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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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Vielleicht war es aber auch bloß eine spezielle Hainix-Art, die Dinge so zu betrachten. Reine Einzelgängerwesen waren auf Sympathien, die andere ihnen entgegenbrachten, im Grunde gar nicht angewiesen. Sie existierten sozusagen aus ihrem Selbst heraus und waren auch nur sich selbst verantwortlich. Wo möglich konnte Cyril es nicht einmal wirklich empfinden, wenn ein anderer ihn mochte oder sogar liebte. – Ein seltsamer Gedan ke, der mich innerlich ganz kühl werden ließ, und plötzlich war ich heilfroh, dass ich zur Hälfte menschlich war.
    »Wenn es Javen oder mir wichtig wäre, was andere über uns denken oder ob sie uns mögen oder nicht, könnten wir nicht tun, was wir tun«, sagte Cyril unvermittelt.
    »Du verfolgst meine Gedanken«, erwiderte ich empört. »Du tust es unentwegt.«
    »Dein Problem, wenn du sie teilst«, gab er knapp zurück.
    Tja, darauf gab es nichts zu entgegnen.
    »Es ist also keine spezielle Hainix-Art«, schlussfolgerte ich statt dessen.
    »Nein.« Cyril wandte sich zu mir um. »Tyler beispielsweise legt außerordentlich großen Wert darauf, dass er bei anderen gut ankommt. « Er deutete auf den Teller mit Zuckerwaffeln, den Tante Grace mir mit nach oben gegeben hatte. »Hast du eigentlich mal was gegessen?«
    »Du bist wirklich schrecklich aufmerksam«, sagte ich und rich tete mich wieder auf.
    Ich griff nach dem Teller, platzierte ihn auf meinem Schoß und betrachtete ihn unschlüssig. Offenbar war ich mittlerweile derma ßen ausgehungert, dass ich schon gar nicht mehr spürte, wie sehr mein Körper nach Nahrung verlangte.
    »Also, ich will dir ja nichts wegfuttern«, meinte Cyril zwin kernd, »theoretisch könnte ich allerdings schon gut wieder was vertragen.«
    Und ehe ich mich versah oder »Dann bedien dich doch« sagen konnte, hatte er sich bereits die oberste Waffel geschnappt, zusam mengerollt und in seinen Rachen geschoben.
    »Hmm! Die ist absolut köstlich«, schwärmte er. »Und jetzt du.« Cyril rollte die nächste Waffel ein und hielt sie mir unter die Nase. »Mund auf!«
    »Hast du das ganze Ding etwa auf einmal verschlungen?«, tadel te ich grinsend.
    »Du musst es mir ja nicht nachmachen«, erwiderte er. »Schließ lich bist du eine Dame.«
    »Einigen wir uns auf Mädchen«, sagte ich und biss zu.
    Cyril hatte nicht übertrieben. Obwohl die Waffel längst kalt und inzwischen auch ein wenig pappig geworden war, hatte sie einen wunderbaren Vanille-Geschmack.
    »Tante Grace eben«, bemerkte ich kauend. »Was auch immer sie zubereitet, schmeckt einfach fantastisch. Gordy weiß echt nicht, was ihm entgeht.«
    Es rutschte mir über die Lippen, ohne dass ich darüber nach dachte, und schon zog sich mein Magen wieder zusammen. »Scheiße, Cyril, ich vermisse ihn so!«
    Auch das hatte ich nicht sagen wollen, aber mit irgendjeman dem musste ich einfach darüber reden, sonst drohte es noch mich von innen her aufzufressen.
    »Ich weiß«, sagte Cyril. Er nahm den Teller von meinem Schoß und stellte ihn auf den Nachttisch. »Ich bleibe heute Nacht hier, wenn du nichts dagegen hast.«
    Hatte ich nicht. Trotzdem war es eine ausgesprochen blöde Si tuation.
    »Ich werde dich nicht anfassen.« Demonstrativ präsentierte Cy ril mir seine erhobenen Handflächen. »Und ich werde dich ganz sicher nie wieder küssen. Versprochen.«
    Ein wenig ratlos darüber, was ich von diesem Gelöbnis halten sollte, starrte ich ihn an.
    »Gordian hat übrigens Verständnis für dein Handeln gezeigt«, eröffnete ich ihm schließlich. »Er sagt, du liebst mich. Deshalb hättest du das getan.«
    Cyril erhob sich und lief nun langsam und mit gesenktem Kopf vor dem Bett auf und ab.
    »Ist es so?«, bohrte ich weiter. »Liebst du mich?«
    Cyril sog geräuschvoll Luft ein. »Ja«, gab er schließlich zu. »Das tue ich. Auch wenn es für dich vielleicht nicht so aussieht, aber ich liebe dich von ganzem Herzen, Elodie. Allerdings …«
    Ich bedeutete ihm durch eine abwehrende Geste, bloß nicht weiterzureden. Eine Liebeserklärung war nun wahrlich das Letzte, wonach mir der Sinn stand. Alles, was ich wollte, war Klarheit, insofern war ich durchaus froh, dass er so offen damit umging.
    »Du hast mal gesagt, dass du dein Leben an meiner Seite ver bringen wolltest«, sagte ich jetzt. »Erinnerst du dich?«
    »Natürlich. Ich erinnere mich an jede Sekunde mit dir.«
    »Cyril … bitte …!«
    »Was ist denn, Elodie?«, fuhr er ungeduldig dazwischen. »Für mich ist das alles überhaupt kein Problem.«
    »Ts!«,

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