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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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einmal passieren.
    Das Meer hatte eine besondere Rolle für mich vorgesehen, und so blieb mir allen menschlichen Unzulänglichkeiten zum Trotz gar nichts anderes übrig, als darauf zu vertrauen, dass ich zumin dest in den entscheidenden Momenten das Richtige tat.

    Gleich nachdem Cyril zu den Klippen hinuntergelaufen und kurz darauf ins Meer abgetaucht war, machte ich mich auf den Weg zu Jane, um sie über die bevorstehende Versammlung zu informie ren.
    Sie freute sich aufrichtig, mich zu sehen, schloss mich in die Arme und herzte und drückte mich überschwänglich. Stolz zeig te sie mir die mit Schmuck gefüllten Vitrinenschränke in ihrem gläsernen Anbau und berichtete vom großen Erfolg ihrer ersten Ausstellung.
    »Ich glaube, die Menschen hier fangen an, mich zu mögen«, erzählte sie, und ihre nussbraunen Augen strahlten vor Glück, als sie mich durch ihre Werkstatt in den Garten hinausführte. »Weißt du, Elodie, ich hätte mir niemals träumen lassen, dass ich auf dieser Insel je wirklich Fuß fassen würde. Inzwischen habe ich Guernsey und seine Menschen aufrichtig ins Herz geschlossen und das will ich mir von nichts und niemandem mehr kaputt machen lassen. Verstehst du das?«
    Und wie ich das verstand! Mehr noch. Janes Enthusiasmus wirkte geradezu ansteckend auf mich, und plötzlich war ich von dem sicheren Gefühl erfüllt, alles schaffen zu können, was ich mir vornahm.
    »Ich werde den Hainixen, die hier an der Südküste leben, gleich heute noch Bescheid geben. Die Botschaft wird sich wie ein Lauffeuer verbreiten, sodass das Treffen auf Little Sark bestimmt schon morgen Nacht stattfinden kann«, erklärte Jane optimistisch und bedeutete mir, auf der Gartenbank neben dem Teich Platz zu nehmen. Sie trug ein kniekurzes, hauchzartes und mit violetten Blumen bedrucktes Kleid über einer engen Jeans und dazu eine lange dunkelgrüne Häkelweste. Ihre roten Haare hatte sie mit selbst gefertigten muschelförmigen Silbernadeln zu einem lässigen Knoten zusammengesteckt, was ausgesprochen gut zu ihrem herzförmigen Gesicht passte.
    »Was ist mit Bo?«, fragte ich und wies mit dem Kinn zum Teich. »Wird er ebenfalls dabei sein?«
    »Also, mir persönlich wäre es sehr lieb, wenn ich ihn noch für eine Weile auf meinem Grundstück in Sicherheit wüsste«, erwi derte Jane und plötzlich wirkte sie bedrückt. »Ich fürchte aller dings, dass er sich schon bald nichts mehr von mir sagen lassen wird. Cyril hat ihm eine Menge Flausen in den Kopf gesetzt.« Sie stupste ihre Schulter gegen meine und lachte unglücklich auf. »Es wäre besser gewesen, wenn ich ihm den Teich nicht zur Heilung seiner Außenhaut angeboten hätte.«
    »Cyril hat ein gutes Gespür für ein nahezu perfektes Timing«, beruhigte ich sie. »Nichts, was er tut, ist unüberlegt. Fehler macht er natürlich trotzdem.«
    Jane nickte. »Wie wir alle. Oh, Elodie!«, rief sie dann. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie leid es mir tut, dass ich versucht habe, dir die Trennung von Gordy als Notwendigkeit einzureden. Kurz nachdem du von hier verschwunden warst, wusste ich plötzlich, dass es falsch war … und dass du hierhergehörst. Javen und ich … wir hätten uns nicht einmischen dürfen. Die Tage, nachdem du abgereist warst, sind so schrecklich dunkel gewesen. Der Himmel hing tief und grau über uns, als wollte er uns erdrücken, und das Meer … entweder es hat getobt oder es lag da wie tot. Ich weiß, es klingt verrückt, aber ich konnte regelrecht spüren, dass es getrau ert hat.«
    Beklommen sah ich sie an.
    »Es war nicht falsch«, sagte ich leise. »Irgendwie hat sich ja alles geregelt. Gordy und ich haben erst verstehen müssen, dass eine Trennung unvermeidlich ist«, fügte ich tapfer hinzu.
    Freimütig erzählte ich ihr von unserer Reise in den Atlantik und meiner Begegnung mit den Delfinnixen und erkundigte mich schließlich, in der festen Annahme, dass Jane sich mir gegenüber inzwischen ebenso offen verhalten würde wie ich ihr, ein weiteres Mal vorsichtig nach Bos Schicksal. Doch noch während ich meine Frage formulierte, merkte ich, wie sie sich wieder verschloss.
    »Ich möchte nicht darüber sprechen«, sagte sie. Es klang zwar nicht harsch, aber doch so entschieden, dass ich es sofort bereute, überhaupt davon angefangen zu haben. »Es würde eh nichts än dern. Und deshalb versuche ich, möglichst gar nicht mehr daran zu denken und vor allem andere nicht damit zu belasten. Letzt endlich hat ohnehin jeder sein eigenes Päckchen zu

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