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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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richtig? All die Delfine und Sie … weil Sie ihn hier in dieser Bucht vermuten?«
    Ehe Javen oder ich etwas darauf entgegnen konnten, wurde der Suchscheinwerfer wieder angeworfen. Ein heller Lichtkegel taste te sich über die wogende Meeresoberfläche bis zur Küste hinüber. Der Regen fiel in glitzernden Fäden vom Himmel und plötzlich sah ich ihn: Gordian, der über die Klippen raste, als wäre der Teu fel hinter ihm her. Eine Sekunde später erfasste ihn das Schein werferlicht. Die Steine unter seinen Füßen leuchteten golden auf. Schattenlos flog er über sie dahin.
    »Das ist er!«, kreischte Aimee. »Der da hat sie alle umgebracht!«

»Das ist nicht wahr«, sagte ich mit zitternder Stimme. »Bitte, Ka pitän Ledoux, Sie müssen mir glauben, dieser Junge ist ein Nix. Ein ganz besonderer Nix, das stimmt. Aber er ist nicht der Mäd chenmörder!«
    Aimees Vater musterte mich forschend. »Willst du damit sagen, dass meine Tochter lügt? Dass sie absichtlich einen Falschen be zichtigt?«
    »Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Aimee weiß es nicht besser. Sie kann es ja gar nicht wissen.«
    Hilfe suchend wandte ich mich Javen zu, doch der stand mit vollkommen regungsloser Miene da und starrte wie paralysiert zu den Klippen und zu Gordy hinüber. Klar, er würde mir nicht zur Seite stehen. Schließlich hatte er in seinem Interview ja selber behauptet, dass Gordian der Anführer der Delfinmutationen sei.
    »Tut mir leid, aber das Risiko können wir nicht eingehen«, hör te ich den Mann mit dem Headset sagen.
    Ich betrachtete ihn etwas genauer und schätzte ihn auf Mitte vierzig. Seine dichten schwarzen Haare waren von grauen Sträh nen durchzogen und der Blick aus seinen dunkelblauen Augen fest entschlossen. »Mein Name ist Major Jack Kesten, Officer Commander der 22. SAS Squadron.« Noch während er sich Javen und mir vorstellte, wandte er sich Aimees Vater zu. »Die Einlei tung des Toxins vorläufig zurückstellen!«
    Ich stöhnte erleichtert auf. Doch dann tippte Major Kesten an den Lautsprecher seines Headsets und gab einen weiteren Befehl, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    »Scharfschützen in Fort Richmond, Fort le Crocq und Fort Saumarez Position beziehen!«
    Sie müssen verdammt gut sein, wenn sie ihn bei diesem Wetter treffen wollen.
    Was? Mein Blick flog zu Javen, der noch immer stumm neben mir stand und seltsam unbeeindruckt wirkte.
    Du solltest ihn trotzdem von da wegholen. Haltet euch in Richtung Südwestküste und St Saviour. Dort befindet sich ein riesiges Süßwasserreservoir, in dem ihr vorläufig Unterschlupf finden könnt.
    Toller Vorschlag! Und wie, bitte schön, soll ich das anstellen?
    Bei drei springst du auf der anderen Seite über die Reling.
    Atemlos sah ich ihn an. Ihn und die anderen Männer an Bord.
    Vertrau mir! … Bitte!
    Mein Herz raste.
    Eins … zwei …
    Bei drei rannte ich los. Ich tat es, weil mir ohnehin nichts ande res übrig blieb. Einen Grund, Javen zu vertrauen, hatte ich nicht. Vielleicht hoffte er, dass einer der Uniformierten mich erschoss. Danach würde er alle, die sich hier an Deck befanden, die ganze Geschichte vergessen lassen können.
    Warum hast du das nicht schon längst getan?, rief ich ihm verwun dert zu, während ich an Major Kesten, Kapitän Ledoux und den anderen vorbeiraste. Ich registrierte ihre verblüfften Gesichter, ih ren Schrecken und die zeitlupenartigen Bewegungen, mit denen sie nach mir zu greifen versuchten.
    Aus dem gleichen Grund wie du, gab Javen zurück, nur einen Atemzug später schlug das Wasser über mir zusammen, und bevor ich den nächsten tat, hatte ich meine Schutzhülle bereits wieder aufgebaut.
    Ich achtete weder auf den Tanker oder die Hainixe, die sich um ihn herum postiert hatten, noch auf die Delfine, deren Leiber im Licht der Gewitterblitze silbern aufschimmerten, sondern stob in einem Höllentempo auf die Küstenriffe zu und warf mich an der nächstbesten Stelle an Land.
    Im Meer hatten die Handschellen mich nicht sonderlich ge stört, dort war die Schwanzflosse mein Antrieb, doch als ich mich nun aufrappeln wollte, merkte ich, dass sowohl meine Bewegungs freiheit als auch die Fähigkeit, meinen Körper im Gleichgewicht zu halten, enorm beeinträchtigt waren. Es half nichts, ich musste die Dinger loswerden, und so biss ich die Zähne zusammen und spannte meine Muskeln an, so fest ich konnte. Das Metall schnitt mir in die Haut, ich schaffte es nicht, die Schellenringe zu spren gen oder die Schließsperren zu

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