Meerestosen (German Edition)
warten«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Das Menschenmädchen sollte sich besser sofort entscheiden.«
»Aber ich kann doch nicht …«
»Was?«, unterbrach er ihren zaghaften Protest. »Mich küssen?«
Sanft fasste er sie unters Kinn und hob es an. Zwischen seine und ihre Lippen passte kaum noch ein Windhauch.
Shelley atmete nicht mehr. Möglicherweise stand sogar ihr Herz still.
Zak fand, dass sie einfach hinreißend aussah, mit diesem leicht entrückten Ausdruck in den Augen.
»Wenn du mich küsst, wirst du nie wieder einen anderen wollen. Also überleg es dir gut.«
Shelleys Brust bewegte sich ruckartig und ihr Atem fuhr ihm durchs Gesicht. »Es gibt keine Sirenen … oder Meermänner. Das sind doch alles bloß Geschichten.«
»Na, dann besteht ja keine Gefahr«, murmelte Zak und legte seinen Mund auf ihren. Behutsam öffnete er ihre Lippen, voller Erwartung, welche Gefühle die Berührung ihrer Zunge in ihm auslöste. Ob es genauso sein würde wie mit Joelle?
Zak schloss die Augen und küsste Shelley langsam und lustvoll, freute sich über die kleinen Seufzer, die sie ausstieß, und über ihren warmen Körper, der sich ihm zwar noch immer zaudernd, aber doch unmissverständlich entgegenbog. Das Blut rauschte ihm in den Ohren, als ob es Meerwasser wäre, pulsierte durch seine Adern und in seine Lenden. Es war anders als mit Joelle, ganz anders. Shelleys Lippen waren runder und weicher, ihr Kuss voller Hingabe und ihre Haut so unfassbar zart …
Zak würgte, als das Salzwasser seinen Rachen hinaufkroch, und schaffte es gerade noch rechtzeitig, sich von Shelley zu lösen, bevor es in seine Mundhöhle schoss.
Entschlossen sog er es in seine Lunge zurück, tat einen beherzten Atemzug und stellte erleichtert fest, dass es sich problemlos mit der Luft vermischte und das Rauschen in seinem Körper augenblicklich verebbte.
Zak schob seine Hand in Shellys Taille, legte sein Gesicht in ihre Halsbeuge und atmete ihren Duft. Jetzt endlich verstand er Kyan, konnte seinem Freund und Anführer nachfühlen, wie schwer es ihm gefallen sein musste, dieser Urgewalt zu widerstehen. Aber Zak hatte es geschafft. Nicht nur bei Joelle, sondern auch bei diesem Mädchen. Er konnte ES kontrollieren …
Leider war Shelley nicht die Richtige. Weder ihr Blick noch ihre Stimme, ihr Lächeln oder ihr Kuss hatten eine Spur in seinem Herzen hinterlassen. Sie jedoch würde nun nicht mehr von ihm lassen können, sie würde ihn verfolgen, sein Geheimnis entdecken und ihn verraten.
Zak hatte keine Wahl.
»Komm«, wisperte er, während er Shelley eine Locke aus der Stirn strich. »Lass uns schwimmen gehen.«
»Aber …«
Wieder wollte sie protestieren, doch Zak war bereits auf die Füße gesprungen. Er griff nach ihren Händen, zog sie in den Stand und hob sie auf seinen Arm.
Shelley lachte und strampelte wie ein Kind, als er mit ihr über den Strand auf das Meer zurannte, bei jedem Schritt die feinen Sandkörner und Muschelschalen unter seinen Sohlen spürte und schließlich bis zu den Hüften im Wasser stand.
Langsam ließ er Shelley hinunter.
»Ich verspreche dir, dass es nicht wehtut«, sagte er beinahe zärtlich, und ehe sie etwas sagen konnte, waren seine Hände schon unter ihr T-Shirt geglitten. Mit sanftem Schwung zog er es ihr über den Kopf und warf es in hohem Bogen hinter sich.
»Zak, bitte …«
»Du brauchst es nicht mehr.«
»Zak …«
Er drückte sie an sich und verschloss ihre Lippen mit einem Kuss.
Shelley stöhnte.
Lustvoll zuerst.
Dann panisch.
Mit aller Macht presste sie ihre Hände gegen seine Schultern.
Wand sich in seinen Armen.
Zak spürte ihre Angst, den schnellen Atem, den trommelnden Herzschlag – und wie ihre Haut sich an seiner rieb. Es war ein betörendes Gefühl, sie so zu küssen und zu wissen, dass sie jetzt sterben würde und dass er es war, der sie dem Meer zurückgab – als Ausgleich für eine der vielen Tausend Seelen, die die Menschen den Ozeanen bereits entrissen hatten.
Das Rauschen in seinen Ohren raubte ihm die Sinne. Zak brauchte nicht mehr nachzudenken, er wusste, dass er das Richtige tat, als er sich nach vorn fallen und mit dem Mädchen im Arm unter die Wasseroberfläche gleiten ließ.
Die Dunkelheit umschlang mich so sanft wie eine Umarmung. Ich hatte das Gefühl zu schweben, und noch immer hörte ich diese wunderschöne Melodie, die jede Faser in mir zum Schwingen brachte, als wären sie die Saiten einer Harfe.
Ich hatte keine Vorstellung davon, wo ich mich befand und
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