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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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gelangten wir erst später.«
    »Wie meinst du das, wenn du sagst, dass es am Wasser lag?«, hakte ich behutsam nach.
    »Es war dichter als üblicherweise.«
    »Das kann nicht sein«, erwiderte ich, ohne darüber nachzuden ken.
    »Ich weiß selbst, dass das nicht möglich ist«, gab Gordian ein wenig gereizt zurück. »Rein physikalisch zumindest.«
    Plötzlich kam mir etwas in den Sinn.
    Vielleicht war es eine Art Schutz. Ich meine, so ähnlich wie damals bei mir in Lübeck, als das Meer mich daran hinderte, ans Ufer zurückzuschwimmen. Oder gerade eben, als es die Zeit stillstehen ließ und mir dabei half, Gordy zu retten, fügte ich als geschützten Gedan ken hinzu. Auf keinen Fall wollte ich, dass er erfuhr, wie seine Eltern und die anderen Nixe sich verhalten hatten.
    »Ja.« Er nickte. »Genau das dachte ich auch.«
    »Und jetzt denkst du es nicht mehr?«
    »Keine Ahnung. Ich habe diesen Nix nur ganz kurz gesehen, wenige Sekundenbruchteile vielleicht, dann wurde auf einmal al les schwarz um mich herum und unmittelbar darauf bist du auf getaucht.«
    »Du hast von mir geträumt«, versuchte ich ihm auf die Sprünge zu helfen. Es war wirklich frustrierend, an wie wenig er sich erin nerte. Immerhin waren Cullum, Ramon, Poy und er eine ganze Weile weg gewesen.
    »Mhm.« Wieder nickte Gordy. Dann ließ er die Stirn auf seine Knie sinken und stöhnte. »Du hast mit jemandem gesprochen.«
    »Ich? … In deinem Traum?«
    »Ja.«
    »Und was war daran so schön?«, fragte ich ungeduldig.
    Er hob den Kopf und warf mir einen verständnislosen Blick zu.
    »Dass du mich gehalten hast. Die ganze Zeit über.«
    Ich war mir nicht sicher, ob ich ihm folgen konnte.
    »Während ich mit jemand anderem redete?«
    »Das schien mir nicht so wichtig zu sein«, gab Gordian zurück.
    »Aha …?«
    »Ach, verdammt, ich weiß es doch auch nicht!«, rief er ungehal ten, nahm einen faustgroßen Stein in die Hand, holte aus und schleuderte ihn ins Wasser.
    »Gordy, was soll da…?«
    Weiter kam ich nicht, denn in dieser Sekunde bemerkte ich einen Schatten, der sich nur wenige Meter neben uns aus den Klippen erhob und sich dann blitzschnell ins Meer hinunterglei ten ließ.
    Die feinen Härchen an meinen Unterarmen stellten sich auf. Ein Hainix!, durchzuckte es mich. Was sonst? – Es konnte nur ein Hainix gewesen sein! Einer der drei – oder waren es inzwischen sogar mehr geworden? –, die uns verfolgten, beobachteten und belauschten, bisher nur noch nicht angegriffen hatten.
    Ich unterdrückte den Reflex, ins Wasser zu springen und ihm zu folgen. Außerdem irritierte mich Gordians leises Lachen.
    Das ist kein Hai gewesen, Elodie, sondern eine Mönchsrobbe. Es gibt nur noch wenige von diesen Tieren und auf den Inseln hier stehen sie sogar unter dem Schutz der Menschen.
    Bist du sicher? Ist das tatsächlich eine Robbe gewesen?
    Er berührte sanft meinen Handrücken. Ganz sicher. Eine ausgewachsene natürlich, fügte er noch immer lächelnd hinzu.
    »Okay«, sagte ich, atmete einige Male tief durch und nahm den alten Gesprächsfaden sofort wieder auf. »Bitte, streng dich ein bisschen an, Gordy. Mit wem habe ich gesprochen? Und was habe ich gesagt?«
    »Das habe ich nicht verstanden.«
    »Ausgeschlossen«, entgegnete ich. »Du verstehst jede Sprache dieser Welt. Und meine Gedanken hörst du bereits, bevor ich sie zu Ende gedacht habe.«
    »Nur, wenn du mich lässt«, betonte er. »Aber in diesem speziel len Fall hat all das ohnehin keine Bedeutung. Schließlich war es nur ein Traum. Vielleicht diente er dazu, mir das Sterben zu er leichtern. Du hast mich in deinen Armen gehalten, aber du warst mit deinem Bewusstsein in einer Welt, zu der ich schon keinen Zugang mehr hatte.«
    Ich starrte ihn an. Das klang ziemlich abgefahren, aber durch aus plausibel.
    »Es hat sich irgendwie so richtig angefühlt«, fuhr Gordian fort.
    »Du meinst, ich hätte dich sterben lassen sollen?«, erwiderte ich empört und erschrocken zugleich.
    Ja, vielleicht.
    Das kann unmöglich dein Ernst sein!
    »Vielleicht fordert das Meer einen Tribut«, wisperte er. »Für das, was ihm angetan wird.«
    »Und das Opfer soll ausgerechnet ein Nix sein?« Eigentlich wollte ich ihm keinen Vogel zeigen, denn dafür war die Situation viel zu ernst, aber dieses Argument leuchtete mir nun wirklich nicht ein.
    Ein Plonx, betonte Gordy.
    »Nein, nein, nein und nochmals nein!«, fuhr ich ihn an. »Mag sein, dass dein Körper anfälliger für die Auswirkungen des Tiefen drucks ist als der

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