, fuhr Kyan ihn an.
    Pine hob abwehrend die Hände. »Keine Angst, wir kriegen das
schon hin. Es wird keine von ihnen das Leben kosten.«
    »Gut.« Mit einem spöttischen Zug um die Mundwinkel wandte er
sich Liam zu. »Und du vergisst jetzt einfach mal die kleine Olivia, die
du so gern hast.«
    Liam knurrte, aber Kyan lachte nur und zog Niclas und Pine hinter
sich her ins Wasser.
    »Und was ist mit dir?«, fragte Liam zornig zurück. »Wen vergisst
du? Die schöne Lauren? Oder die Rothaarige, die du so lustvoll mit
deinem Kuss ertränkt hast? Wie kannst du dir überhaupt sicher sein,
dass
du
deine Triebe im Griff hast?«
    Kyan antwortete nicht. Für ihn gab es mittlerweile keinen Zweifel
mehr, dass er für eine höhere Aufgabe bestimmt war. Sein Lohn würden
viele Menschenmädchen sein. Aber das musste noch ein wenig
warten.
    Vorerst würde er sich ganz auf Elodie konzentrieren.
    Und was die Mädchen betraf, die er, Niclas, Pine, Liam und Hunderte
mehr von seiner Art in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren
berühren würden, so war es ein betörendes Gefühl zu wissen, dass
sie alle nie wieder einen Menschenjungen an sich heranlassen würden.
    Sicher, es würde eine Weile dauern, bis die Kanalinseln und weitere
Landstriche allein den Delfinnixen gehörten, aber er, Kyan, trug den
Schlüssel dazu in der Hand.

Die erste Zeit ließ Mam mich in Ruhe. Ich durfte in der Höhle
unter meiner Decke bleiben. Nur ganz selten wurde sie zurückgeschlagen,
und dann sah ich aus der Tiefe meines inneren
Verstecks in Rafaela Sallers Gesicht, das besorgt auf mich herabblickte.
    »Ich habe dir ein Sandwich gemacht«, sagte meine Mutter
meistens. »Und eine neue Flasche Mineralwasser hingestellt.
Es ist wichtig, dass du etwas trinkst«
    »Danke«, hörte ich mich antworten. Inzwischen funktionierte
meine Stimme sehr gut ohne mich.
    Als wäre ich ferngesteuert, hangelte ich mich von Stunde zu
Stunde, wie durch eine Watteschicht von der Welt da draußen
abgetrennt.
    Auf diese Weise vergingen einige Tage und Nächte, und ich
bekam es irgendwie hin, an nichts zu denken. Ich hatte das Gefühl,
immer kleiner und unwichtiger zu werden, zu unwichtig,
um Schmerzen zu empfinden oder überhaupt etwas zu spüren.
Gleichzeitig schien mein Körper zu wachsen. Er wurde
größer und stärker und bekam eine harte, undurchlässige Außenhaut,
die mich schützte und nichts hindurchließ, was mir
vielleicht doch noch etwas anhaben konnte.
    Allmählich fühlte ich mich sicher. Ich hatte meinen Platz
gefunden.

    »Elodie, so geht es nicht weiter.« Mams Stimme drang bereits
in meine Ohren, bevor sie die Decke zurückgeschlagen hatte.
»Das Wetter ist fantastisch. Und Sina hat schon mindestens
eine Million mal angerufen.«
    Ich hörte, wie sie die Gardine aufzog, drei Sekunden später
blinzelte ich ins Sonnenlicht.
    »Sie würde gern mit dir in die Stadt gehen«, sagte meine
Mutter.
    Ich kniff die Augen zusammen und streckte stöhnend den
Arm nach meiner Bettdecke aus, die sie in der Hand hielt.
»Ich kann noch nicht raus«, erwiderte ich matt. »Sie soll vorbeikommen.
«
    Mam lächelte. »Auch gut. Dann ruf sie am besten gleich an.
Ich bereite ein schönes Frühstück für euch, derweil gehst du
unter die Dusche und …«
    »Was? Ich soll sie anrufen?«
    »Wer denn sonst?«, entgegnete sie kopfschüttelnd, während
sie den Reißverschluss des Bettbezugs öffnete. »Ich habe in
den letzten fünf Tagen wirklich oft genug mit ihr gesprochen.«
    »He, was machst du denn da?«, protestierte ich. »Gib mir
meine Decke zurück! Wenn Sina sich noch mal meldet, kannst
du ihr ja sagen, dass …«
    »Kommt überhaupt nicht infrage«, fiel meine Mutter mir
ins Wort. Mit einem Ruck streifte sie den Bezug herunter und
ließ ihn auf den Boden fallen. »Ich verstehe ja, dass du Liebeskummer hast, aber allmählich wird es Zeit, dass du ins Leben
zurückkehrst.«
    Ich. Habe. Keinen. Liebeskummer.
    Ich. Will. Einfach. Nur. Meine. Ruhe.
    »Dein Bettzeug ist

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