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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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einfach nur Sex.
    Nein, wollte ich sagen, ihr erklären, dass sich alles ganz anders verhielt, doch ich begriff, dass es völlig sinnlos war, mit Kirby da rüber zu diskutieren. Und es ging sie auch nichts an.
    Hör mir gut zu, Elodie , zischte sie nun ganz nah an meinem Ohr. Gordy und ich gehören zusammen, seit wir geboren sind. Vielleicht hat das Meer es so bestimmt, vielleicht auch nicht. Für mich persönlich spielt das keine Rolle. Ich weiß , dass es so ist. Und ich werde ihn nicht gehen lassen.
    Mit langsamen Flossenschlägen glitt sie um mich herum und lehnte sich dann leise seufzend gegen die Klippenwand. In dem schwachen Licht, das noch bis hier unten herabfiel, schimmerte ihr Gesicht gespenstisch weiß. Die Farbe war aus ihren Lippen gewichen und ihre Iris glich einem wässrigen Aquamarin. Ihre Erschöpfung war nicht zu übersehen, und ich fragte mich, warum sie sich überhaupt die Mühe machte, mir all diese überflüssigen Dinge zu sagen, die uns nur Zeit und Kraft kosteten.
    Du solltest besser zurückschwimmen , sagte ich.
    Kirby schloss für einen Moment die Augen und schüttelte den Kopf. Ich bin noch nicht fertig, erwiderte sie stockend. Ihr Brustkorb hob und senkte sich in kurzen, ruckartigen Abständen. Gordys Verwandlung in einen Plonx war für uns alle überraschend, fuhr sie fort. Ich kann wie keine andere nachempfinden, was in ihm vorgegangen ist, und ich werde ihm immer treu zur Seite stehen … Was du ihm nicht versprechen kannst … Denn du bist anders als er … Du bist eine Hainixe … Du wirst das Interesse an ihm verlieren … irgendwann … genauso wie er an dir.
    Was soll das Kirby?, fuhr ich sie an. Sowohl ihre Worte als auch ihr besorgniserregender Zustand machten mich zornig. Warum sagst du mir das alles? Du kannst es doch gar nicht wissen.
    Wie auch immer, murmelte sie. Ich werde einen Weg finden, um mit ihm glücklich zu sein. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Wis send. Irr. Böse. Mein Plan steht, Elodie. Ganz egal, was du da unten in dieser verdammten Höhle erfährst …
    Du glaubst doch gar nicht daran, fiel ich ihr ins Wort. Was also sollte ich dort deiner Meinung nach schon erfahren?
    Noch im gleichen Moment wurde mir klar, was Kirby sich er hoffte. Sie spekulierte darauf, dass auch mein Körper dem Tiefendruck nicht standhalten konnte. Vielleicht hatte sie sogar recht damit. Eines war allerdings schon jetzt sicher: Sie würde mir nicht helfen. – Und Gordy könnte sie dann später erzählen, dass er ihre Hilferufe offenbar nicht gehört habe und sie daraufhin alles versucht hätte, um mich zu retten, bis sie beinahe selber ohnmächtig geworden sei. Die Frage, warum sie nicht einfach ihr Talent einsetzte und mich lähmte, stellte ich mir gar nicht erst. Denn vor Gordy würde sie nicht verbergen können, dass sie nachgeholfen hatte.
    Kirbys Lächeln wurde immer befremdlicher.
    Ich weiß genau, was ich zu tun habe, murmelte sie so leise, dass ich sie kaum noch verstand, dann verdrehte sie ihre Augen weit nach oben, und ihre Iris verschwand vollständig unter dem Oberlid. Kirbys Schwanzflosse erschlaffte, ihr Oberkörper kippte zur Seite, und bevor ich auch nur zu der kleinsten Reaktion fähig war, tru delte sie bereits kopfüber in die Tiefe.
    Wie paralysiert starrte ich ihr hinterher, registrierte das silbrige Schillern ihrer Delfinhülle, das sich allmählich von mir entfernte, sah, wie ihr hilfloser Körper gegen die Klippenwand schlug, und war nur noch von einem einzigen Gedanken beherrscht:
    Nicht ich würde sterben, sondern Kirby.
    Sie würde nie mehr zurückkehren und Gordian würde frei sein.

    Ich hätte gerne geglaubt, dass die Entscheidung meinem Herzen entsprang, aber das wäre eine Lüge gewesen. Vielmehr handelte es sich um einen Reflex in meiner Schwanzflosse, dem ich mich nicht widersetzen konnte.
    Ohne nachzudenken, schoss ich pfeilschnell in die Tiefe, achtete weder auf scharfkantige Felsvorsprünge noch auf den Druck, der meinen Körper hart umfing, und stoppte dieses ungeheure Tempo erst, als ich auf einer Höhe mit Kirby war. Ich schlang meine Arme um ihren Leib und presste sie fest an mich, dann machte ich eine Kehrtwende und stieß in Richtung Meeresoberfläche zurück.
    Auf den ersten Blick schien Kirbys Delfinhaut unverletzt zu sein, trotzdem wollte ich unbedingt eine Zone erreichen, in der der Tiefendruck nicht mehr so belastend war, bevor ich versuchte, sie aus ihrer Ohnmacht zu befreien.
    Lass es mich schaffen, bat ich. Kirby darf nicht

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